Dritte Liga:Die Reifeprüfung

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Phasenweise hochklassig: Nach dem 3:3 von Robin Krauße (weißes Trikot, im Duell mit Timm Golley) und dem FC Ingolstadt gegen den FC Saarbrücken kreisten die Diskussionen allerdings weniger um die spielerische Leistung - sondern um Schiedsrichterentscheidungen. (Foto: Andreas Schlichter/Getty Images)

Beim 3:3 in der Spitzen-Partie der dritten Liga zeigt sich, dass der FC Ingolstadt gegen FC Saarbrücken zeitweise ein variables Aufbauspiel zustande bringt - ihm am Ende aber die Kräfte und Ideen ausgehen.

Von Christoph Ruf

Tomas Oral wollte nichts weiter als die Aufmerksamkeit seines Innenverteidigers. Doch die "Nico, Nico"-Rufe seines Trainers unterband Ingolstadts Kapitän Stefan Kutschke mit einem Appell: "Trainer, lass ihn. Bringt jetzt nichts." Allerdings wollte Oral seinen Unglücksraben gar nicht in den Senkel stellen, sondern nur aufmuntern. Und genau das tat er dann auch zwei Minuten später: "Nico, nix passiert. Brust raus und konsequent bleiben!"

Nico, Nachname: Antonitsch, hatte kurz zuvor mit einem tölpelhaften Foul an Sebastian Jacob einen Elfmeter verursacht, den Saarbrücken zum zwischenzeitlichen 1:1 nutzen konnte. Was Oral in Echtzeit natürlich genauso gesehen hatte: "So was Doofes, der ist überhaupt nicht in der Szene drin", hatte er seinem Co-Trainer zugerufen. Nach dem Spiel, einem phasenweise hochklassigen 3:3, war es allerdings nicht diese Elfmeter-Szene, um die die Diskussionen kreisten.

Sondern zwei andere: Der Schiedsrichter Timo Gerach hatte noch einen zweiten Strafstoß gegeben, den der Saarbrücker Dreifach-Torschütze Nicklas Shipnoski (5./27./73. Minute) zum Endstand verwertete. Ein Handspiel hatte zuvor nur der Referee selbst gesehen. Aus Sicht der Saarbrücker war der Fehl-Pfiff allerdings nur die gerechte Entschädigung dafür, dass ihnen vorher ein klarer Foul-Elfmeter verweigert worden war.

Tomas Oral appelliert, die zu Saisonbeginn getroffene Entscheidung der Liga zu Auswechslungen noch mal zu überdenken

FCS-Trainer Lukas Kwasniok hatte den FCI im Vorfeld als Team bezeichnet, das "keinen spektakulären, aber einen sehr reifen Fußball" spiele und sich "nicht zu schade" sei, "ein Fehler-Vermeidungs-Spiel an den Tag zu legen und erst mal das eigene Tor zu sichern". Letzteres war ein etwas vergiftetes Kompliment aus dem Munde eines Verfechters von attraktivem Angriffsfußball, der auch nach der Partie zu verstehen gab, dass er selbst keinen Fußball spielen lassen würde, der dermaßen stark auf weite Pässe vertraut wie jener der Oberbayern.

Tatsächlich spielte Ingolstadt in einem sehr würdigen Spitzenspiel der dritten Liga im ersten Durchgang aber variabler und gefälliger als von Kwasniok prognostiziert, der FCI gewann die meisten Zweikämpfe und hatte vor allem auf der rechten Außenbahn über Michael Heinloth und Elva Caniggia eine große Dominanz. Die zweite Halbzeit wurde vergleichsweise weniger kreativ, passiv und zuweilen destruktiv gestaltet - wie zahlreiche Fouls belegten.

Dieser Kontrast zur starken ersten Hälfte kam allerdings nicht von ungefähr. Schließlich hatte der FCI am Mittwoch ein Ligaspiel zu bestreiten, während das des FCS ausfiel. Spielern wie Caniggia oder dem jungen Merlin Röhl merkte man die Belastung an. Oral nahm sie nach der Begegnung zum Anlass für einen Appell, die zu Saisonbeginn getroffene Entscheidung der Liga noch mal zu überdenken, dass es maximal drei Auswechslungen geben dürfe. "Am Ende wird es der eine oder andere bereuen, dass er nicht auf die Spieler, sondern den Geldbeutel Rücksicht genommen hat."

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