Entdeckungen der WM:Cinderellas vom Zuckerhut

Kunstschütze James, zwei unbekannte Holländer und Lockenkopf Guillermo Ochoa: Die Fußball-WM in Brasilien bringt begnadete Spieler zum Vorschein, von denen man vorher kaum etwas gehört hatte. Elf Akteure, die bei diesem Turnier Karrieresprünge hinlegen.

Entdeckungen der WM

Guillermo Ochoa

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(Foto: Getty Images)

Kunstschütze James, zwei unbekannte Holländer und Lockenkopf Guillermo Ochoa: Die Fußball-WM in Brasilien bringt begnadete Spieler zum Vorschein, von denen man im Vorfeld noch nicht viel gehört hatte. Elf Akteure, die bei diesem Turnier Karrieresprünge hinlegen. Guillermo Ochoa: Guillermo Ochoa sorgte vor der WM eher neben dem Platz für Schlagzeilen: Der mexikanische Torhüter mit der wilden Frisur ist als Frauenheld verschrien. Sportlich lief es weniger gut: Der französische Absteiger AC Ajacco ließ seinen Vertrag auslaufen, die Rückkehr in die Anonymität der mexikanischen Liga stand bevor. Dann kam das Vorrundenspiel gegen Brasilien und Ochoas großer Auftritt. Mit seinen Paraden brachte er die Gastgeber zur Verzweiflung und sicherte Mexiko einen Punkt. Auch im Achtelfinal gegen Holland konnte er sich auszeichnen. Seither jagt wohl jeder Verein mit einer vakanten Torhüterposition den ablösefreien Wuschelkopf. Die Lieben zu Hause werden sich noch etwas gedulden müssen. (abb)

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Shkodran Mustafi

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(Foto: dpa)

Shkodran Mustafi: Der Fußball ist bekanntlich ein perfekter Nährboden für Cinderella-Geschichten, wie jene von Shkodran Mustafi: Da kommt einer aus dem Nichts, findet bei Bundestrainer Joachim Löw einen vehementen Fürsprecher und absolviert prompt seine ersten WM-Einsätze. Bei Sampdoria Genua hatte sich der gebürtige Bad Hersfelder in der Serie A festgespielt - und weil Löw und seinem Team nichts entgeht, durfte der 22-Jährige nach dem Ausfall von Marco Reus überraschend mit nach Brasilien. Als es drauf ankam, stand dann in der Verteidigung nicht Kevin Großkreutz auf dem Feld, sondern der kaum bekannte Mustafi. Kurzeinsatz gegen Portugal, ein etwas fahriger Auftritt gegen Ghana und nun ein Achtelfinale mit Anlaufproblemen gegen Algerien. Überzeugt hat er nicht immer, aber Löw sieht trotzdem großes Potenzial in ihm. Wenn nicht der Himmel auf die Erde kracht, wird Mustafi auch in Zukunft beim DFB dabei sein. Eine Aussicht, die ihn sein WM-Aus wegen einer Muskelverletzung am Oberschenkel sicherlich besser verkraften lässt. (jbe)

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Islam Slimani

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(Foto: dpa)

Islam Slimani: Algerien ist bei dieser Weltmeisterschaft im Achtelfinale ausgeschieden, doch die Nordafrikaner haben Stoff zur Legendenbildung hinterlassen. Vor allem der 26-jährige Islam Slimani sorgte dafür, dass Algerien als nur eine von zwei afrikanischen Mannschaften die Gruppenphase erfolgreich absolvierte - und dabei auch noch spielerisch glänzte. Mit seinem Kopfballtreffer gegen Russland ermöglichte Slimani seinem Team das Weiterkommen, zweimal wurde er in der Vorrunde zum "Man of the Match" gewählt. Und im Achtelfinale? Da beschäftigte er die deutschen Innenverteidiger Mertesacker und Boateng 120 Minuten lang ganz alleine und ließ beide in manchen Laufduellen sehr, sehr alt aussehen. Die ersten Premier-League-Klubs sollen ihr Interesse am Stürmer von Sporting Lissabon bereits bekundet haben. (fued)

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Stefan de Vrij

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(Foto: REUTERS)

Stefan de Vrij: Schon praktisch, wenn der Nationaltrainer auch gleichzeitig als kommender Klubtrainer in Shoppinglaune ist. Bei einer WM gibt es schließlich reichlich Möglichkeiten, sich in den Vordergrund zu spielen. Noch besser, wenn der Klubtrainer Louis van Gaal heißt und als Bondscoach derzeit noch Verteidiger Stefan de Vrij die Anweisungen gibt. Nach dem Turnier geht es für den früheren Bayern-Trainer bekanntlich zu Manchester United und so überrascht es nicht, dass er bereits einige Mitgbringsel plant. De Vrij gibt bisher einen soliden Abwehrspieler, in der ersten Partie gegen Spanien erzielte er sogar sein Premierentor in Oranje. Und schon spekulieren englische Medien, dass van Gaal den 22-Jährigen einfach mit einpackt auf die Insel. Um die zehn Millionen Euro sind im Gespräch - und wenn sie in Rotterdam nicht aufpassen, geht de Vrijs Klubkollege Daryl Janmaat gleich mit. Auch an ihm scheint van Gaal laut der Zeitung The Independent Gefallen zu finden. (jbe)

