EM-Ticker:EM sorgt für neuen Zuschauerrekord

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Turnier in Polen und der Ukraine toppt den Wert der EM 1996 in England. Uefa-Präsident Platini spricht sich erneut vehement gegen Torlinien-Technik aus, Laurent Blanc hört als französischer Nationaltrainer auf, irische Fans erhalten Sonderpreis.

in Kürze

Zuschauerrekord bei der EM, hier zwei Vertreter aus Italien. (Foto: dapd)

EM, Zuschauerschnitt: Die Fußball-Europameisterschaft 2012 hat einen Zuschauerrekord aufgestellt. In den 31 Spielen strömten 1.442.083 Fans in die acht Stadien in Polen und der Ukraine, womit die alte Bestmarke von der EM 1996 in England (1.269.894) deutlich übertroffen wurde. Laut Michel Platini, dem Präsidenten der Europäischen Fußball-Union (UEFA), habe die Auslastung im Schnitt bei 98 Prozent gelegen. Der Besucherschnitt von 46.519 Fans pro Spiel ist allerdings nur der zweitbeste Wert der EM-Geschichte. Bei der EM 1988 in Deutschland strömten durchschnittlich 62.379 Fans in die Stadien. Allerdings hatte es damals nur 15 und nicht wie seit 1996 31 EM-Spiele gegeben.

Uefa, Torlinientechnik: Uefa-Präsident Michel Platini hat sich erneut strikt gegen die Einführung der Torlinien-Technik ausgesprochen. "Ich bin absolut gegen die Torlinien-Technik. Was ist, wenn es ein Handspiel auf der Linie gibt, dann sieht das keine Technik der Welt. Wo sollen wir eine Grenze ziehen? Ich bin nicht nur gegen Torlinien-Technik, sondern gegen Technik an sich", sagte Platini nach einer Sitzung des Uefa-Exekutiv-Komitees in Kiew und ergänzte: "Sepp Blatter (der Fifa-Präsident, d.Red.) weiß genau, wie ich darüber denke." Die Uefa-Exekutive forderte die Fifa und deren Regelhüter vom International Board IFAB zu einer "offenen Diskussion über technische Hilfe" auf. Mitglied im Exko der Uefa ist auch Theo Zwanziger. Der ehemalige DFB-Präsident sieht trotz der Ablehnung durch Uefa-Chef Platini Raum für die Einführung einer Torlinien-Technik. "Entscheidend ist aus meiner Sicht, dass eine 100-prozentig funktionierende Torlinien-Technik durchaus als Ergänzung für das menschliche Auge des Schiedsrichter-Gespanns infrage kommt", sagte der 67-Jährige. Am kommenden Donnerstag (5. Juli) entscheiden Blatter und die IFAB bei einer Sitzung in Zürich über die Torlinien-Technik.

Französische Nationalmannschaft, Blanc: Laurent Blanc gibt das Amt als französischer Fußball-Nationaltrainer auf. Wie der französische Verband FFF am Samstag bestätigte, will der Coach seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Der 46-Jährige hatte sich am Donnerstag nach dem Viertelfinalaus bei der EM gegen Spanien zu Gesprächen mit Verbandspräsident Noël Le Graët getroffen und 48 Stunden Bedenkzeit erbeten. Le Graët hatte unter anderem eine Reduzierung des Betreuerstabs von Blanc gefordert. Als Nachfolger ist Didier Deschamps, bislang Trainer bei Olympique Marseille, im Gespräch.

EM-Aus, Lehmann: Der frühere Nationaltorhüter Jens Lehmann hat eine schonungslose Aufarbeitung des Scheiterns der DFB-Auswahl bei der Fußball-EM gefordert. "Alles muss überdacht werden, über Personal bis hin zu der Organisation der Trainingslager und Hotels oder Sportschulen", schrieb Lehmann in einer Kolumne für die Welt am Sonntag. Nach dem Aus im Halbfinale gegen Italien beklagte der 42-Jährige das Fehlen einer Siegermentalität in der Nationalmannschaft. Es werde bereits alles für die Nationalspieler getan, damit diese sich auf den Fußball konzentrieren könnten. "Der letzte Schritt aber bleibt bislang dennoch aus", erklärte Lehmann. Der frühere Keeper ließ durchblicken, dass es dem DFB-Team an Typen mangele. "Wenn es dann um die Entscheidungen geht, wird immer eine starke Mannschaft auf eine andere starke Mannschaft treffen. Und dann kommt es am Ende des Tages vor allem auf die Persönlichkeiten an, die auf dem Platz stehen", schrieb Lehmann. Sami Khedira habe sich bei der EM als potenzielle Führungskraft bewiesen. "Zudem habe ich im Tor einen starken Manuel Neuer erlebt, der sicherlich auch bereit für Führungsaufgaben ist, aber noch mehr organisieren muss", befand Lehmann. "Andere Spieler wie Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm oder Lukas Podolski haben es selbst in der Hand, wieder Topniveau zu spielen. Es liegt nur an ihnen, ob sie bereit sind, sich wieder zehn Monate im Jahr richtig quälen zu können", so Lehmann weiter.

EM-Aus, Özil: Mesut Özil hat sich gegen den Vorwurf gewehrt, die deutsche Fußball-Nationalmannschaft habe das EM-Halbfinale gegen Italien aufgrund fehlender Führungsspieler und Angst verloren. "Wir haben bis zur 90. Minute gekämpft, in der zweiten Halbzeit angegriffen, haben die Abwehr geöffnet auch auf die Gefahr hin, eine Schlappe zu kriegen. Das war nicht ängstlich", sagte Özil der Zeitung Welt am Sonntag. Dass die Italiener über mehr Erfahrung als das junge deutsche Team verfügten "und somit auch etwas ausgebuffter spielen - das ist was anderes", sagte der Mittelfeldspieler. Einen Mangel an Führungsspielern in der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) lässt Özil als Erklärung für die 1:2-Niederlage gegen die Italiener nicht gelten. "Das ist viel zu einfach. Wer ist denn ein Führungsspieler? Lampard? Van Bommel? Rooney? Ribery? Wo waren die bei den Halbfinals? Wir dürfen nicht immer alles an einem Ergebnis festmachen. Wir haben mit der gleichen Mannschaft 15 Spiele gewonnen", sagte Özil. Auch die Kritik an der Taktik und Personalpolitik von Bundestrainer Joachim Löw stößt bei Özil auf Unverständnis: "Keine Mannschaft dieser Welt kann auf dem Niveau so spielen, als ob es den Gegner nicht gebe. Im Halbfinale der EM muss man wissen, wie der Gegner spielt, und sich auch darauf einstellen."

Uefa, Irland: Die irischen Fußball-Fans erhalten für ihr vorbildliches Verhalten bei der EM in Polen und der Ukraine einen Sonderpreis der Europäischen Fußball-Union (UEFA). "Wir alle waren beeindruckt von diesen Fans. Sie haben die Ergebnisse ihrer Mannschaft wettgemacht", sagte UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino im Rahmen einer Pressekonferenz nach einem Treffen des Exekutiv-Komitees in Kiew. UEFA-Präsident Michel Platini werde nach Irland reisen und den Preis übergeben, sagte Infantino. Irland war ohne Sieg und ohne Punkt nach der Vorrunde ausgeschieden, das Team wurde dennoch von seinen Fans in jedem Spiel frenetisch gefeiert.

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