EM-Ticker:Deutsche und italienische Fans prügeln sich

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In Deutschland kommt es nach dem Ausscheiden der DFB-Elf zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Italienern. Tagesthemen-Moderator Ingo Zamperoni muss sich für ein Lächeln rechtfertigen, Joachim Löw weist Fragen nach Rücktrittsgedanken als "unpassend" zurück.

EM-Nachrichten in Kürze

Halbfinal-Aus, Ausschreitungen: Deutsche und italienische Fans haben sich nach dem EM-Halbfinal-Sieg der Italiener in mehreren Städten Nordrhein-Westfalens geprügelt und für viele Polizeieinsätze gesorgt. Vor allem in Wuppertal gerieten Feiernde und Frustrierte in der Nacht zu Freitag aneinander. 13 Leichtverletzte zählte die Polizei. 29 Menschen wurden zeitweise festgesetzt oder kamen in Gewahrsam. Regen und Gewitter setzten der Gewalt schließlich ein Ende. Nur mit Mühe konnte ein starkes Polizeiaufgebot in Wuppertal ein Aufeinandertreffen von etwa 800 Anhängern der deutschen Elf und 600 italienischen Fans verhindern. Gegen die deutschen Fans setzten die Beamten Pfefferspray ein. Immer wieder wurden aufgebrachte Fans beider Lager durch Fahrzeugsperren auseinandergehalten. In der Innenstadt bewarfen Anhänger der Deutschen italienische Fans mit Spaghetti. Ein Deutscher rief rechtsradikale Parolen und wurde festgenommen. Vereinzelt wurden Feuerwerkskörper gezündet. Bei einem Autokorso in Grevenbroich wurde ein Wagen mit Italien-Fans von Deutschland-Anhängern angegriffen. Die Attacke endete in einer Prügelei: Drei Personen wurden verletzt, ein 21-Jähriger wurde stationär in einem Krankenhaus aufgenommen. Gegen einen 20-Jährigen aus Grevenbroich wird wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. In der Grevenbroicher Innenstadt wurde ein 18-jähriger von sieben italienischen Fans angegriffen und leicht verletzt. Die Täter flohen. In Dormagen wurden zwei 17-Jährige von Unbekannten angegriffen und leicht verletzt. In Marl im Kreis Recklinghausen richtete sich die Aggression enttäuschter deutscher Fans auch gegen die Polizei. 250 Menschen hatten sich dort versammelt und ließen ihren Frust aus, indem sie Flaschen auf Beamte warfen.

Deutscher Fan-Zorn, Ingo Zamperoni: "Tagesthemen"-Moderator Ingo Zamperoni hat in der Halbzeitpause des EM-Halbfinals Deutschland-Italien den Zorn zahlreicher deutscher Fußballfans auf sich gezogen. Der Deutsch-Italiener sagte in beiden Sprachen: "Möge der bessere gewinnen" - da stand es aber bereits 2:0 für Italien. Die ARD-Chefredaktion erhielt daraufhin "waschkörbeweise" erboste Reaktionen wie: "Das war doch eine Unverschämtheit, diesen Mann einzusetzen". ARD-aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke konnte die Empörung nicht nachvollziehen. "Ich bin der festen Überzeugung, dass es vollkommen korrekt war, dass Zamperoni in dieser Situation einen solchen Satz sagt", schrieb er in einem Blog-Eintrag der "Tagesschau". Zamperoni habe dabei gelächelt, so wie ein "Moderator eben lächelt, wenn er sich verabschiedet".

DFB-Elf, Joachim Löw: Bundestrainer Joachim Löw hat Fragen nach Rücktrittsgedanken als "unpassend" bezeichnet und die Schuld am Scheitern der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im EM-Halbfinale gegen Italien (1:2) auf sich genommen. "Ich übernehme für die Niederlage die Verantwortung", sagte er auf dem Rückflug von Warschau nach Frankfurt/Main, "das muss man als Trainer machen." Er betonte aber, man dürfe "jetzt nicht alles infrage stellen." Dies gilt auch für Löw selbst. An einen Rücktritt könne man denken, "wenn man in der Vorrunde ausgeschieden" sei, sagte er. Der Bundestrainer betonte, er habe einen Vertrag bis 2014, räumte jedoch auch ein: "Ich muss mir natürlich meine Gedanken machen, welche neuen Ansätze und Anreize man finden kann." Dass er beim Länderspiel am 15. August gegen Argentinien in Frankfurt/Main auf der Bank sitze, "davon ist auszugehen". Die Sondermaschine der deutschen Mannschaft ist mittlerweile gelandet.

© Süddeutsche.de/dpa/sid/dapd/mane - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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