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Bruno Martins Indi

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(Foto: Getty Images)

Bruno Martins Indi: Noch ein Niederländer, noch ein begehrter Feyenoord-Profi: Innenverteidiger Bruno Martins Indi fungierte in seinen Auftritten gegen Spanien, Australien und Mexiko als hilfreiche Ergänzung zu de Vrij und Janmaat - im Achtelfinale kam er früh für Nigel de Jong ins Spiel und erledigte seine Aufgabe äußerst seriös. Klar, dass den Großeinkäufern Europas dieser robuste 22-Jährige nicht entgangen ist. Bereits am vergangenen Wochenende verkündeten übereinstimmend mehrere holländische Medien den Wechsel des 19-fachen Nationalspielers zum FC Porto. Achteinhalb Millionen Euro soll er kosten, dafür winkt ihm ein Karrieresprung in sein Geburtsland. Obwohl er eigentlich familiäre Wurzeln in Guinea-Bissau besitzt, kam er im portugiesischen Barreiro nahe Lissabon zur Welt. Immerhin: Louis van Gaal hat mit diesem Transfer nichts zu tun. (jbe)

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Xherdan Shaqiri

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(Foto: dpa)

Xherdan Shaqiri: Für Xherdan Shaqiri ging es bis zur vergangenen Saison immer bergauf. Dreimal Meister mit dem FC Basel, danach Wechsel zum FC Bayern und dort bei Jupp Heynckes sofort viel Einsatzzeit als Joker. Klein, wendig, wuchtig - eigentlich ist er wie gemacht für Pep Guardiolas Ballbesitzfußball. Doch aufgrund von Verletzungen purzelte er immer wieder aus dem Team; erst gegen Ende der Saison bekam er wieder mehr Spielpraxis und trudelte mit großen Hoffnungen bei der WM ein. Dort lief es zunächst durchwachsen, ehe er mit seinen drei Toren gegen Honduras ein dickes Hallo in die Welt schickte. Nun stellt sich die Frage, ob er weiter sein Glück in München sucht, oder doch woanders. Der FC Liverpool soll hochgradig interessiert sein. (abb)

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Fabian Johnson

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(Foto: AFP)

Fabian Johnson: Eine der wichtigsten Stützen im US-Team von Jürgen Klinsmann ist ein gebürtiger Münchner: Fabian Johnson, aufgewachsen in Giesing, fußballerisch ausgebildet beim TSV 1860, Mutter Deutsche, Vater Amerikaner. Noch vor fünf Jahren feierte er im deutschen Trikot zusammen mit Mesut Özil, Sami Khedira und Manuel Neuer die U21-Europameisterschaft. Doch irgendwann rief Klinsmann an und holte Johnson in die amerikanische Auswahl. Bei dieser WM ist der 26-Jährige zum bärenstarken Rechtsverteidiger avanciert, Klinsmanns Berater Berti Vogts schwärmt gar von Johnsons "Weltklasse"-Leistungen. Borussia Mönchengladbach scheint also alles richtig gemacht zu haben, als sie ihn von der TSG Hoffenheim verpflichtet haben. In der kommenden Bundesliga-Saison wird Johnson ein paar Blicke mehr auf sich ziehen als gewöhnlich. (fued)

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James Rodríguez

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(Foto: dpa)

James Rodríguez: 45 Millionen Euro überwies der AS Monaco im vergangenen Sommer an den FC Porto. Eine ordentliche Summe. Eine sehr ordentliche Summe sogar, wenn man bedenkt, dass der Gegenwert bis zu dieser WM nur wenigen ein Begriff war. Der Gegenwert ist James David Rodríguez Rubio, in der Regel nur James Rodríguez genannt. Wobei der Vorname nur dann richtig ausgesprochen wurde, wenn einem die Zuhörer anschließend ein Glas Wasser reichen wollen: Chames. James Rodríguez ist 23 Jahre alt und für die einen nur der beste kolumbianische Fußballer aller Zeiten. Für die anderen zählt er zu den besten Fußballern überhaupt, auf einer Stufe mit Messi oder Ronaldo. Und schließlich ähnelt er dem Portugiesen ja eh schon phänotypisch. Für eine abschließende Beurteilung ist es wohl noch zu früh. Fest steht allerdings, dass der junge Mann mit fünf Toren in bislang vier WM-Spielen auf sich aufmerksam gemacht hat - darunter der vielleicht schönste Treffer des Turniers, das 1:0 im Achtelfinale gegen Uruguay. Stellt sich noch die Frage, warum James Rodríguez bislang so wenigen ein Begriff war? Weil es da noch einen gewissen Radamel Falcao gab, der sowohl im Verein als auch in der Nationalmannschaft alle Aufmerksamkeit auf sich zog, bei dieser WM aber verletzt passen muss. Für Falcao überwies der AS Monaco im vergangenen Sommer eine noch ordentlichere Summe als für James Rodríguez. (bero)

