Eishockey:Frühstück mit Wolf

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Kommende Woche läuft Nürnbergs Leihvertrag mit Andreas Eder aus. Die Ice Tigers wollen ihn gerne halten - doch der EHC München könnte ihn zurückfordern.

Von Christian Bernhard

Glaubt man einer alten Bauernregel, hat das, was im November passiert, gehörigen Einfluss auf das neue Jahr. "Donnert's im November gar, so folgt ihm ein gesegnet' Jahr", heißt es da. Andreas Eder hat zwei sportlich donnernde Wochen hinter sich. Beim Deutschland Cup erzielte der 23-Jährige seine ersten beiden Tore im Nationalmannschaftsdress, danach gewann er alle drei Ligapartien mit den Nürnberg Ice Tigers, wodurch sich die Franken in den vorderen Tabellenregionen der Deutschen Eishockey Liga (DEL) festsetzen.

Und er hat spannende sieben Tage vor sich. Am 30. November läuft sein Leihvertrag aus, spätestens dann entscheidet sich, ob er weiter für die Ice Tigers spielen oder zum EHC Red Bull München zurückkehren wird. Klar denke er darüber nach, sagt er, "aber ich versuche, es so gut es geht auszublenden." Eder, der von einem "sehr guten" Gespräch mit Münchens Manager Christian Winkler berichtet, lässt die Entscheidung so entspannt wie möglich auf sich zukommen. München sei mittlerweile fast zu seiner zweiten Heimat geworden, sagt er, in Nürnberg "spiele ich sehr sehr viel und kann mich als Spieler weiter entwickeln. Ich kann eigentlich nur gewinnen mit der Situation".

Seine bisherige Nürnberg-Bilanz fällt positiv aus. "Grundsätzlich bin ich sehr zufrieden mit der Zeit", sagt Eder. Der Anfang sei durchaus schwer gewesen, da es nicht so leicht sei, "irgendwo der Neue zu sein" und seinen Platz zu finden. Jetzt fühle er sich sehr wohl. Dem Stürmer haben die knapp drei Monate in Nürnberg sehr gut getan, er hat sich in Franken weiter entwickelt. "Das spiegeln die Scorerpunkte vielleicht noch nicht wider, aber ich war in sehr vielen unterschiedlichen Situationen auf dem Eis." Sieben Scorerpunkte hat er bisher gesammelt, im Schnitt steht er pro Partie knapp 18 Minuten auf dem Eis. Vergangene Saison in München waren es um die zehn Minuten. Eder spielt jetzt eine zentrale Rolle in Überzahl und bekommt auch Unterzahl-Eiszeit. Viele Spielanteile - danach hat Eder gestrebt. "Das ist das A und O für einen jungen deutschen Spieler", betont der 23-Jährige. Der Tegernseer ist auf dem Eis ein nachdenklicher Typ, er macht sich nach seinen Wechseln viele Gedanken über das, was gerade auf dem Eis passiert ist. Die viele Eiszeit hilft ihm auch dabei, denn so bleibt ihm weniger Zeit zum Überlegen. "Das macht es dann auch viel einfacher, im Spiel zu bleiben."

In Nürnberg sind sie nicht nur spielerisch sehr zufrieden mit ihm. Trainer Kurt Kleinendorst bezeichnet ihn als "tolle Person" und ist von seinem Fleiß angetan: "Ich bin jeden Morgen früh in der Eishalle, aber Andi ist immer vor mir da. Ich muss wohl meinen Wecker noch früher stellen." Verantwortlich dafür ist Michael Wolf. Eder hat in München immer zeitig mit dem langjährigen EHC-Kapitän, der im Frühjahr seine Karriere beendet hat, in der Halle gefrühstückt und über Eishockey gefachsimpelt. "Das habe ich so beibehalten." Wolf ist heute noch eine enge Bezugsperson für Eder, die beiden telefonieren jede Woche miteinander.

Die Ice Tigers hoffen auf einen Verbleib des Angreifers. "Ich hoffe, er ist so happy mit uns, wie wir mit ihm", sagt Kleinendorst. Ice-Tigers-Sportdirektor Andre Dietzsch, der bereits in der U18-Nationalmannschaft mit Eder zusammen gearbeitet hat, würde gerne weiter mit ihm planen. Unter Vertrag steht Eder aber in München - und dort gibt man sich noch bedeckt. "Wir planen für die Zukunft", erklärte EHC-Trainer Don Jackson, mehr will er zur Personalie Eder nicht sagen. Der souveräne Tabellenführer wird ab dem 10. Dezember, wenn die Vorbereitung der deutschen U20-Nationalmannschaft auf die Weltmeisterschaft in Tschechien beginnt, mehrere Wochen auf die Stamm-Stürmer John Jason Peterka und Justin Schütz, sowie die Angreifer Dennis Lobach und Filip Varejcka, die zuletzt mehrmals bei den Profis eingesprungen sind, verzichten müssen. Der kürzlich operierte Derek Roy wird da auch noch fehlen. Eder bleibt nichts übrig, als noch abzuwarten.

© SZ vom 23.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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