Eishockey:Steiniger Weg

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Beim Sieg gegen Straubing interimsmäßig hinter der Bande: Nürnbergs Sportdirektor Stefan Ustorf (vorne) mit Co-Trainer Manuel Kofler. (Foto: Thomas Hahn/imago images/Zink)

Die Trennung von Cheftrainer Frank Fischöder stellt auch den Dreijahresplan der Nürnberg Ice Tigers infrage, auf junge, entwicklungsfähige und im Idealfall deutsche Spieler zu setzen.

Von Christian Bernhard

Der erste Einschlag war schon hart, der zweite dann nicht mehr zu verkraften. Die Torwartkelle von Niklas Treutle zersprang in zwei Teile, nachdem der Torhüter der Nürnberg Ice Tigers sie zweimal vehement an das Gestänge seines Tores gedonnert hatte. Es war das sprichwörtliche Signal, von dem im Profisport so oft die Rede ist - und es fruchtete. 1:3 lagen die Nürnberger am Sonntagabend zuhause im Derby gegen die Straubing Tigers zurück, es drohte die sechste Niederlage im siebten Saisonspiel der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Fünf Tore später stand dann ein 6:3-Heimerfolg für die Franken zu Buche. Statt 15. und damit Tabellenletzter, wie zu Beginn des Spieltags, sind sie nun Elfter. Straubings Trainer Tom Pokel hatte die Partie als "Achterbahnfahrt" bezeichnet.

Eine solche haben auch die Ice Tigers hinter sich. Eine Nacht nach der heftigen 3:8-Pleite gegen die Schwenninger Wilds Wings war die Mannschaft am vergangenen Samstag zusammengerufen worden, "wir wussten nicht, was passiert", sagte der verletzte Verteidiger Marcus Weber. Dann wurde ihr mitgeteilt, dass ihr Trainer Frank Fischöder nicht mehr ihr Trainer ist. Sportdirektor Stefan Ustorf zog die Reißleine, er war mit der Entwicklung der Mannschaft nicht mehr zufrieden. "Wir brauchen Ergebnisse, wir brauchen Punkte", erklärte er bei Magentasport, ehe er gegen Straubing zusammen mit Co-Trainer Manuel Kofler selbst hinter der Bande stand. Interimsweise, wie er betonte. Er sei auf der Suche nach einem neuen Cheftrainer, da er nicht vorhabe, "diese Saison als Trainer zu verbringen". Ustorf glaubt nicht, dass man die Posten des Sportdirektors und Cheftrainers miteinander verbinden kann, wenn man "beide anständig machen" will. Um sicher zu gehen, die richtige Person für diese "extrem wichtige Position" zu finden, werde er sich aber nicht zu einer Entscheidung drängen lassen, betonte er.

Klar ist, dass der 47-Jährige nach dem Aus von Fischöder, den nicht er geholt hatte, nun der alleinige starke Mann bei den Ice Tigers ist, was den sportlichen Bereich betrifft. Ustorf trage die komplette sportliche Verantwortung, betont Geschäftsführer Wolfgang Gastner, der sich beim ehemaligen Eisbären-Urgestein in den Händen "eines Experten" weiß. "Wir harmonieren sehr gut und denken gleich, wie wir in den letzten Monaten feststellen durften."

Spätestens nächste Woche hätte Geschäftsführer Gastner gerne einen neuen Mann hinter der Bande

Was sich nun stellt, ist nicht nur die Frage nach Fischöders Nachfolger, sondern auch jene, ob der "Nürnberger Weg" weiter beschritten wird. So hatte Gastner den Plan bezeichnet, auf junge, entwicklungsfähige und im Idealfall deutsche Spieler zu setzen. Das Vorhaben war bei Fischöders Amtsantritt vor knapp einem Jahr auf drei Jahre angelegt worden und eng mit dem renommierten Talentförderer verknüpft. Die Frage, ob und wie dieser Weg nun weitergeht, drängt sich also auf. Ustorf sei auch jemand, der jungen Spielern eine Chance gibt, sagt Gastner und verweist auf die drei neuen Importspieler Tyler Sheehy (25, traf dreimal gegen Straubing), Nick Welsh, 24, und Gregor MacLeod, 23, sowie die Deutschen Charlie Jahnke, 23, und Tim Fleischer, 20. Der Weg werde nun nicht gleich ein ganz anderer, sagt Gastner, "aber es kann natürlich durchaus sein, dass er anders wird". Komplett über den Haufen werfen will er ihn aber nicht.

Was das Wunschprofil des zukünftigen Ice-Tigers-Trainers betrifft, will sich Gastner nicht in Ustorfs Bereich einmischen, er persönlich wünscht sich einen, "der das Ruder mächtig in die Hand nimmt" und den Spielern zeige, wo es langgeht. Gastner kann sich gut vorstellen, dass man dabei in Nordamerika fündig wird, Ustorfs gute Verbindungen nach Übersee stünden bei der Trainersuche "definitiv im Fokus". Ustorf hat dabei noch einige Telefonate vor sich, die Liste der Kandidaten sei "extrem lang", sagte er. Auch Gastner betont, dass man nichts überstürzen wolle - spätestens nächste Woche hätte er aber schon ganz gerne den neuen Mann hinter der Bande.

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