Dritte Liga:Das 500-Minuten-Bollwerk

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Der Mann im Hintergrund: Türkgücü-Keeper René Vollath beobachtet den Zweikampf von Alexander Sorge (re.) und Lauterns Marvin Pourié. (Foto: Werner Schmitt/Imago)

Türkgücü München spielt zum dritten Mal nacheinander 0:0. Auch in Kaiserslautern ragt Torwart Vollath heraus, doch die Offensive schwächelt.

Von Stefan Galler, München

Wenn die stabilste Defensive der vergangenen Wochen auf ihren Toptorjäger verzichten muss, ist ein 0:0 nicht das unwahrscheinlichste Resultat eines Fußballspiels. Petar Sliskovic stand am Dienstagabend zwar im Kader von Türkgücü München beim Auswärtsspiel am Betzenberg gegen den 1. FC Kaiserslautern. Doch der zwölffache Saisontorschütze litt unter Rückenproblemen, die in den Oberschenkel ausstrahlten, und konnte deshalb nicht eingreifen. "Sein Ausfall hat uns natürlich sehr weh getan", sagte Trainer Alexander Schmidt in der Pressekonferenz nach der Partie.

Und so kam wie schon bei den jüngsten Nullnummern gegen die SpVgg Unterhaching und den FC Bayern II dem Torwart des Aufsteigers eine besondere Bedeutung zu: Zum fünften Mal in Serie hielt René Vollath seinen Kasten sauber, ist nun schon seit 500 Minuten ohne Gegentreffer. Artig schrieb er die kompakte Defensivleistung auch den Kollegen zu: "Das ist immer ein Verdienst der ganzen Mannschaft. Wir sind sehr diszipliniert. Und wenn mal was durchkommt, bin ich ja auch noch da", sagte er auf Magentasport, ließ dann aber doch durchblicken, dass er seine starke Bilanz durchaus auch als persönlichen Triumph wertet: Er wusste genau, dass der Drittligarekord vom SC Paderborn mit acht Zu-null-Spielen in Serie gehalten wird und seine persönliche Bestleistung von neun weißen Westen aus der Regionalligazeit mit dem KFC Uerdingen stammt: "Aber in der dritten Liga ist es deutlich schwieriger. Da kann man schon stolz sein", sagte der 30 Jahre alte Schlussmann.

Coach Schmidt verteilt Streicheleinheiten an seinen Schlussmann

Vom Trainer gab es abermals Streicheleinheiten: "Ich habe ihn ja schon letzte Woche gelobt", sagte Schmidt. "René ist sehr stabil und souverän, er hat eine gute Strafraumbeherrschung und gute Reflexe." Die musste er auch in Kaiserslautern zeigen, vor allem bei der größten Chance des Spiels, als Jean Zimmer nach einem Konter und Querpass von Marvin Pourié frei aus kürzester Distanz an ihm scheiterte (33.). "Ich mag solche Eins-gegen-Eins-Situationen eigentlich ganz gerne", sagte Vollath grinsend.

Vor allem im ersten Durchgang hatten die Lauterer weitere Chancen, so vergab Kenny Prince Redondo schon in der fünften Minute, als er aus sechs Metern neben das Tor zielte, später schoss Tim Rieder aus 18 Metern drüber (19.), nach der Pause machte abermals Vollath eine Chance des FCK zunichte, als er Daniel Hanslik die Kugel vom Fuß stibitzte (79.). Und so war FCK-Verteidiger Alexander Winkler, wie Redondo ein ehemaliger Hachinger, mit dem 0:0 keineswegs einverstanden: "So wie wir hinten verteidigen, ist es eben die Aufgabe eines Stürmers, das Ding einfach zu machen. Darauf, dass wir zu null gespielt haben, kann man aufbauen. Aber vorne ist es einfach zu wenig", so die schonungslose Kritik des Geburtstagskindes - er wurde am Dienstag 29 Jahre alt.

Bis auf zwei Chancen tritt der Aufsteiger offensiv kaum in Erscheinung

Bei Türkgücü gab es zur Offensivleistung keine derart offenen Worte, obwohl das Team bis auf einen Distanzschuss von Aaron Berzel, den Torwart Avdo Spahic bravourös hielt (16.), und einen Freistoß von Sercan Sararer (65.) harmlos blieb. "Wir müssen nach vorne wieder effektiver werden, dann treffen wir auch wieder", sagte Trainer Schmidt. Insgesamt sei das Remis "leistungsgerecht, das Spiel hatte nicht unbedingt einen Sieger verdient".

Kein Thema war am Tag nach dem Spiel die unsägliche Provokation Rechtsradikaler, die vor dem Fritz-Walter-Stadion ein Transparent mit der Aufschrift "Türkgücü nicht willkommen" angebracht hatten. Lauterer Fans antworteten ihrerseits mit einem Spruchband: "Wer hier willkommen ist, entscheidet ihr nicht." Der FCK teilte die Reaktion seiner Anhänger in den sozialen Medien. Auch von Seiten Türkgücüs gab es darüber hinaus keine Reaktionen: "Wir haben den Beitrag des FCK bei uns ebenfalls geteilt, wollen diesen Leuten aber keine Plattform bieten", sagte Klubsprecher Frederic von Moers auf SZ-Nachfrage.

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