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Joel Campbell

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(Foto: AP)

Joel Campbell: Mit Fußballprofis sollte man nicht zu viel Mitleid haben, doch Joel Campbell ist um seine unstete Karriere nicht zu beneiden. Mit 19 Jahren wechselte der Angreifer aus seiner Heimat Costa Rica in die Premier League zum FC Arsenal, und seither haben ihn die Engländer jedes Jahr auf Leihbasis zu einem anderen Verein geschickt: zuerst nach Frankreich zum FC Lorient, dann nach Spanien zu Betis Sevilla, und schließlich nach Griechenland zu Olympiakos Piräus, wo Campbell in der abgelaufenen Saison immerhin acht Tore schoss und Meister wurde. Nach dieser Weltmeisterschaft dürfte der FC Arsenal sein costa-ricanisches Juwel indes wieder mehr zu schätzen wissen. Campbell überzeugte nicht nur in den Vorrundenspielen - wie beim 3:1-Erfolg gegen Uruguay, bei dem er ein Tor auflegte und eines selbst erzielte. Auch im Achtelfinale gegen Griechenland machte der Stürmer eine überragende Partie, wenngleich er sich am Ende, als 120 Minuten gespielt und Costa Rica längst in Unterzahl war, nur noch mit letzter Kraft über den Platz schleppte. Beim Elfmeterschießen war er indes wieder zur Stelle, traf zum 4:3 und freute sich kurze Zeit später mit seinen Teamkameraden über den Viertelfinaleinzug. (fued)

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Christian Atsu

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(Foto: AFP)

Christian Atsu: Es ist ja nicht so, dass die überdurchschnittlichen Fähigkeiten des Christian Atsu bis zu dieser WM komplett verbogen geblieben wären. Immerhin steht der 22-Jährige beim FC Chelsea unter Vertrag. Nur spielt er dort nicht. Atsu war in der vergangenen Saison an Vitesse Arnheim ausgeliehen. Er spielte dort viel, und häufig auch gar nicht schlecht - nur ist die niederländische Eredivisie eben nicht die große Bühne. Die nutzte Atsu dafür während der WM in Brasilien: Im Nationalteam von Ghana war er einer der auffälligsten Akteure, nicht Kevin-Prince Boateng oder Michael Essien. Mit wahnsinnigem Tempo und kaum zu stoppenden Dribblings wütete er in den Gruppenspielen auf dem rechten Flügel. Von dort zog er entweder à la Arjen Robben in die Mitte und suchte den Abschluss oder schlug passgenaue Flanken auf die Köpfe seiner Mitspieler - wie etwa beim 1:1 Ausgleich der Afrikaner gegen Deutschland. Ob Atsu nach der WM nach London zurückkehrt, ist noch offen. Im Team von José Mourinho heißt die Konkurrenz immerhin Oscar, Willian, Eden Hazard oder André Schürrle. Doch auch wenn beim FC Chelsea kein Platz für ihn sein sollte, könnte ein aufmerksamer Scout verhindern, dass Atsu wieder in der Eredivisie kicken muss. (bero)

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Claudio Bravo

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(Foto: dpa)

Claudio Bravo: Einer der Spieler dieser WM ist bereits im Achtelfinale ausgeschieden. Aber das gereicht Claudio Bravo nicht zur Schande, der chilenische Torwart hätte mit seiner Mannschaft beinah den Turnierfavoriten rausgeworfen. Erst im Elfmeterschießen siegte Brasilien, Bravos Parade gegen Hulk reichte nicht fürs Weiterkommen, weil auch drei Chilenen vergaben. Was bleibt in Erinnerung von diesem chilenischen Team? Neben kämpferisch wie technisch überdurchschnittlich begabten Fußballspielern ein Torhüter, der bei dieser WM so überzeugt hat, dass ihn der FC Barcelona für kolportierte zwölf Millionen Euro von Real Sociedad San Sebastian abgelöst hat. Der 31-Jährige spielt seit 2006 in der spanischen Primera Division und hat bereits 81 Länderspiele für Chile bestritten. Nun könnte die Blütezeit seiner Karriere beim großen FC Barcelona folgen. Nur einer dürfte etwas dagegen haben: Der deutsche Torhüter Marc-Andre ter Stegen, der zur kommenden Saison ebenfalls zu den Spaniern wechselt. (fued)

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