Eishockey: Playoffs:Hai mit falscher Maske

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Torwart Danny aus den Birken hat die Kölner Haie fast im Alleingang in die Pre-Playoffs gegen den EHC München geführt. Den größten Triumph feierte er genau dort, wo er zu Saisonbeginn noch aussortiert worden war. Allerdings mit falscher Maske.

Steffen Jüngst

Man sieht ihn selten lachen. Weder vor noch nach den Spielen findet man ein Foto, auf dem Danny aus den Birken richtig entspannt wirkt. Meist sieht man ihm die Anstrengung noch an. Er winkt zum Publikum - seine blaue Maske hat er hochgezogen, die Augen wirken müde und erschöpft. Dabei hätte der Torwart der Kölner Haie vor dem Spiel gegen den EHC München in den Pre-Playoffs heute Abend eigentlich genug Gründe, um fröhlich zu sein.

Hatte großen Anteil an der Aufholjagd der Kölner Haie: Torwart Danny aus den Birken. (Foto: imago sportfotodienst)

Es wäre ein bisschen einfach, die famose Aufholjagd der Haie ausschließlich an Danny aus den Birken festzumachen. An dem 1,86 Meter großen Torwart, der 86 Kilo wiegt und damit äußerlich nicht besonders heraussticht aus den Torhütern der DEL. Aber ein Blick auf einige Zahlen genügt, um seinen Anteil am Kölner Erfolg darzustellen: 15 Punkte Rückstand hatten die Haie auf Platz zehn, der zu den Pre-Playoffs qualifiziert, als aus den Birken nach Köln kam. Durch 56 Punkte aus den letzten 30 Spielen schafften die Kölner doch noch den Einzug in die Playoffs. In seinen Spielen für Köln hat er mit einer Fangquote von 93,5% den besten Wert aller Torhüter. Auch deshalb wurde der 26-Jährige von der von der Fachzeitschrift Eishockey News initiierten Wahl zum Aufsteiger der Saison gewählt. Seine Leistung sieht aus den Birken aber bescheiden: "Ich spiele bislang auf gutem Niveau, aber meine Vorderleute unterstützen mich auch unglaublich toll."

Noch im November war aus den Birken von solchen Aussagen so weit entfernt wie es sein Geburtsort Düsseldorf gerne von Köln sein würde. Er spielte bei den Iserlohn Roosters, der Saisonstart misslang völlig. Viel wurde an den Torhütern festgemacht. Der geschäftsführende Gesellschafter der Roosters, Wolfgang Brück, kritisierte sie öffentlich: "Wir hatten Leistungskonstanz erwartet. Die ist offenbar nicht vorhanden." Iserlohn verpflichtete den Kanadier Danny Legace, aus den Birken einigte sich mit den Roosters auf eine Vertragsauflösung.

Dann verpflichteten ihn die Kölner Haie. Die waren nach 22 Spielen mit 17 Punkten abgeschlagener Tabellenletzter und hatten 15 Punkte Rückstand auf den zehnten Platz. "Ich kam ja vom Vorletzten, da war ich die Situation gewöhnt", sagt aus den Birken und lacht: "Im Ernst: Ich kam unvorbelastet ins Team. Das hat sicher geholfen." Zuvor hatte Köln mit John Tripp bereits einen Nationalstürmer verpflichtet und Niklas Sundblad war vom Ko-Trainer zum Cheftrainer aufgestiegen. Diese drei Neuen hatten entscheidenden Anteil am furiosen Comeback der Haie. Die Kölner starteten eine Aufholjagd und kämpften sich bis zum Saisonende an die Pre-Playoff-Plätze heran. Schon Anfang Januar verlängerte Köln den Vertrag mit aus den Birken bis 2014. "Wir sind sehr, sehr zufrieden mit Danny. Anfang der Saison hatten wir ein Torwartproblem. Das hat er gelöst, indem er sehr gut gehalten hat", sagt Sundblad.

Wie viele Torhüter, ist auch aus den Birken ein spezieller Typ. "Ich bin manchmal in der Kabine sehr penibel. Da muss einfach alles passen", sagt er. Die Routine darf nicht gestört werden, auch wenn es seine Mitspieler schon einmal nervt, wenn den Torwart wirklich keiner stören darf. "Ich finde das gut. Er ist sehr auf das Spiel fokussiert, das ist professionell", lobt ihn sein schwedischer Trainer, der auch viel von der positiven Art von aus den Birken hält: "Ein Torwart ist ein sehr wichtiges Detail im Eishockey. Danny ist gut für die Mannschaft, auch mit seiner vorbildlichen Einstellung. "

Mit seinen oft spielentscheidenden Paraden brachte aus den Birken die Kölner Fans zum Jubeln. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Und als wäre die ganze Geschichte irgendein leicht vorhersehbarer Film aus Amerika, kam es am vorletzten Spieltag zum entscheidenden Spiel der Haie in Iserlohn. Für beide ging es um die Qualifikation für die Pre-Playoffs - wer verliert, ist raus. Köln gewann 1:0, aus den Birken hielt insgesamt 37 Schüsse. Dabei war er mit Schmähgesängen der Iserlohner Fans empfangen worden. Und sagte direkt nach dem Spiel der Bild-Zeitung: "Ich fand es zum Lachen. Das hat mich nur noch mehr angespornt."

"Ein paar Tage danach klingt das schon deutlich zurückhaltender: "Wahrgenommen habe ich das nicht. Wenn ich mich als Torwart mit solchen Dingen beschäftige, habe ich schon verloren. " Und aus den Birken will auch keine besondere Genugtuung eingestehen. "Es war ein tolles Gefühl. Schön, dass wir uns nach der wochenlangen Aufholjagd belohnt haben. Dass es mit dem Shut-Out (Anm. der Red.: Spiel ohne Gegentor) geklappt hat, ist nett, aber einzig wichtig war der Sieg. " Insgesamt fünf Mal blieb der Torwart mit den Haien bisher ohne Gegentor - ein Garant für die Erfolgsserie der Kölner.

Und die soll jetzt auch in den Pre-Playoffs weitergehen. Im EHC München sieht aus den Birken einen "unangenehmen Gegner". Gleichzeitig ist er sich aber sicher: "Die sind schlagbar, und ich glaube, wir sind die bessere Mannschaft." Und wie jede Mannschaft gehen auch die Kölner Haie in die Playoffs, um das letzte Saisonspiel zu gewinnen und Meister zu werden. "Aber soweit denkt bei uns momentan wirklich noch keiner", versichert der Torwart. Ein Problem bleibt aber noch. Aus den Birken spielt immer noch mit seiner alten, blauen Roosters-Maske. Wann die neue, rot-weiße Haie-Maske endlich fertig ist, weiß er selbst nicht: "Keine Ahnung, aber ich bin ja noch ein paar Jahre in Köln. Die kommt schon irgendwann."

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