Eishockey:Null Strafminuten

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Vorbildliches Benehmen: NHL-Neuling Dominik Kahun (2. v. r.) kommt bislang ohne Strafzeit aus. (Foto: Jon Durr/USA TODAY Sports)

Der Nationalspieler und frühere Münchner Dominik Kahun von den Chicago Blackhawks gehört in seiner ersten NHL-Saison zu den fairsten Profis der Liga.

Von Johannes Schnitzler, München

Nach dem 5:2-Sieg der Chicago Blackhawks bei den Detroit Red Wings in der nordamerikanischen Eishockeyliga NHL machte sich ein Fan der Blackhawks die Mühe, das Ergebnis in ein griffiges Bild zu gießen. Er postete das Logo des Teams aus der Autostadt Detroit, einen geflügelten, jetzt platten Reifen, gespickt von mehreren Pfeilen (die Blackhawks sind nach einem berühmten Häuptling benannt), dazu schrieb er nur ein Wort: "done" (erledigt). Ein Spieler ragte am Sonntag aus der Schar der Schwarzen Falken in doppelter Hinsicht heraus: Dominik Kahun, 23, erzielte seine Saisontreffer Nummer zehn und elf und bereitete einen weiteren vor. Für den deutschen Nationalspieler war es sein erstes NHL-Spiel mit drei Scorerpunkten, er hat bis jetzt 27 gesammelt. Und: Kahun blieb wieder einmal ohne Strafzeit. Auch nach 56 Partien ist seine Bilanz makellos. "Es läuft ganz gut", sagte Kahun nach dem siebten Sieg in Serie für Chicago.

Dass der 1,78 Meter große Techniker in der besten Eishockeyliga der Welt nicht durch körperliche Härte auffällt, ist keine Überraschung. In den vergangenen drei Spielzeiten, als er mit dem EHC München jeweils deutscher Meister wurde, musste er insgesamt nur achtmal auf die Strafbank. Dass unter dem Kürzel PIM (penalties in minutes) bei ihm noch immer eine Null steht, verblüfft indes sogar seinen Trainer: "Es ist beeindruckend", sagte Jeremy Colliton: "Als Neuling gehst du oft für Sachen in die Box, mit denen die Routiniers durchkommen." Kahun ist aber neben Samuel Girard (Colorado) der einzige NHL-Profi, der in allen Saisonspielen zum Einsatz kam und ohne Sünde blieb. Damit ist er ein natürlicher Anwärter auf die Lady Byng Memorial Trophy. Die Auszeichnung, benannt nach der Frau eines ehemaligen kanadischen Generalgouverneurs, wird seit 1925 an einen Spieler vergeben, der im Saisonverlauf "einen hohen sportlichen Standard und vorbildliches Benehmen kombinieren konnte". Kahun wäre der erste Blackhawk seit Bill Mosienko, der die Trophy ebenfalls mit null Strafminuten gewann. 1945 war das, und die Blackhawks hatten nur 50 Saisonspiele. Kahun muss sich jetzt noch 26 Mal vorbildlich benehmen.

© SZ vom 12.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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