Eishockey:Schlimmstes Drittel

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Der EHC München verliert trotz 0:3-Führung noch in Ingolstadt. "Wir haben aufgehört, Eishockey zu spielen", schimpfte Nationalspieler Yasin Ehliz nach der Partie. Dennoch ist der Vorsprung in der Tabelle weiterhin riesig.

Von Christian Bernhard

"So langsam nervt es." Daryl Boyle sprach ruhig und sachlich, versuchte aber trotzdem nicht, seinen Unmut zu verbergen. Dem Verteidiger des EHC Red Bull München missfielen die vielen Strafzeiten, die sich der Tabellenführer der Deutschen Eishockey Liga (DEL) am Sonntagabend gegönnt hatte. Diese waren mitverantwortlich dafür, dass der EHC ein Spiel verlor, das er vermeintlich schon gewonnen hatte. 3:0 führten die Münchner bereits beim ERC Ingolstadt, "besser kann man nicht starten", sagte EHC-Manager Christian Winkler dazu. Doch vier Gegentore im Mitteldrittel brachten das schön anmutende Münchner Derby-Gebilde zum Einstürzen. Am Ende stand eine 4:6-Niederlage zu Buche, es war erst die dritte im 21. DEL-Saisonspiel; daher haben die Münchner Tabellenführer immer noch zehn Punkte Vorsprung auf den Zweiten aus Straubing. "Wir haben aufgehört, Eishockey zu spielen", schimpfte Nationalspieler Yasin Ehliz nach der Partie.

Ingolstadts Tim Wohlgemuth hatte vor der Partie gesagt, er wisse, dass man auch gegen München offensiv was zusammen kriegen könne, wenn man richtig spiele. Voraussetzung dafür sei, defensiv gut zu stehen. Genau daran haperte es beim ERC schon mehrfach in dieser Saison, so auch am Sonntag. Erst 94 Sekunden waren gespielt, als Trevor Parkes mit einem verdeckten Handgelenkschuss Jochen Reimer im ERC-Tor erstmals überwand. In Minute fünf stand es nach einem Alleingang von Frank Mauer 2:0, das Münchner 3:0 markierte Kapitän Patrick Hager nach schöner Vorarbeit von Mark Voakes (11., Überzahl). "Ein Tor schöner als das andere", frohlockte Winkler.

Im Mitteldrittel aber leisteten sich die Münchner, die ohne ihren aus privaten Gründen fehlenden Cheftrainer Don Jackson angereist waren, zahlreiche Strafzeiten - und erlebten ihr schlimmstes Drittel der Saison. Kris Foucault machte bei fünf gegen drei mit einem platzierten Schuss den Anfang (23.), Mirko Höfflin legte in einfacher Überzahl nach (27.). 49 Sekunden später stand es dank Wohlgemuths Treffer 3:3, ehe Mike Collins' das 4:3 erzielte (35.). Die immer noch beste Defensive der Liga war arg ins Wanken gekommen. "Durch unsere Strafen hat sich das Momentum gedreht, jetzt müssen wir es uns zurückholen", sagte Boyle vor dem Schlussdrittel.

Dort machte der EHC gehörig Druck, doch Reimer hielt stark, Matt Bailey traf aus spitzem Winkel zum 5:3 für Ingolstadt (55.). Ehliz' Überzahltor (58.) sorgte noch einmal für eine emotionale Schlussphase, in der Brett Olson in der letzten Minute einen Treffer erzielte, ohne die Scheibe im Tor unterzubringen: Er bekam ein technisches Tor zugesprochen, da er vor dem leeren Münchner Kasten gefoult wurde. Es war der passende Schlusspunkt einer turbulenten Partie.

© SZ vom 25.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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