Dritte Liga:Leise laut

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Sechzigs Verteidiger Philipp Steinhart "überperformt" gerade, findet sein Trainer Michael Köllner. (Foto: Frank Hoermann/Sven Simon/imago)

Phillipp Steinhart hat sich zu einem Leistungsträger des TSV 1860 München entwickelt. Er ist torgefährlich und bereit, Verantwortung zu übernehmen. Angesichts des kleinen Kaders ist das besonders wichtig.

Von Christoph Leischwitz

Wirklich abschalten, das sei nur ganz kurz möglich gewesen, aber vielleicht hat das ja auch seine Vorteile: "Viele Kilos konnte man da gar nicht draufessen", sagt Phillipp Steinhart über die Winterpause, die heuer auch in der dritten Liga mehrere Wochen kürzer ausfällt als sonst. Vielleicht kommt sogar noch ein weiterer Vorteil hinzu: Dass Spieler wie Steinhart ihre Form leichter konservieren konnten.

28 Jahre ist der Linksverteidiger des TSV 1860 München nun alt. Von 2014 bis 2016 spielte er für den Stadtkonkurrenten FC Bayern II, den Gegner am Samstag im Derby (14 Uhr, Grünwalder Stadion). Ein kleines Fragezeichen stand noch hinter seinem Einsatz, doch nach einer Blessur stieg Steinhart am Donnerstag wieder ins Training ein.

Seit seiner Rückkehr dauerte es eine Weile, bis er zum Leistungsträger wurde. In der vergangenen Saison sei einiges nicht optimal gelaufen, aber: "Das hat jetzt gerade in der Hinrunde eine gute Entwicklung genommen, das ist im Moment zufriedenstellend", sagt er. Das klingt ziemlich bescheiden angesichts der Tatsache, dass Trainer Michael Köllner findet, Steinhart "überperformt" zurzeit. An Köllner liegt es aber auch zu einem großen Teil, dass seine Entwicklung gerade diesen positiven Verlauf nimmt: "Ich habe mehr Selbstvertrauen, das gibt einem auch der Trainer." Köllner sei jemand, so Steinhart, der "extrem auf Kleinigkeiten" achte.

Auffällig ist, dass der Verteidiger torgefährlicher geworden ist. In der laufenden Saison hat er überhaupt erst begonnen, nebst Elfmetern und Freistößen auch aus dem Spiel heraus Drittliga-Tore zu schießen - bisher sind es zwei. Fast genauso auffällig ist aber, dass Steinhart pressing-resistenter geworden ist: dass er unter Druck gute Lösungen findet, sich zu befreien, und noch mehr: einen gefährlichen Angriff einzuleiten. Auch im Zweikampfverhalten habe er zulegen können, sagt der gebürtige Dachauer.

Nach Januar wird sich zeigen, ob Sechzig ein ernsthafter Aufstiegskandidat bleibt - und wie es mit Steinhart weitergeht

Und dann sind da noch die langen, zentimetergenauen Diagonalpässe auf Sascha Mölders. "Diesen Ball haben wir schon länger drin", sagt Steinhart. Er stammt aus jener Zeit, als das Spiel der Sechziger primär darauf beruhte, den Stürmer-Routinier in Szene zu setzen und ein Stoßgebet hinterher zu schicken. Jetzt ist dieser Pass perfektioniert, aber eben auch nur ein Teil aus einem größeren Offensiv-Potpourri: "Sascha weiß, wie er sich bewegen muss, wenn ich den Ball habe, damit haben wir schon einige Tore erzielt."

Der Löwen-Kader ist ziemlich klein. Umso wichtiger, dass sich Stammspieler wie Steinhart weiter entwickeln und vorangehen. "Ich habe schon einige Spiele auf dem Buckel. Ich bin zwar kein großartiger Lautsprecher, aber will viel Verantwortung übernehmen", sagt er, "und ich habe auch Signale bekommen, dass das von mir angenommen wird."

Jetzt gehe es erst einmal darum, nach der Winterpause das Niveau zu halten. Es sei eigentlich "generell egal, welcher Gegner kommt. Dass ein Derby ansteht, das bringt umso mehr Ansporn", findet Steinhart. Vor diesem Duell, bei dem es in den vergangenen Jahren oft hoch herging, will er mit seinen Aussagen nicht für zusätzliche Brisanz sorgen.

Die Saison dauert noch lange, aber nach den fünf Januar-Partien in drei Wochen wird man genauer wissen, ob Sechzig ein ernsthafter Aufstiegskandidat bleibt. In dieser Zeit wird wohl auch die Frage behandelt, wie es mit Philipp Steinhart weitergeht - sein Vertrag läuft im Sommer aus. "Mein Berater ist bereits mit Geschäftsführer Günther Gorenzel im Austausch", sagt er mit Blick auf eine mögliche Verlängerung. Es spricht aktuell jedenfalls sehr wenig dafür, den Kontrakt auslaufen zu lassen.

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