Eishockey:Reform in den Ligen

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DEL und DEL2 führen ab 2021 wieder Auf- und Abstieg ein. Damit endet ein zwölf Jahre währender Streit zwischen den beiden Profiklassen. "Jetzt haben wir Ruhe und Klarheit geschaffen", sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke.

Von Johannes Schnitzler, München

Gut, wenn man ein Ventil hat. René Rudorisch geht in seiner Freizeit gerne gut essen, spielt Tennis und Fußball bei den Alten Herren des Heuckewalder SV. Ab und an soll er schon mal eine rote Karte gesehen haben, aber das ist verzeihlich angesichts der Frustration, die sich in ihm angestaut haben muss. Jahrelang klopfte Rudorisch als Geschäftsführer der DEL2 stellvertretend für die Klubs der zweiten Eishockey-Liga an die Pforte zur DEL. Und wie ein 14-Jähriger, der mit seiner Clique in den Club möchte, holte er sich beim Türsteher jedes Mal eine mehr oder weniger demütigende Abfuhr. Aber Rudorischs Hartnäckigkeit wurde belohnt. Am Freitag verkündeten die Gesellschafter beider Ligen den gemeinsamen Beschluss, dass DEL und DEL2 von der Saison 2020/21 an Auf- und Abstieg wieder einführen werden. Damit endet ein zwölf Jahre währender Streit zwischen den beiden Profiligen. Der Sport-Informationsdienst meldete einen "Paukenschlag im deutschen Eishockey", die DEL2 machte ihrer Erleichterung sogar in biblischen Worten Luft: "Es ist vollbracht!"

2006 hatte die DEL sich zum closed shop erklärt und seitdem mit wirtschaftlichen Gegebenheiten gegen Auf- und Abstieg argumentiert. Dennoch gingen Klubs wie Hannover (Meister 2010) oder Hamburg in die Knie. "Jetzt haben wir Ruhe und Klarheit geschaffen. Der Letzte der DEL-Hauptrunde wird absteigen, der Meister der DEL2 aufsteigen", sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke. Bundestrainer Marco Sturm wertete die Entscheidung als "tolle Nachricht, das kann unserem Sport nur guttun", Franz Reindl, Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes, findet es "überragend, dass die Kuh jetzt vom Eis ist". Die Einigung werde "sportliche und infrastrukturelle Impulse", etwa durch die Silbermedaille von Pyeongchang, "verstärken". Bewerber für die DEL müssen rund 800 000 Euro Sicherheitsleistung erbringen, die Stadien Mindeststandards erfüllen. Und René Rudorisch? Der sagte: "Nun gilt es, das Vereinbarte mit Leben zu erfüllen und nachzuweisen, dass Auf- und Abstieg funktioniert." Wo er jetzt endlich im Club ist, will er auch tanzen.

© SZ vom 28.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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