Eishockey:Vom Keller ins Oberstübchen

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Entwarnung: Topscorer Max French (Mitte) war am Freitag nach einem heftigen Anprall gegen die Bande kurz benommen. Für Dienstag soll sein Einsatz aber nicht gefährdet sein. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Freiburg gegen Bad Tölz: Aus dem einstigen Abstiegsduell ist ein Spitzenspiel der DEL 2 geworden.

Von Johannes Schnitzler, Bad Tölz/München

Die Geschichte der Duelle zwischen den Tölzer Löwen und dem EHC Freiburg ist lang. Sie reicht zurück in die Achtzigerjahre, als die DEL 2 noch 2. Bundesliga Süd hieß, und erreichte ihren Höhepunkt in den Neunzigern in der 1. Liga Süd und Hacker-Pschorr-Liga. Ältere Eishockeyfreunde bekommen bei Namen wie Jiri Crha, Milan Chalupa, Rick Laycock, Oleg Znarok oder Ravil Khaidarov immer noch ganz glasige Augen. Dann trennten sich die Wege. Freiburg versuchte sich in der DEL (und stürzte bis in die Regionalliga ab), Bad Tölz verschwand nach zwei Insolvenzen für Jahre in der Oberliga. Erst seit 2017 sind beide Teams wieder in der DEL 2 vereint - wo ihre jüngere Geschichte eng miteinander verknüpft ist. 2018 begegneten sie sich erstmals in der Abstiegsrunde. Neuling Bad Tölz verlor die Serie 3:4 und sicherte sich den Klassenverbleib erst gegen Bayreuth; Trainer Rick Boehm musste danach trotzdem gehen. 2019 standen sich beide Teams abermals in den Playdowns gegenüber, diesmal setzten sich die Löwen unter Scott Beattie in der ersten Runde gegen die Freiburger Wölfe durch. Beattie, der zuvor Markus Berwanger abgelöst hatte, musste trotzdem gehen.

Als Freiburg vor der vergangenen Saison einen gewissen Peter Russell verpflichtete, war die Überraschung im Breisgau groß. Peter wer? Ein Schotte als Cheftrainer? Nicht wenige deuteten die Personalie als ein Vorzeichen auf jahrelangen Abstiegskampf. Doch dieser Peter Russell, 46 Jahre alt, bewies kurz nach der Bekanntgabe, dass er ein Händchen hat: Mit ihm schaffte Aufsteiger Großbritannien bei der Weltmeisterschaft in der Slowakei völlig überraschend den Klassenerhalt. Im ersten Spiel unterlag sein Team der deutschen Mannschaft nur knapp 1:3.

Als die Tölzer Löwen etwa zur selben Zeit den Kanadier Kevin Gaudet, 57, verpflichteten, war die Überraschung nicht weniger groß. Der Mann, der dreimal den Titel in der zweiten Liga gewonnen hat und zuvor mit Nürnberg durch die europäische Champions League getourt war, kommt in die kleine Kurstadt?

Das jüngste Aufeinandertreffen am vergangenen Freitag gewann Tölz 4:2

Mittlerweile ist aus dem Kellerduell ein Spitzenspiel geworden. Und beide Trainer haben, jeder auf seine Weise, ihren Anteil daran. Für Gaudet ist Freiburg die beste Mannschaft der Liga: "Sie waren letzte Saison schon gut." Diese Saison hätten die Wölfe sogar "eine Chance, ins Finale zu kommen." Dasselbe könnte man über die Löwen sagen, die vergangene Saison Fünfte wurden und in dieser aktuell auf Platz vier stehen, vier Punkte hinter dem Tabellenzweiten Freiburg, der aber auch schon fünf Spiele mehr absolviert hat. Das jüngste Aufeinandertreffen am Freitag gewannen die Löwen 4:2, an diesem Dienstag (19.30 Uhr) trifft man sich in Freiburg wieder. Dass Tölz wegen einiger Verletzungen seit Wochen mit kurzem Line-up spielt? Kompensieren die verbliebenen Profis mit disziplinierter Defensive: Seit fünf Spielen haben die Löwen im Schnitt nicht mehr als zwei Gegentore in der regulären Spielzeit und nur drei Strafen pro Partie bekommen - genau so hat Gaudet mit seinen früheren Teams Titel geholt. Dass Toptorjäger Max French (16 Treffer) - soeben zum Spieler des Monats Dezember in der DEL 2 gewählt - mit von der Partie ist, dürfte Gaudet trotzdem beruhigen. Der 28-jährige Kanadier war am Freitag böse in die Bande gekracht, kann am Dienstag aber wohl spielen. Ein Einsatz von Mario Lamoureux, der den verletzten Tyler McNeely ersetzen soll, ist dagegen unwahrscheinlich. Der Zugang konnte wegen der Corona-Bestimmungen bislang noch nicht mit dem Team trainieren. Aber am Sonntag wartet ja eine weitere große Aufgabe: Dann geht es zum souveränen Spitzenreiter nach Kassel, der mit 2,36 Punkten pro Partie knapp vor den Löwen (2,13) liegt.

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