Eishockey:Es nagt weiter

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Im Getümmel mit Übersicht: Berlins Torwart Jonas Stettmer zeigt gegen seinen Ex-Klub Ingolstadt eine Topleistung. (Foto: Stefan Bösl/Imago)

Der ERC Ingolstadt hat nach schwachem Saisonstart einen Schritt nach vorne gemacht - gegen die Eisbären Berlin reicht das aber nicht.

Von Christian Bernhard

Der linke Arm ging kurz jubelnd nach oben, dann waren schon die Teamkollegen da und tätschelten Jonas Stettmer reihum anerkennend den Helm. Der Torhüter hatte am Sonntag ein starkes Spiel gezeigt - und das in einem "sehr besonderen" für ihn, wie er hinterher verriet. Stettmer hatte in Ingolstadt geglänzt, allerdings nicht im Trikot des dort ansässigen ERC, in dem in der letztjährigen Playoff-Endspielserie gegen den EHC Red Bull München überraschend sein Stern aufgegangen war. Überraschend deshalb, weil der damals 21-Jährige als eigentliche Nummer drei der ERC-Torhüter großartige Leistungen gezeigt hatte. Diesmal trug er das Trikot der Eisbären Berlin, zu denen er im Sommer gewechselt war. Und die waren für den ERC Ingolstadt eine Nummer zu groß: 1:4 verloren die Oberbayern gegen den Tabellenführer der Deutschen Eishockey Liga (DEL). "Wir waren lange gut im Spiel, am Ende haben wir Fehler gemacht, die Berlin eiskalt ausgenutzt hat", bilanzierte Ingolstadts Angreifer Mirko Höfflin bei Magentasport .

Die Straubing Tigers gingen dagegen mit einem perfekten Spieltags-Wochenende in die Länderspielpause. Auf den 2:1-Derby-Heimsieg gegen München ließen sie am Sonntag ein 4:1 in Mannheim folgen. Damit schlugen sie nicht nur zwei der Topkandidaten auf den Titel, sondern festigten auch ihren zweiten Tabellenplatz.

Von der Tabellenspitze sind die Ingolstädter, die die letztjährige Hauptrunde auf Platz zwei abgeschlossen hatten, aktuell weit entfernt - sie verabschiedeten sich als Tabellenzehnte in die Pause. Daran änderten auch die zwei aufeinanderfolgenden Siege gegen Wolfsburg (5:1) und in Frankfurt (4:2) in der vergangenen Woche nichts. Entscheidend für die enttäuschende Platzierung war nicht die Niederlage gegen die Eisbären, sondern dass es vor den zwei Siegen in neun Spielen sieben Niederlagen gegeben hatte, welche den Playoff-Finalisten des Vorjahres sogar auf Rang zwölf der Tabelle hatten fallen lassen. Es sei gerade schwer, Worte zu finden, sagte Kevin Maginot Ende Oktober nach dem 3:6 in Schwenningen, "es nagt an einem". Die "Zeit der Ausreden", fand er, sei vorbei.

"Wir haben auf jeden Fall einen Schritt nach vorne gemacht", findet Mirko Höfflin

Mit den Eisbären bekamen die Ingolstädter im letzten Spiel vor der Deutschland-Cup-Pause den schwerstmöglichen Gegner der Liga. Beste Offensive der Liga, beste Defensive der Liga, bestes Auswärtsteam der Liga - all das sind die Berliner weiterhin. Vieles davon zeigten sie bereits im Startdrittel. Sie agierten dominant und verhinderten durch ihren sehr gut abgestimmten Druck einen kontrollierten Spielaufbau der Ingolstädter. Diese hatten wie schon so oft in dieser Saison Probleme mit ihrer Disziplin. Zwei Strafzeiten kassierten sie in den ersten 20 Spielminuten, kein Team der Liga muss mehr Strafminuten hinnehmen. Auch wenn sie beide Unterzahlsituationen ohne Gegentreffer überstanden, verloren sie dadurch ihren Rhythmus, da ihr Trainer Mark French nicht seine gewohnten Formationen aufs Eis schicken und wie geplant durchmischen konnte. "Unsere Strafen haben Berlin ins Spiel gebracht", fand Daniel Pietta, das Beste nach dem Startdrittel war aus ERC-Sicht das 0:0, das nur deshalb Bestand hatte, weil Torhüter Michael Garteig an seinem 32. Geburtstag mehrmals gut pariert hatte. Offensiv kam von den Oberbayern so gut wie nichts.

Das änderte sich im Mitteldrittel. Nach Zach Boychuks 1:0 für die Eisbären (24.) glich Maury Edwards aus (27.), kurz zuvor hatte ERC-Stürmer Marko Friedrich den Pfosten getroffen. Im Mittelpunkt war nun häufig Stettmer, der aber keinen Gegentreffer mehr kassierte. Da Yannick Veilleux (45.), Tobias Eder (50.) und Manuel Wiederer (56., leeres Tor) für die Eisbären trafen, kassierten die Ingolstädter die elfte Niederlage im 18. DEL-Saisonspiel. "Ich würde sagen, wir haben auf jeden Fall einen Schritt nach vorne gemacht, wir spielen besseres Eishockey", befand Höfflin mit Blick auf die vergangenen Spiele. Die Pause komme deshalb ungelegen. 16 Punkte Rückstand auf die Berliner dürften dennoch zum Nachdenken anregen.

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