Eintracht Frankfurt:Bangen um den Schweiger aus Split

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Hört er was aus Mailand? Der begehrte Eintracht-Stürmer Ante Rebic. (Foto: Jan Huebner/imago)

Stürmer Ante Rebic, der letzte der drei überragenden Frankfurter Angreifer aus der Vorsaison, zieht Interesse aus Mailand auf sich.

Von Tobias Schächter, Mannheim/München

Adi Hütter schaute kurz über seine rechte Schulter, dann sagte er: "Ach so, der ist schon weg." Dann lächelte der Trainer von Eintracht Frankfurt ein bisschen gequält und wünschte den Reportern eine gute Heimfahrt.

Schmallippig hatte der Österreicher zuvor auf die Frage nach dem Verbleib seines Torgaranten Ante Rebic reagiert ("Fragen Sie ihn doch selbst"), bevor er bemerkte, dass der Kroate schon lange die Katakomben des Mannheimer Stadions verlassen hatte. Rebic redet grundsätzlich nicht gerne in der Öffentlichkeit, am Sonntagabend aber ließ der Schweiger aus Split stattdessen mal wieder Taten auf dem Platz sprechen. Mit einem Hattrick innerhalb von zwölf Minuten entschied er das packende Pokalspiel beim SV Waldhof für die Frankfurter, die nach zweimaligem Rückstand (0:2, 2:3) durch ein 5:3 beim Drittliga-Aufsteiger doch noch in die zweite Runde einzogen.

Zu Beginn kamen bei der Eintracht böse Erinnerungen hoch an die Erstrundenpleite vor genau einem Jahr gegen Ulm. Auch Rebic hatte begonnen wie alle anderen Frankfurter: langsam, fast lustlos wirkend. Aber in der Schlussphase zeigte der 25-Jährige seine außergewöhnlichen Fähigkeiten. Nach dem Abschied seiner kongenialen Sturmdreiecks-Partner der Vorsaison, Sebastien Haller (zu West Ham United) und Luka Jovic (Real Madrid), ist Rebic aktuell noch der einzige Verbliebene aus jenem Angriff, der die Eintracht zuletzt ins Halbfinale der Europa League schoss.

Dieser Erfolg hat Begehrlichkeiten geweckt, denen sich die Spieler und ihre Berater nicht verschließen wollen. Die Eintracht kassierte für Jovic (60 Millionen Euro) und Haller (40 Millionen) zwar riesige Ablösesummen, verlor aber ein Duo, das zusammen 47 Tore erzielte und weitere 18 vorbereitete. Der Verlust von Rebic würde Frankfurt nun vollends die gefürchtete Schlagkraft im Angriff nehmen. Die Gerüchte um einen Wechsel des Kroaten reißen nicht ab, auch wenn Sportdirektor Bruno Hübner in Mannheim betonte, er sei "nach wie vor optimistisch", dass Rebic bleibe. Auch vor einem Jahr gab es in der Sommerpause Gerüchte über einen Transfer des Stürmers.

Damals war Rebic auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn, mit Kroatien war er erst im WM-Finale von Frankreich gestoppt worden, nachdem er die Eintracht gegen den FC Bayern zum Pokalsieg geschossen hatte. Dennoch blieb er Frankfurt treu, vielleicht speist sich daraus Hübners Hoffnung. Doch am Montag meldeten italienische Zeitungen, dass neben Inter Mailand auch der Stadtrivale AC Mailand an einer Verpflichtung von Rebic interessiert sei.

Die Spur zu Inter wirkt heiß, denn dort könnte Rebic seinen Landsmann Ivan Perisic ersetzen, der wohl zum FC Bayern wechselt. Am Montag wurde der ehemalige Bundesliga-Stürmer Perisic (Dortmund, Wolfsburg) vor einem Krankenhaus in München gesichtet: "Ja, ich hatte gerade den Medizincheck", bestätigte der 30-Jährige der Bild-Zeitung, der Vollzug des Transfers schien vor dem Pokalspiel der Bayern in Cottbus ( bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht beendet) Formsache zu sein.

Ante Rebic wäre der logische Nachfolger für Inter Mailand. Für rund 40 Millionen Euro würde die Eintracht ihn wohl ziehen lassen. Zwar hat sich Frankfurt nach den festen Verpflichtungen der zuletzt ausgeliehenen Kevin Trapp (für acht Millionen Euro von Paris Saint-Germain), Martin Hinteregger (zwölf Millionen; Augsburg) und Sebastian Rode (vier Millionen; Dortmund) auch mit den Mittelfeldspielern Dominik Kohr (achteinhalb Millionen; Leverkusen) und Djibril Sow (neun Millionen; Young Boys Bern, derzeit verletzt) sowie mit Außenbahnspieler Erik Durm (ablösefrei; Huddersfield) gut aufgestellt. Aber für den Angriff verpflichtete man bislang nur Dejan Joveljic von Roter Stern Belgrad.

Der serbische U-21-Nationalspieler ist eher noch ein talentierter Jugend- als ein gestandener Bundesligaspieler, er ist aber aktuell neben Goncalo Paciencia und Wackelkandidat Rebic der einzige Stürmer im Kader. Trainer Hütter sagt: "Wir wissen schon, was wir zu tun haben. Wichtig ist, dass wir gewappnet sind." Die Macher der Eintracht um Sportvorstand Fredi Bobic wollen bis zum Ligastart am Sonntag gegen Hoffenheim, unabhängig von der Personalie Rebic, einen weiteren starken Angreifer verpflichten. Davor geht es am Donnerstag gegen Vaduz in der Europa-League-Qualifikation um den Einzug in die Playoffs (Hinspiel 5:0).

Im Fall von Filip Kostic ist die Eintracht definitiv gewappnet. Nach der festen Verpflichtung vom Hamburger SV wurde dem Serben klar kommuniziert, dass ein Wechsel in diesem Sommer kein Thema sei. Für den Flügelflitzer lagen der Eintracht Angebote von mehr als 40 Millionen Euro Ablöse vor. Spielt Kostic ähnlich stark weiter wie zuletzt, wird aber auch er ein Spekulationsobjekt bleiben.

© SZ vom 13.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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