FC Augsburg:Ach, der Thurk ist ja noch das geringste Übel

Der FC Augsburg ist der Abstiegskandidat Nummer eins. Das sagen die meisten - nein: alle Experten. Stimmt das auch? Ein Stresstest für den FC Augsburg 1907 vor dem Bundesliga-Start gegen den SC Freiburg. Das Ergebnis: bedingt bundesliga-tauglich.

Stefan Mayr

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Der FC Augsburg ist der Abstiegskandidat Nummer eins. Das sagen die meisten - nein: alle Experten. Stimmt das auch? Die Süddeutsche Zeitung unterzog die FC Augsburg 1907 GmbH & Co KGaA vor dem Bundesliga-Start am Samstag (15.30 Uhr) gegen den SC Freiburg einem letzten Stresstest. Das Ergebnis: bedingt bundesliga-tauglich. Die Kooperationspartner: Nach den zahlreichen Negativ-Schlagzeilen der letzten Tage hat der Klub am Tag vor der Premiere endlich wieder eine richtig positive Nachricht verkündet: Achtung: Die Kooperation mit der Puppenkiste wurde verlängert! Jeder gegnerische Kapitän bekommt vor dem Spiel eine Marionette überreicht. Wie nett! Nochmals Achtung: Bei zu vielen Niederlagen kann die Präsenz der Puppen arg nach hinten losgehen: Der Vergleich mit den holzfüßigen Witzfiguren droht.

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Die Sponsoren: Trikotpartner AL-KO ist reichlich unbekannt und zahlt eine Summe, die im Liga-Keller ganz tief unten liegt. Viel prominenter ist der neue Stadion-Namensgeber: Die SGL Group ist ein Global Player im Wachstumsmarkt Carbon, Teilhaber sind VW und Milliardärin Susanne Klatten. Das klingt nach Zukunft.

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Das Stadion: Bemerkenswert: Der FCA hat die erste Bundesliga-Arena mit CO2-neutraler Energieversorgung. Das spart jährlich etwa 750 Tonnen CO2 ein. Auch im Kampf gegen tieffliegende Feuerzeuge und Rauchbomben setzt die zwei Jahre junge Arena Maßstäbe: Alle Tribünenplätze werden 90 Minuten lang gefilmt. Jeder, der ein Konfetti auf den Platz wirft, kann nachträglich identifiziert werden. Die Geschäftsstelle: Der FCA hat ganze zwölf Angestellte. Beim FC Bayern ist allein die Stollen-Austausch-Abteilung bestimmt größer.

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Der Präsident: Walther Seinsch, 69. Ehemals Textil-Millionär, dann FCA-Retter und Geldgeber. Mittlerweile hauptsächlich als Beruhiger aktiv: "Jos Luhukay kann 34 Spiele verlieren, wir werden ihn nicht entlassen", sprach Seinsch. Nun stellte er klar, dass er das vollkommen ernst gemeint habe: "Wir wollen den FCA in einem Zeithorizont von fünf Jahren in der Bundesliga etablieren", betont Seinsch. "Ein oder zwei Abstiege" seien einkalkuliert. Das Wichtigste sei die "Null-Schulden-Politik". So mancher Erstligist dieser Welt könnte diesen Mann gut gebrauchen.

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Der Trainer: Ich will die Job-Garantie von Herrn Seinsch nicht auf die Probe stellen", sagt Luhukay, 48. Doch er lässt keinen Zweifel daran, dass die Saison sehr, sehr schwer wird: Er betont, dass dem Kader zwei schnelle Kreativspieler fehlen. Die Krise um den geschassten Michael Thurk hat Spuren hinterlassen. Bei der letzten Pressekonferenz vor dem Start brachte der ansonsten so freundliche Niederländer 40 Minuten lang kein Lächeln zustande - auch nicht auf die Frage, ob er sich auf die Bundesliga freue: "Es wird viele Tiefpunkte geben."

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Der Manager: Andreas Rettig, 48. Einen schwäbischeren Mann als den Rheinländer gibt es nicht. Leidet erklärtermaßen unter "Ablösesummen-Allergie". Sein Motto: Wer nicht ins Gehaltsgefüge passt, wird nicht gekauft. Lieber wird abgestiegen. Er verweist auf seinen "Micky-Maus-Etat" und betont, dass er nur 20 Millionen Euro zur Verfügung habe. Absteiger St. Pauli gab voriges Jahr das Doppelte aus.

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Die Mannschaft: Der Star ist die Mannschaft. Das gilt seit dem Thurk-Rauswurf mehr denn je. Walther Seinsch: "Wenn wir uns den Arsch aufreißen, können wir hocherhobenen Hauptes aus der Saison rausgehen, egal wie viele Punkte am Ende rauskommen."

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Die Nachwuchs-Abteilung: Das traurigste Kapitel. Einst galt der FCA als die Talentschmiede der Republik. Heute spielt die U23 nur in der Landesliga. Schmerzhaft: Selbst die Reserve von Zweitligist Ingolstadt ist in der Regionalliga. Bei der DFL-Bewertung aller Jugend-Zentren bekam der FCA null Punkte. Hier wartet noch viel Arbeit.

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Die Fans: Nie war die Euphorie größer. Gleich im ersten Spiel muss die junge Fanszene zeigen, ob sie bundesliga-tauglich ist: Unterstützt sie das Team - das für Thurks Rauswurf nichts kann - , auch wenn es schlecht läuft? Oder lässt sie ihrem Ärger freien Lauf - und damit die Spieler im Stich?

© SZ vom 6.8.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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