Duelle unter Sportlern:Gerangel ist wichtig fürs Geschäft

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Lewis Hamilton (li.) und Nico Rosberg: Trinken eher kein Feierabendbier zusammen (Foto: dpa)

Nico Rosberg und Lewis Hamilton sind nicht gerade Freunde - ein perfektes Szenario, um die Langeweile der Formel-1-Saison zu übertünchen. Die Inszenierung der Feindschaft folgt dem Kalkül des Unterhaltungswertes, der im Sport immer wichtiger wird.

Ein Kommentar von Michael Neudecker

Eisiges Schweigen, Krieg der Sterne, Männer-Feindschaft: So geht es derzeit zu in der Formel 1. Motorsport ist nichts für zarte Gemüter, war schon so, als statt Helmen noch Hauben getragen wurden; lange her. Aktuelle Hauptfiguren der PS-Arena sind die Motorsportler Nico Rosberg, in Monaco aufgewachsener Deutscher, und Lewis Hamilton, Brite mit karibischen Wurzeln, nicht gerade wuchtig von Gestalt, aber doch: Die Voraussetzungen für großen Zirkus sind wunderbar, nicht wahr?

Rosberg und Hamilton fahren im selben Team, dem von Mercedes, das so viel Geld in die Entwicklung eines neuen Motors investiert hat, dass ihre Autos lächerlich hoch überlegen sind. Die beiden machen die WM unter sich aus, es geht um Prestige und, klar, verdammt viel Geld. Rosberg und Hamilton sind daher - Achtung, Überraschung! - eher nicht miteinander befreundet.

Weil nun eine Saison mit nur zwei Rennsiegern sehr lang sein kann, haben alle über die Formel 1 berichtenden Medien beschlossen, die Tatsache, dass zwei Konkurrenten miteinander konkurrieren, sei so spannend, dass sie immer wieder erzählt und interpretiert werden müsse.

Rosberg und Hamilton haben sich tatsächlich schon interessante Zweikämpfe geliefert, zuletzt in Monaco, am Wochenende in Montreal wohl wieder, und es ist nun mal so: Der nach Ablenkung gierende Mensch liebt den Zweikampf auf der Bühne, und manche Medien betrachten sich längst als Teil der Unterhaltungsindustrie. Das direkte Duell mit - pardon - gleichen Waffen hat das Volk zudem schon elektrisiert, als die Erfindung des Autos in ferner Zukunft lag.

Viele duell-arme Sportarten haben sich deshalb in dieser Hinsicht schon reformiert oder suchen nach einer Möglichkeit, das Duell zu integrieren; im Skispringen wird bei der Vierschanzentournee seit Jahren im Eins-gegen-Eins gesprungen, die Alpin-Skifahrer bemühen sich, das City Event zu etablieren, in dem zwei Fahrer auf der Piste gegeneinander fahren.

Und bei den in Paris laufenden French Open freut sich das Publikum auch deshalb so auf das Halbfinale Bouchard - Scharapowa, weil sich viel hineinlegen lässt: zwei Schönheiten, hochbegabt, wie für die Vermarktung geboren, Nachwuchssternchen gegen Idol.

Der Manager von Eugenie Bouchard hat soeben in diesem Zusammenhang den Begriff des "Pakets" verwendet, das Bouchard offeriere. Sport ist Entertainment, deshalb muss man solche Worte nicht verwerflich finden; und dass die Manager Teil des Spiels sind, bedingt das Interesse der Öffentlichkeit an immer neuen Bühnenhelden. Jeder Manager sucht sein Paket, je mehr Duell-Potenzial drinsteckt, desto besser.

Das Management von Lewis Hamilton, das noch am Rande, hat früher auch die Spice Girls betreut. Die Band trennte sich 2001, weil sich ihre Mitglieder auf ihre Solokarrieren konzentrieren wollten. Hat eher nicht funktioniert.

© SZ vom 05.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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