Eishockey:In Kleinstteile zerlegt

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Zum Auftakt des Deutschland Cup in Augsburg verliert das DEB-Team 2:8 gegen Rekordweltmeister Russland. Die Gastgeber vergeben zwei Chancen zum 3:1 - danach drehen die Russen kurz am Schwungrad und erzielen sieben Tore in Serie.

Von Johannes Schnitzler

An die Russen haben sie in Augsburg eigentlich ganz gute Erinnerungen. Igor Maslennikow und Sergej Wostrikow zerlegten zur Jahrtausendwende in der Deutschen Eishockey Liga so viele gegnerische Abwehrreihen in ihre Kleinstteile, dass die Anhänger der Augsburger Panther sie ehrenhalber zum "Atom-Sturm" erhoben. Als Wostrikow vor ein paar Monaten mal wieder im Curt-Frenzel-Stadion vorbeischaute, war die Rührung auf beiden Seiten tief. Am Freitag sah die Sache etwas anders aus: Die deutsche Nationalmannschaft verlor ihr Auftaktspiel beim Deutschland Cup in Augsburg gegen Russland 2:8 (1:1, 1:4,0:3), davon gerührt waren nur die zahlreichen Fans der Sbornaja unter den 5000 Zuschauern.

Der Rekordweltmeister hatte eine junge, weitgehend unbekannte Mannschaft mit Profis aus der osteuropäischen KHL nach Augsburg geschickt. Prominentester Name im Team von U20-Coach Oleg Bratasch, der Nationaltrainer Oleg Znarok vertritt, ist Stürmer Viktor Tichonow von Meister St. Petersburg, der Enkel des legendären ehemaligen Nationaltrainers gleichen Namens. "Bei den Russen weiß man nicht so richtig, was uns erwartet", sagte DEB-Präsident Franz Reindl.

Die Deutschen vergeben zwei Chancen zum 3:1. Danach drehen die Russen kurz am Schwungrad

Für Bundestrainer Marco Sturm ist das Turnier die einzige Gelegenheit, vor den Olympischen Spielen in Pyeongchang noch einmal Kaderschau zu betreiben. Also schickte er in Maximilian Kammerer (2), Stefan Loibl und Andreas Eder (jeweils 0) eine erste Sturmreihe mit der Erfahrung von zusammen zwei Länderspielen aufs Eis. In Führung gingen zwar die Russen: Artjom Fjodorow fälschte einen Schuss unhaltbar für Dennis Endras Tor ab (7.). Doch als Yannic Seidenberg die Scheibe zum Tor brachte und Wassily Koschetschkin prallen ließ, stand Daniel Pietta für den Abstauber bereit: 1:1 (14.). Die Deutschen, die ohne NHL-Profis und einige Stammspieler auskommen müssen, begannen couragiert und unbekümmert. Und sie wurden belohnt: Brent Raedeke schloss das zweite Überzahlspiel mit dem 2:1 (22.) ab. Kammerer und der Augsburger Thomas Holzmann hatten Chancen sogar auf das 3:1. Dann drehten die Russen kurz am Schwungrad und gingen binnen 62 Sekunden wieder in Führung (32./33.), am Ende des zweiten Drittels lagen sie durch zwei Powerplaytreffer 5:2 vorn. Das Spiel war entschieden. Im letzten Abschnitt zerlegten die Russen Sturms Team in seine Kleinstteile.

Am Nachmittag hatte Titelverteidiger Slowakei, am Samstag (16 Uhr) nächster Gegner der deutschen Mannschaft, überraschend die favorisierten Amerikaner 2:1 geschlagen, die am Abend auf Russland treffen. Zum Abschluss spielt das DEB-Team am Sonntag (16.45 Uhr) gegen die USA.

© SZ vom 11.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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