Eishockey:So gut wie sein Ruf

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Der Kanadier Spencer Abbott (Nr. 50) hat schon in seinem zweiten Spiel für Augsburg beim 2:1 gegen Straubing sein Können gezeigt. (Foto: Feiner/Eibner/imago)

Weil sich die Dynamik auf dem Eishockey-Markt durch die Corona-Pandemie verändert hat, konnten die Augsburger Panther Spencer Abbott verpflichten. Der Kanadier zeigt eine erstaunliche Effizienz - und entscheidet das Derby bei den Straubing Tigers im Alleingang.

Von Christian Bernhard

Jan-Axel Alavaara ist ein ausgewiesener Eishockey-Fachmann. Der Schwede verfügt über ein breitgefächertes Netzwerk, das ihn zum Scout für die Buffalo Sabres machte, ehe er vor knapp drei Jahren den Sport-Manager-Posten bei den Mannheimer Adlern antrat. Sein Spezialgebiet: der skandinavische Markt. Kurz vor dem Saisonstart in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) verriet Alavaara jüngst, dass sich sein Klub mit der Personalie Spencer Abbott beschäftigt habe. Der Kanadier, der zuletzt zwei Jahre in Schwedens Eliteliga gespielt hatte, sei ein Spieler mit großen Offensiv-Fähigkeiten, sagte Alavaara dem Mannheimer Morgen, "er würde jeder DEL-Mannschaft helfen".

Die Augsburger Panther entschieden sich mit der Verpflichtung Abbotts kurz vor dem Jahreswechsel dann dazu, diese These auf die Probe zu stellen. Und sie bekamen schnell recht. Am Abend des Dreikönigstags bestätigte der 32-jährige Stürmer das viele Gute, das über ihn gesagt wurde. Die Panther entschieden das Derby bei den Straubing Tigers mit 2:1 für sich, beide Augsburger Tore gingen auf das Konto von: Spencer Abbott.

In Minute neun umkurvte er Straubings Verteidiger Brandon Gormley elegant und schloss platziert zum 1:0 ab, im zweiten Drittel vollendete er einen Zwei-auf-Eins-Konter ebenfalls präzise zum 2:1-Siegtreffer (33.). Der Name auf seinem Trikot fehlte zwar immer noch, er dürfte aber spätestens mit diesem Auftritt jedem in der Liga bekannt sein.

Bei seinem ersten Profi-Aufenthalt in Europa gewinnt Abbott auf Anhieb den Meistertitel und die Champions Hockey League

Beide Tore legte ihm TJ Trevelyan, eines der Augsburger Urgesteine, auf; es waren seine Assists Nummer 99 und 100 im Panther-Trikot. "Wir waren heute ziemlich opportunistisch", sagte Abbott bei Magentasport. Allen voran er selbst: drei Schüsse gab er ab, zwei landeten im Straubinger Kasten - von solch einer Effizienz hatten die Augsburger in dieser Saison bislang nur träumen können. Das größte Problem war leicht auszumachen gewesen: Nur sechs Tore gelangen den Schwaben bei ihren vier Auftaktniederlagen, was großen Anteil daran hatte, dass sie als jenes Team in die DEL-Geschichte eingingen, das in seinen ersten vier Partien ohne Punkte blieb. "Momentan hakt es bei uns am Toreschießen", sagte der langjährige Kapitän Steffen Tölzer zum AEV-Dilemma vor dem Straubing-Spiel folgerichtig.

Um dem Angriff "mehr Scoring-Touch" zu verleihen, wie Trainer Tray Tuomie es ausdrückte, wurde der "intelligente Passgeber" Abbott geholt - und der lieferte nun schon bei seinem zweiten Einsatz. "Ich mag es, Spielzüge einzuleiten und Chancen für meine Mitspieler zu kreieren", sagt der Kanadier über seine Spielweise. In Straubing unterstrich er, dass auch heute noch ein maßgeschneiderter Abschluss zu seinem Repertoire gehört. Der war speziell in der Saison 2015/16 zum Tragen gekommen. Bei seinem ersten Profi-Aufenthalt in Europa gewann er mit dem schwedischen Topklub Frölunda HC auf Anhieb den Meistertitel und die Champions Hockey League (CHL). Seine acht Treffer in elf Partien machten ihn zum Torschützenkönig der CHL-Saison.

Gegen Mannheim kann Abbott womöglich den nächsten Augsburger Bann brechen

Dass die Augsburger, die sich aus wirtschaftlichen Gründen erst spät entschlossen haben, überhaupt an der diesjährigen DEL-Saison teilzunehmen, sich einen Spieler dieses Formats leisten können, hat auch mit der aufgrund der Corona-Pandemie stark veränderten Dynamik auf dem Eishockey-Markt zu tun.

Viele Spieler sind noch zu haben, da einige Ligen, wie die zweithöchste nordamerikanische AHL, noch nicht gestartet sind oder Vereine - selbst in Topligen wie Schweden - vor Liquiditätsproblemen stehen. Die Augsburger hatten zudem erst fünf von elf möglichen Ausländerlizenzen vergeben. Was die Importspieler betreffe, "spielen wir mit einem kleinen Kader", sagte Augsburgs Sportmanager Duanne Moeser. "Die ganzen Ausreden" zählten aber nicht, "nur die Punkte zählen", betonte er vor dem Derby in Straubing.

Nun, da die ersten Zähler da sind, hoffen sie bei den Panthern auf den Aufschwung. Der Sieg sei enorm wichtig für das Selbstvertrauen gewesen, sagt Abbott, "hoffentlich können wir das ins nächste Spiel mit nehmen." Das steht am Sonntag an - und hat es in sich. Zu Gast im Curt-Frenzel-Stadion (17 Uhr) ist Mannheim, einer der Favoriten auf den Titel. Abbott kann dann Alavaara persönlich von seinen Qualitäten überzeugen - und womöglich den nächsten Augsburger Bann brechen, denn die Schwaben warten immer noch auf ihr erstes Tor in Überzahl. Spencer Abbott könnte auch hierfür der ideale Mann sein. In Überzahl, so Alavaaras Einschätzung, würde er seinem Team "besonders" helfen.

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