Facholympisch (4):Die Fackel

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Nur nicht ausgehen: Der Fackellauf ist eine olympische Tradition, die es erst seit den Spielen 1936 in Berlin gibt. Nicht immer lief er reibungslos ab.

Jürgen Schmieder

Es war wie in der Antike: Der Athlet läuft mit einer Fackel in der Hand und versucht, so schnell wie möglich sein Ziel zu erreichen, ohne dass die Flamme erlischt. Nur waren es im Frühjahr 2008 keine Sportler, die einen lampadedromia, einen im antiken Athen beliebten nächtlichen Wettkampf durchführten, sondern die Teilnehmer an der so genannten "Reise der Harmonie". So heißt der Fackellauf für die Olympischen Spiele in Peking. In London, Neu Delhi und San Francisco gab es Bekundungen, in Paris schafften es Demonstranten gar, die Fackel zum Erlöschen zu bringen. In der Antike hätte der Fackelträger in diesem Moment den Wettkampf verloren.

Die Farbe Rot, ein Symol für Glück und Wohlstand, ist in China allgegenwärtig - auch auf der olympischen Fackel. (Foto: Foto: Reuters)

Einmal um die Welt sollte das Olympische Feuer getragen werden. Von Athen nach Peking, von dort aus nach Europa, nach San Francisco, nach Südamerika, nach Afrika, in den Mittleren Osten, nach Australien und schließlich zurück nach China. Sogar auf den Mount Everest wurde die Fackel getragen - stets begleitet von Protesten verschiedener Menschenrechtsorganisationen.

Fackel kommt nach Tangshani

Bei der "Reise der Harmonie" jedoch gibt es andere Regeln. Die Organisatoren wiesen auf technische Probleme hin, brachten das Feuer an einen geheimen Ort und liefen einfach weiter. Die Strecke wurde anschließend militärisch gesichert, Besteigungen des Mount Everest wurden für die Zeit des Laufs untersagt. Heute trifft die Fackel in Tangshani, einer Industriestadt etwa 135 Kilometer nordöstlich von Peking gelegen, ein.

Dabei ist der Olympische Fackellauf keine griechische Idee. Es gab das Olympische Feuer, das zu Ehren der Göttin Hestia entzündet wurde. Und es gab auch Läufer, die mit Ölzweigen von Elis durch die griechischen Dörfer liefen, um den Beginn der Olympischen Spiele zu verkünden. Es sollte das Ende aller kriegerischen Auseinandersetzung symbolisieren, damit alle Athleten ohne Gefahr nach Olympia reisen konnten.

Die Idee zu einem Olympischen Fackellauf hatte der deutsche Sportfunktionär Carl Diem für die Sommerspiele 1936 in Berlin. Der Rüstungskonzern Krupp produzierte eine Fackel in der Form eines Ölbaumblattes. 3331 Läufer trugen die brennende Fackel innerhalb von zwölf Tagen von Athen nach Berlin. Auch bei dieser Fackellauf-Premiere gab es Zwischenfälle, vor allem in Jugoslawien und der Tschechoslowakei. In Prag gelang es Demonstranten, das Feuer für kurze Zeit zu löschen.

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