Dritte Liga:Im Tollhaus

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Schon Ende Mai könnte die Dritte Liga nach entsprechenden Coronatests fortgesetzt werden. Doch das Vorhaben des DFB ist ungewiss. Fußballer, Klubvertreter und auch manche Regionalligisten sind dagegen.

Der Deutsche Fußball-Bund plant unbeirrt den Neustart, Revoluzzer aus der Regionalliga schießen quer, und ein Spieler sieht sich nur noch als Marionette: Die dritte Liga gleicht nach außen hin eher einem Tollhaus als einem Premiumprodukt aus dem Hause DFB. Dennoch: Am 26. Mai soll der Ball auch im Unterbau der Bundesligen wieder rollen - wenn die Politik nun zustimmt. So teilte es der Verband den Klubs in einem Schreiben mit, über das die Sportschau berichtete.

"Da das von der Politik freigegebene Konzept vom ersten Tag an gemeinsam von DFL und DFB ausgearbeitet wurde und gleichermaßen für unsere Ligen und Wettbewerbe angewendet werden soll, sind wir optimistisch, zeitnah eine bundesweite Freigabe zu erhalten", heißt es in dem Papier. Ein Zeitplan wurde ebenfalls gleich mit auf den Weg gegeben. Die erste Coronavirus-Testreihe soll vom 10. bis 12. Mai durchgeführt werden, die zweite vom 12. bis 14. Mai. Spätestens am 15. Mai könne - mit Genehmigung der Politik - das erste Mannschaftstraining stattfinden. Elf Tage später würde die Saison weitergehen. Dafür hatten sich auch alle fünf Teams aus Bayern (SpVgg Unterhaching, FC Ingolstadt, 1860 München, FC Bayern II, Würzburger Kickers) ausgesprochen und somit für eine Mehrheit unter den Klubs gesorgt. Am Montag soll der Plan vom DFB-Präsidium verabschiedet werden.

Damit man aufgrund regionaler Unterschiede wirklich auf der sicheren Seite ist, hat man in Frankfurt offenbar auch neutrale Spielorte in Betracht gezogen. Das Magazin Kicker berichtet, dass der Drittliga-Ausschuss bei Präsidium und Vorstand des DFB einen entsprechenden Antrag einreichen will. Derzeit dürfen zum Beispiel der Hallesche FC und der 1. FC Magdeburg bis zum 27. Mai weder Mannschaftstraining noch Wettkämpfe bestreiten. Der Antrag sieht laut des Berichtes vor, dass Spielausschussleiter Manfred Schnieders einen neutralen Spielort festlegen kann. Das zwölfköpfige Gremium, dem unter anderem Magdeburgs Manager Mario Kallnik angehört, soll sich mit einer Gegenstimme auf den Schritt verständigt haben. Es soll zudem der Möglichkeit vorbeugen, dass eine Kommune wegen zu vieler Neuinfektionen die Corona-Restriktionen wieder verschärft und Stadien sperrt.

Unterdessen gibt es vermehrt Kritik am Verband. Kürzlich hatte Profi Timo Perthel vom 1. FC Magdeburg einen Abbruch der Saison gefordert. Teamkollege Sören Bertram sagte der Volksstimme: "Der DFB will unbedingt, dass es weitergeht. Die Spieler werden zu diesem Thema aber überhaupt nicht einbezogen. Wir sind nur Marionetten." FCM-Manager Kallnik betonte im MDR erneut die hohe finanzielle Belastung durch eine Fortsetzung der Liga. Der 45-Jährige bezifferte die Zusatzkosten für den Verein auf 740 000 Euro. Der südliche Rivale aus Halle nahm am Sonntag mehr oder weniger freiwillig das Training in Kleingruppen auf. Präsident Jens Rauschenbach sagte, man sehe sich aufgrund des Drucks durch den DFB dazu gezwungen, um den Wettbewerbsnachteil nicht noch größer werden zu lassen. Man habe dennoch weiterhin Bedenken.

Als hätten sie beim DFB nicht genug mit den 20 Drittligisten zu tun, kommt nun noch eine Alternativbewegung aus der Regionalliga hinzu. Mindestens 25 Viertligisten unterstützen einen Antrag auf eine zweigleisige dritte Liga. Dieser Antrag soll auf dem Außerordentlichen DFB-Bundestag am 25. Mai vom Saarländischen Fußball-Verband eingebracht werden. Ob der DFB den Antrag annimmt, ist offen.

© SZ vom 11.05.2020 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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