Eishockey:Nürnberg gleicht aus

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(Foto: Imago)

Nach zwei frustrierenden Niederlagen in der vergangenen Woche erzwingen die Ice Tigers in ihrer Viertelfinal-Serie gegen Augsburg ein entscheidendes siebtes Spiel. Bei den Panthern gelingt ein deutliches 3:0.

Von Johannes Schnitzler

Im Mittelalter war es üblich, zum Tode Verurteile nicht einfach nur hinzurichten. Die bedauernswerten Delinquenten wurden gerädert, gevierteilt und den Raubtieren zum Fraß überlassen, das war das Mindeste. Das moderne Strafrecht kennt dafür den Begriff Overkill. Nun geht es im Viertelfinale der Deutschen Eishockey Liga (DEL) nicht um Leben oder Tod. Aber Brandon Prust (dessen Name sich wohl nur zufällig auf das deutsche Wort Frust reimt) muss sich am Freitag gefühlt haben wie nach einer Runde Rädern, als er sich den Augsburger Verteidiger Brady Lamb (dessen Name auf Deutsch nur zufällig "Lamm" bedeutet) zum Faustkampf schnappte. Prust hat die Erfahrung von 53 NHL-Playoff-Spielen, er wollte seinem Team einen Impuls geben. Nürnberg lag 0:3 hinten. Wenig später 0:4. Die Nürnberg Ice Tigers waren mit drei Überzahlspielen in diese Partie gestartet, getroffen hatten sie nicht. Die Augsburger Panther kamen durch Prust zu ihrem dritten Powerplay - und schossen ihr drittes Überzahltor. Sie waren wie beim 4:0 am Dienstag schneller, sie waren cleverer, sie nutzten praktisch jede Chance. Es war ein Gemetzel. Lamb schoss zwei Tore und grinste Prust ins Gesicht, Endstand 5:1. Vor dem sechsten Duell in dieser Best-of-seven-Serie am Sonntag im abermals ausverkauften Augsburger Curt-Frenzel-Stadion übernahmen die Panther die Führung, 3:2, Prust sagte: "We gotta keep playin' pissed."

Nürnberg klammerte sich an die simple Playoff-Arithmetik, dass ein 1:5 auch nicht schlimmer ist als ein 0:1 und dass mit einem Sieg in Augsburg alles repariert wäre. "Wir haben in dieser Serie schon einmal in Augsburg gewonnen", erinnerte Nürnbergs Kapitän Patrick Reimer. Am Sonntag gelang ihnen das noch einmal: Die Ice Tigers siegten 3:0 (0:0, 1:0, 2:0) und erzwangen das siebte Spiel.

Nürnberg startete couragiert und hatten Chancen, doch der zuletzt so starke Ben Meisner im AEV-Tor war auf der Hut. Meisner parierte auch gegen Reimer, doch dann lag der Puck plötzlich im Tor: Yasin Ehliz (im Bild, Nummer 42) hatte nachgesetzt, Meisner rutschte die Scheibe durch die Schoner - 0:1 (33.). Die Zweikämpfe wurden nun intensiver, Nürnberg forcierte das physische Element. Die Zeit von Brandon Prust rückte näher.

Zwei Minuten nach der Nürnberger Führung verabredete sich der 33-Jährige an der Mittellinie zum Boxkampf mit dem Augsburger Hans Detsch. Ein knapper Punktsieg für den Nürnberger, die Frage war nur: Wer würde den Impuls diesmal spüren? "Wir sind nicht richtig im Spiel, wir spielen zu weich", fand AEV-Stürmer Aleksander Polaczek, was Mike Flanagan offenbar anders sah: Nürnberg Co-Trainer lieferte sich an der Bande eine Diskussion mit Augsburgs Trainer Mike Stewart.

Nürnberg suchte danach die Entscheidung, Augsburg weiter nach dem Schlüssel zu dieser Begegnung. Die AEV-Fans sangen "Kämpfen und siegen", doch die bereits todgeweihten Ice Tigers nutzten ihre Bewährungschance. Nach einem Break krachte Ehliz in Meisner - der Tormann blieb liegen, Ehliz erhielt einen Penalty. Und verwandelte (58.). Dave Steckel legte das 0:3 ins leere Netz nach (59.).Die Ice Tigers haben ihre Bewährungschance genutzt, die Tortur geht weiter. Augsburg? War pissed.

© SZ vom 20.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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