Facholympisch (15):Schnelles Wasser

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Im Aquatic Center in Peking werden zahlreiche Weltrekorde aufgestellt - nicht nur dank der Leistung der Sportler, sondern auch dank der Beschaffenheit des Wassers. Doch was bedeutet "schnelles Wasser"? Facholympisch (15).

Jürgen Schmieder

Michael Phelps schwimmt Weltrekord über 400 Meter Lagen. Stephanie Rice gewinnt ihr Rennen - ebenfalls in Weltrekordzeit. Alexander Dale Oen bleibt im Halbfinale über 100 Meter Brust nur drei Hundertstelsekunden über dem Weltrekord, das 4x100-m-Freistil-Quartett der Niederlande kommt bis auf 0,14 Sekunden an die weltbeste Zeit heran.

Michael Phelps bei seinem Finale über 400 Meter Lagen. (Foto: Foto: rtr)

Nun kann man die erbrachten Leistungen der Schwimmer würdigen - was die meisten TV-Kommentatoren euphorisch tun. Man kann freilich auch über unerlaubte Hilfsmittel spekulieren - was kein Kommentator tut. Oder man sucht sich ein noch interessanteres Thema für die Stammtisch-Diskussion: die Schnelligkeit des Wassers. "Das ist das beste Becken, in dem ich jemals geschwommen bin", sagte Stephanie Rice über die Beschaffenheit des Aquatic Centers.

Es gibt zahlreiche Anhaltspunkte darüber, warum man das Wasser im Aquatic Center in Peking als schnell bezeichnet. Zum einen soll es an offensichtlichen Gründen wie Wasserhärte, Temperatur und Sauerstoffgehalt liegen. Schwimmer fühlen sich bei weichem Wasser und einer Temperatur von 25 Grad wohl und können so die die besten Leistungen erbringen. Das wird bei diesen Olympischen Spielen erfüllt. Dazu sorgen in Peking spezielle Düsen am Boden dafür, dass stets frisches und sauerstoffreiches Wasser ins Becken gepumpt wird.

Die Beschaffenheit des Beckens soll ebenfalls Einfluss haben auf die Schnelligkeit des Wassers. Ein Becken mit Überlauf sorgt dafür, dass Wellen nicht reflektiert werden, wodurch das Wasser ruhig bleibt. Dazu sollte das Becken tief genug sein, weil Schwimmer Wasser mitreißen, das an den Begrenzungen (Boden, Rand) des Beckens reibt. Das Becken in Peking ist tief und verfügt über zehn Bahnen - geschwommen wird nur auf acht. Das bedeutet, dass sich kein Schwimmer direkt am Rand befindet und von der Reibung behindert wird.

Das Aquatic Center in Peking wurde nach diesen Erkenntnissen gebaut und erfüllt sämtliche Kriterien für schnelles Wasser - sofern man daran glaubt. Der deutsche Schwimmer Helge Meeuw sagt: "Ausreden kennen auch im Schwimmsport keine Grenze. Wasser unterscheidet sich vom Gefühl jedes Einzelnen, aber nicht von der Geschwindigkeit. Es gibt kein schnelles oder langsames Wasser, nur schnelle und langsame Schwimmer."

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