Eishockey:Kalt wie eine Sprinkleranlage

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Die Kunst des Beinefaltens: Trevor Parkes vom EHC München (unten). (Foto: imago)

In einem einseitigen Eishockey-Derby fertigt der EHC München Augsburg mit 6:0 ab. Auch ohne acht Verletzte ist der Tabellenführer klar überlegen.

Von Johannes Schnitzler

Der Freitagabend begann mit einer Entwarnung: Nein, niemand hat Weihnachten verpennt, erst am Sonntag wird das vierte Lichtlein angezündet. Auch die Kelly Family, die parallel in der benachbarten Olympiahalle auftrat, war unschuldig. Es handle sich lediglich um einen Fehlalarm, beruhigte Stadionsprecher Stefan Schneider die 5780 Gäste im Münchner Eissportzentrum, die Feuerwehr arbeite daran. Der Hinweis war angebracht. Wenn der EHC Red Bull und die Augsburger Panther aufeinandertreffen wie im Halbfinale der vergangenen Saison, der längsten Playoff-Serie der Liga-Geschichte, kann es durchaus vorkommen, dass die Hütte brennt.

Die ersten Duelle in dieser Saison - ein 2:1 für den EHC und ein 5:2 für den AEV - dienten der Auffrischung der alten Rivalität. Das dritte dagegen war eine einseitige Angelegenheit. Tabellenführer München besiegte den Tabellenelften kalt wie eine Sprinkleranlage 6:0 (1:0, 4:0, 1:0).

Zunächst plätscherte dieses Derby vor sich hin wie ein nicht allzu kalter Gebirgsbach. Herausgespielte Chancen waren selten, Gefahr entsprang nur aus individuellen Fehlern. Yasin Ehliz scheiterte zweimal an Markus Keller im AEV-Tor, beide Male waren die Panther im Powerplay unaufmerksam. Im dritten Versuch war Ehliz dann erfolgreich. Einen Chip von Konrad Abeltshauser zum Tor fälschte der Stürmer unhaltbar ab. Die Panther verlangten den Videobeweis, doch der Treffer hatte Bestand (19. Minute).

Beide Teams waren unter der Woche bereits im Einsatz. Während der EHC bei Verfolger Straubing nach 0:2 noch 3:2 gewann, verspielten die Panther - nach dem schwer erarbeiteten 1:0 gegen Iserlohn und einem begeisternden 5:1 gegen die Kölner Haie und ihren ehemaligen Coach Mike Stewart vermeintlich wieder auf Playoff-Kurs - eine 3:0-Führung, verloren zu Hause 3:4 gegen Ingolstadt und verharrten auf Rang elf. Zusätzlichen Wirbel entfachte Stürmer Mitch Callahan. Der 28-jährige Kalifornier, in 32 Pflichtspielen in der Deutschen Eishockey Liga und Champions League mit exakt einem Treffer auffällig geworden, war vergangene Woche von der Polizei gestoppt worden, als er mit rund zwei Promille auf einem E-Scooter durch Augsburg düste. Vergleiche mit einem rotnasigen Rentier zur Weihnachtszeit drängten sich auf. Seinen Führerschein ist Callahan vorerst los, und auch seinen Platz im Team.

Der ohne sieben Verletzte angetretene EHC musste nach dem ersten Drittel auch noch auf Stürmer Maximilian Daubner verzichten, verschärfte nun aber das Tempo. Trevor Parkes drückte einen Abpraller an Keller vorbei über die Linie (22.), Philip Gogulla fälschte einen harten Pass von Bobby Sanguinetti ab (25.), Parkes erhöhte im Powerplay auf 4:0 (28.), der zwölfte Saisontreffer für den ehemaligen Augsburger, und nur Keller verhinderte Parkes' drittes Tor an diesem Abend (30.). Bevor die Panther "Polizeikontrolle" sagen konnten, hatten sie das Spiel verloren. Jason Jaffray tunnelte Keller zum 5:0 (35.).

Das Schlussdrittel geriet zum Schaulaufen. Patrick Hager stellte auf 6:0 (45.), und dass München dabei in Unterzahl war, war dem Kapitän ebenso schnurz wie den AEV-Fans das Ergebnis. Sie sangen unverdrossen weiter. Den Feueralarm? Hatten die Schiedsrichter ausgelöst. Beim Warmmachen hatten sie einen Fußball gegen den Notknopf gebolzt. In Augsburg dagegen künden die Glocken von echter Gefahr.

© SZ vom 21.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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