Eishockey:Galaktische Dimensionen

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Enges Duell: Der Münchner Mark Voakes (links) und der Augsburger Matt Fraser. (Foto: Jan Huebner/imago)

Titelverteidiger München gleicht die Halbfinalserie um die Meisterschaft aus. Das 2:1 in Augsburg passt in den Trend: Wie alle Partien zuvor endet auch diese mit nur einem Tor Unterschied.

Von Johannes Schnitzler, Augsburg

Was bisher geschah: Die Rebellen haben dem Imperium eine empfindliche Niederlage verpasst und sammeln vor der nächsten Begegnung ihre Kräfte. Sie wissen, dass es von ihrem Mut und Geschick abhängt, ob die, für die sie kämpfen, weiter hoffen dürfen. Oder ob das letzte Lichtschwert bald erlischt.

Man kann den Plot von "Star Wars: Das Imperium schlägt zurück (Episode 5)" wunderbar auf die Playoff-Halbfinalserie der Augsburger Panther gegen den EHC Red Bull München übertragen, zumindest aus Sicht der AEV-Fans, mit Augsburgs Topscorern Drew LeBlanc und Matt White als Luke Skywalker und Han Solo, die mit Torhüter Olivier Roy und ein bisschen Glück im Bunde gegen den geheimnisvollen Imperator (Dietrich Mateschitz) und seine Klonkrieger antreten. So hatten sich die Panther in der Best-of-seven-Serie gegen den übermächtigen Meister der vergangenen drei Jahre, das Team vom anderen Todesstern, überraschend eine 2:1-Führung erspielt. Vor Episode vier aber gingen Augsburg die Helden aus. Nach den verletzten T.J. Trevelyan, Christoph Ullmann und Scott Valentine meldeten sich am Mittwoch auch noch Thomas Holzmann und Kapitän Steffen Tölzer kurzfristig krank ab. Und das Imperium schlug zurück. München gewann in Augsburg 2:1 (1:0, 0:0, 1:1) und glich die Serie zum 2:2 aus.

Am Abend zuvor hatten die AEV-Fans noch gefeiert. Nach dem 4:0-Sweep der Adler Mannheim im anderen Halbfinale gegen Köln stand fest, dass Augsburg als Dritter der DEL-Vorrunde in der kommenden Saison erstmals in der Champions Hockey League spielen wird. Für die Panther ein Erlebnis von galaktischer Dimension. Trainer Mike Stewart, so etwas wie der Jedi-Lehrmeister Obi-Wan Kenobi in diesem Plot, hatte angeordnet, "intelligent in unserer Zone" zu spielen, also wie bisher: Passbahnen versperren, Scheiben raus und auf Konter lauern. Gefühle kontrollieren. "Und wenn wir ein Powerplaytor schießen könnten, wäre das schön." Aber nach nur 26 Sekunden erhielt Ersatz-Kapitän Brady Lamb die erste Strafzeit - und Derek Joslin nutzte sie (3. Minute). Münchens Verteidiger schickte einen Laserstrahl von der Blauen Linie in den Winkel. War das wieder der alte imperiale Killerinstinkt?

Der EHC gab sich in der Anfangsphase jedenfalls sehr viel weniger nachgiebig als zuletzt. Aber Augsburg erholte sich und bekam seine Möglichkeiten durch LeBlanc, Matt Fraser und Daniel Schmölz. "Kleiner Kader, großes Herz", so hatte Simon Sezemsky, einer von sechs noch gesunden AEV-Verteidigern, vor dem Spiel bei Magenta Sport die Augsburger Strategie beschrieben. Kurz vor Ende des ersten Drittels krümmte sich Sezemsky dann auf dem Eis: Bandencheck, entschieden die Unparteiischen, und verbannten Münchens Patrick Hager vorzeitig in die Kabinenfinsternis. Fünf Minuten Powerplay für Augsburg - das erhoffte Tor aber fiel nicht, weil LeBlanc und David Stieler sich vor dem Tor nicht einig wurden.

Mitte des zweiten Drittels intensivierten die Panther ihr Forechecking. Die beste Chance vergab Sahir Gill, der frei vor Danny aus den Birken zum Schuss kam, das Tor aber verfehlte. Alles, was auf sein Tor kam, hielt Münchens Nationaltorwart - und wenn nicht, half ihm wie gegen White der Pfosten. Umso wichtiger wäre das von Stewart herbeigesehnte Powerplaytor für die Panther gewesen. Augsburg ließ indes auch das nächste Überzahlspiel ungenutzt. Das Spiel ähnelte dem vorangegangenen - nur mit umgekehrten Vorzeichen. Augsburg drückte, traf aber das Ziel nicht. "Warum soll dieses Spiel auch anders sein?", fragte Münchens Nationalspieler Frank Mauer. Beide Teams agieren defensiv diszipliniert, bislang endeten alle Partien mit nur einem Treffer Unterschied.

Ein Tor: Mehr brauchten beide nicht, Augsburg zum Ausgleich, München zur Entscheidung. Derek Joslin bewarb sich mit großer Freude um die Rolle des Bösewichts und staubte eiskalt wie Darth Vader zum 0:2 ab (45.). Aber warum sollte dieses Spiel anders laufen als die anderen? Eine Minute später verkürzte Stieler auf 1:2, weil aus den Birken sein Rückhandschupfer durch die Schoner flutschte. Die Macht schien sich nun auf die Augsburger Seite zu schlagen: Das 1:3 durch EHC-Kapitän Michael Wolf (50.) wurde wegen Torwartbehinderung nicht anerkannt. So blieb es bis zum Ende beim 1:2. Auch Episode vier endete mit nur einem Tor Unterschied.

Der Kampf geht weiter, am Freitag (19.30 Uhr) in München. In der "Star Wars"-Saga folgt auf "Das Imperium schlägt zurück" übrigens "Die Rückkehr der Jedi-Ritter". Augsburg hofft weiter.

© SZ vom 11.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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