Europa League:Eine Frage der Muskeln

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Der FCA will weniger Gegentreffer kassieren, das Wegtragen des Tores wie hier im Training ist aber keine Lösung. (Foto: Stefan Puchner/dpa)

Der Bundesligaletzte FC Augsburg hat vor dem Heimspiel gegen AZ Alkmaar ein Abwehrproblem. Die Defensive wackelte zuletzt arg, nun droht auch noch Hong-Ersatz Callsen-Bracker auszufallen.

Von Kathrin Steinbichler

Seit fast fünf Jahren schon läuft Jan-Ingwer Callsen-Bracker für den FC Augsburg auf, der gebürtige Holsteiner gehört also quasi zum Inventar. An diesem Mittwoch aber freute sich manch einer der Beobachter mehr als sonst, Callsen-Bracker auf dem Trainingsplatz zu sehen. Schließlich hatte der 31-Jährige noch am Dienstag die Übungseinheit abbrechen müssen, wegen muskulärer Probleme am Gesäß und im Rücken. Dabei ist Callsen-Brackers Spezialgebiet die Innenverteidigung, und dort hat Trainer Markus Weinzierl akute Sorgen vor dem Europa-League-Heimspiel gegen den niederländischen AZ Alkmaar an diesem Donnerstag (21.05 Uhr/Sky).

Schließlich war die Abwehr des FCA zuletzt oft wackelig, dazu fällt Innenverteidiger Jeong-Ho Hong nun bis zum Jahreswechsel mit einem Bänderriss im Knöchel aus. Die Hoffnungen auf Stabilität in der defensiven Mitte ruhen jetzt also auf Callsen-Bracker, dem Routinier. Dazu aber müssen vor dem vierten Gruppenspiel in der Europa League nicht nur seine Gesäßmuskeln mitspielen.

Der Einsatz von Hong-Ersatz Callsen-Bracker ist noch fraglich

Im August erst hat Callsen-Bracker seinen Vertrag bei den Schwaben vorzeitig bis Sommer 2017 verlängert, es war ein Vertrauensbeweis für ihn, aber auch von ihm. Der FC Augsburg und Callsen-Bracker, sie beide wollen noch etwas erreichen. Beide suchen die Bestätigung für das, was im vergangenen Jahr gelungen war: der Aufstieg unter die fünf besten Bundesligisten und damit verbunden die erstmalige Teilnahme am internationalen Wettbewerb. Doch dann verlor Callsen-Bracker durch eine Sprunggelenksverletzung seinen Platz neben Ragnar Klavan an den jungen Hong. Der Südkoreaner ist technisch genauer, schneller und vor allem jünger als Callsen-Bracker, aber auch unerfahrener. Vielleicht war es einfach auch nur Leichtsinn, der den talentierten Hong zuletzt Fehler machen ließ, die oft zu direkten Gegentoren führten. Gegentore, die zu Punkt- und Spielverlusten führten.

Seit einiger Zeit schon knirscht es in der Abwehrkette der Schwaben, und das ist nicht nur der fehlerhaften Arbeit eines Einzelnen zuzuschreiben. Zu groß sind oft die Abstände zwischen Mittelfeld und Defensive, zu wenig verlässlich die Reaktionsketten im Umschaltspiel und die Absprachen bei den Standards. In der Bundesliga hat das bereits zu 23 Gegentoren in elf Spielen und zum Absturz auf den letzten Tabellenplatz geführt, nur der ebenfalls kriselnde VfB Stuttgart hat ebenso viele Treffer kassiert. Vor zwei Wochen beim Hinspiel in Alkmaar erinnerte FCA-Trainer Weinzierl seine Mannschaft daher an alte Zeiten, in denen der FCA derart kompakt auf dem Platz stand, dass der Gegner sich daran offensiv die Zähne ausgebissen hat. Prompt holte der FCA in Alkmaar seinen ersten europäischen Sieg überhaupt: Piotr Trochowskis sehenswerter Freistoß sorgte für die Führung, danach hielt der FCA seine Reihen dicht. Diesen Donnerstag hofft Weinzierl auf eine ähnlich geschlossene Leistung, die dem FCA nicht nur die Aussicht erhalten würde auf ein Weiterkommen in Europa. Ein Erfolg über Alkmaar könnte wie zuletzt auch neue Überzeugung für den Bundesligaalltag bringen.

"Wir kommen da unten raus", hatte Markus Feulner nach dem wilden 3:3 zuletzt gegen Mainz gesagt, dann schickte er hinterher: "Ich würde für jeden meiner Jungs durchs Feuer gehen." Nun, ganz so dramatisch erwartet das gegen Alkmaar sicher niemand, aber ein guter Auftritt gegen den niederländischen Tabellenelften dürfte die Zuversicht auf eine Kehrtwende vor dem Heimspiel gegen Bremen am Sonntag (17.30 Uhr) weiter heben.

Sollte Callsen-Bracker nicht auflaufen können, dürfte Sommerzugang Christoph Janker zu seinem ersten Europa-Spiel kommen. Auch der 30-Jährige, der von Hertha BSC wechselte, ist Innenverteidiger, kam aber noch selten zum Einsatz. An den Muskeln jedenfalls sollte es bei ihm nicht scheitern.

© SZ vom 05.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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