Extremsport:Inselhopping mit einem Fremden

Lesezeit: 3 min

Faris Al-Sultan hat an vielen Wettkämpfen teilgenommen, der Ötillö Swimrun aber war selbst für ihn ungewöhnlich. 65 Kilometer zu Fuß, zehn Kilometer schwimmend - durch die kalte Ostsee. (Foto: JakobEdholm/Ötillö16)

Extremsport mal anders: In neun Stunden rennt der ehemalige Triathlet Faris Al-Sultan über 23 Inseln, schwimmt zwischendurch zehn Kilometer - und hängt dabei mit einem Seil an seinem Partner.

Von Anna Dreher

Den Mann, mit dem Faris Al-Sultan für neun Stunden und 18 Minuten an einem Seil festgebunden sein würde, kannte er vorher noch nicht. Sie hatten sich ein paar E-Mails geschrieben, getroffen aber hatten sie sich nie. Al-Sultan wusste, wie dieser Mann heißt, wie er schreibt und dass sie so aneinander gebunden wohl keine Probleme miteinander haben würden - er und Peter Oom. Das war das Wichtigste.

Die nächsten neun Stunden und 18 Minuten ging es einzig und allein darum, in den richtigen Rhythmus zu kommen und nicht aufzugeben. Al-Sultan und Oom, sie mussten sich aufeinander einlassen und vertrauen.

Faris Al-Sultan ist seit mehr als einem Jahr kein Profi-Triathlet mehr, aber so richtig loslassen kann er immer noch nicht vom Hochleistungssport. Er trainiert andere Triathleten, vor allem aber weiterhin sich selbst. "Einfach im Garten sitzen und den Pflanzen beim Wachsen zusehen, das ist nichts für mich", sagt der 38-jährige Münchner. "Für Normalsterbliche ist mein Trainingspensum natürlich auch nach meinem Karriereende noch ziemlich hoch."

Triathlon
:Faris Al-Sultan - der Unzerstörbare

Er war einer der weltbesten Triathleten, gewann die EM und den Ironman auf Hawaii. Inzwischen hat Faris Al-Sultan seine Karriere beendet - was macht er heute?

Von Ralf Tögel

Der Swimrun in Schweden gilt als eines der härtesten Ein-Tages-Rennen der Welt

Er schwimmt, läuft und radelt, weil er immer noch nach Herausforderungen sucht. Bei dieser Suche hat er nach seinem Karriereende einen Wettkampf gefunden, der ihm nicht ganz das Gefühl von früher gibt, aber immerhin zu zwei Dritteln: der Ötillö Swimrun in Schweden.

"Ö-Till-Ö" heißt von "Insel zu Insel" und gilt als eines der härtesten Ein-Tages-Rennen der Welt. 65 Kilometer über 23 Inseln Laufen, unterbrochen von insgesamt zehn Kilometern Schwimmen durch die unangenehm kalte Ostsee - 22 Mal aus dem Wasser raus und 22 Mal wieder rein. Damit sich die Teams nicht verlieren, sind sie durch ein Seil verbunden; damit sie keine Zeit verlieren, behalten sie beim Laufen den wärmenden Neoprenanzug und beim Schwimmen die Laufschuhe an. "Ich will nicht sagen, dass mir das Spaß gemacht hat. Ich habe schon sehr gelitten", sagt Al-Sultan. "Aber es ist auf jeden Fall eine Riesenerfahrung gewesen und für jeden Ausdauerathleten ein unglaubliches Erlebnis."

Dass es diese besondere Art des Duathlon überhaupt gibt, ist einem Abend zu verdanken, an dem vier Schweden 2003 gemütlich bei ein paar Bier auf der Schäreninsel Utö überlegten, ob sie es laufend und schwimmend bis zur 75 Kilometer entfernten Insel Sandhamn schaffen könnten. Im Team, falls einem etwas passiert. Das Verlierer-Duo musste Hotel, Essen und Getränke zahlen. Nach 29 Stunden hatten es die zwei Sieger geschafft - und alle Vier eine neue Sportart erfunden.

Inzwischen gibt es in vielen Ländern Swimrun-Wettkämpfe, das Ursprungsrennen von Sandhamn nach Utö aber ist immer noch ein besonderes und gilt als die Weltmeisterschaft. Al-Sultan hatte sich über eine Wildcard als einer von 120 Startern qualifiziert und seit Mai mit seinem Partner Werner Leitner trainiert. Doch der verletzte sich wenige Tage vor dem Rennen. Al-Sultan musste sich einen neuen Partner suchen und fand den schwedischen Triathleten Peter Oom. "Das wird ein Abenteuer", hatte Al-Sultan vor dem Start gesagt - und Recht behalten.

Al-Sultan hat schon viele Ziele in seinem Leben erreicht und durchquert. Seinen ersten Marathon ist er mit 16 Jahren gelaufen, drei Jahre später nahm er an seinem ersten Ironman teil: 3,8 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer auf dem Fahrrad und schließlich 42,195 Kilometer laufen.

Sieben von den großen Wettkämpfen über die Langdistanz konnte er gewinnen, mit dem Höhepunkt 2005, als er beim Ironman auf Hawaii triumphierte. Über Jahre war er es, der Bestzeiten setzte und den Triathlon dominierte. Am Montag aber musste er anderen den Vortritt lassen.

Für den Einzelkämpfer Al-Sultan ist Platz 15 am Ende ganz okay

Die Schweden Lelle Moberg und Daniel Hansson holten nach 2014 zum zweiten Mal den WM-Titel und unterboten mit 7:59:04 Stunden ihre eigene Bestzeit um 17 Minuten. Die ersten Stunden waren Al-Sultan und Oom unter den besten Teilnehmern. Das Team, das sich vor dem Wettkampf noch gar nicht richtig kannte, es harmonierte gut. "Wir haben uns auch gut gefühlt, aber dann sind wir wegen Kleinigkeiten zurückgefallen", sagt Al-Sultan.

Natürlich wäre er lieber früher im Ziel gewesen, aber am Montag ging es dann vor allem darum, jenes überhaupt zu erreichen. Gemeinsam, nicht mehr als Einzelkämpfer, wie er es vom Triathlon gewohnt war. Am Ende also waren die 9:18:01 Stunden ganz okay für ihn - zumal Oom und Al-Sultan den Swimrun als Fünfzehnte beendeten, der Münchner noch dazu als bester Deutscher. Und das wiederum gab Faris Al-Sultan dann doch das Gefühl von früher.

© sz.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Florian Neuschwander
:Schnell laufen und Sahne zum Frühstück

Florian Neuschwander war früher Leichtathlet - jetzt läuft er ohne Trainer und ohne Plan einfach drauflos. Seine Fans lieben ihn dafür, er steht für eine neue Sport-Generation.

Von Sophie Burfeind

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: