Dritte Liga:Aufsteiger spielt um nächsten Aufstieg

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Nach dem späten Sieg gegen Chemnitz springt Regensburg auf Relegationsrang drei und offenbart seine Ambitionen.

Von Christoph Leischwitz

Er habe da noch ein anderes Ergebnis, rief der Stadionsprecher auf dem Rasen stehend. Auch wenn die 12 000 Zuschauer das Ergebnis alle schon kannten, las er es noch einmal vor. "VfR Aalen - 1. FC Magdeburg zwei zu zweiiiiii..." - der Rest war Jubel. Wenn der Stadionsprecher so euphorisch das Ergebnis von einem anderen Platz in sein Mikrofon schreit, dann darf dies ganz offiziell als der Moment gelten, an dem ein Verein seine Aufstiegsambitionen offiziell verlautbart. "Wir sind Dritter, und es ist nur noch ein Spiel", sagte Markus Palionis, man wäre doch "fehl am Platz", wenn man jetzt nicht Dritter werden wolle, um dann die Relegation zu spielen. Als er das sagte, war dem Kapitän der Wahnsinn des spannenden 3:2-Sieges gegen den Chemnitzer FC noch anzuerkennen. Der Spielverlauf hatte alle Stärken und Schwächen, die den SSV Jahn Regensburg in dieser Drittliga-Saison begleitet haben, noch einmal aufgezeigt und durch ein emotionales Prisma gejagt. Dahinter waren die Sinne geschärft, alles klar erkennbar, es gibt endlich nur noch eine Wahrheit: Der Aufsteiger Jahn Regensburg spielt ein Jahr später schon wieder um den Aufstieg, zunächst am letzten Spieltag bei Preußen Münster, und dann vielleicht noch in zwei weiteren Partien.

Später als eigentlich verdient war den Oberpfälzern gegen Chemnitz in der 75. Minute das 2:0 gelungen, Kolja Pusch hatte mit einem sehr haltbaren Schuss getroffen - es hatte nach dem 1:0 durch Benedikt Saller (37.) eigentlich bessere Torchancen gegeben als diese, durch den wieder einmal starken Erik Thommy, durch den nimmermüden Marco Grüttner. Doch dann kippte das Spiel innerhalb weniger Minuten, Chemnitz glich durch Tore in der 84. und 86. Minute aus. "Den Gegner kommen zu lassen - damit haben wir ja Erfahrung ", sagte Trainer Heiko Herrlich, der es trotz aller Routine mit spannenden Begegnungen diesmal "nervlich sehr anstrengend" fand. In der Nachspielzeit kam dann Andreas Geipl noch einmal frei zum Schuss. Er traf den Ball nicht richtig, doch Marc Lais hielt die Fußspitze hin, der Ball kullerte gegen die Sprungrichtung des Chemnitzer Torwarts Kevin Kunz so langsam über die Linie, dass der überschwängliche Jubel der Zuschauer schon vor dem Überschreiten ausbrach. "Ein schönes, dreckiges Tor", freute sich Lais, "es zeichnet uns ja das ganze Jahr über schon aus, dass wir immer wieder zurückkommen", sagte der 26-Jährige.

So bedingungslos offensiv Regensburg oft auch spielt, so defensiv war man stets mit dem Artikulieren der eigenen Erwartungen gewesen. Der Klassenverbleib war faktisch schon lange erreicht, da berief man sich auf mathematische Spielereien, und ähnlich war es dann auch mit dem Aufstieg gewesen. Einer der Gründe dafür war, dass man beim Jahn permanent improvisieren musste. "Mit den Spielern auf unserer Verletztenliste kann man eine Saison durchspielen", sagt Trainer Heiko Herrlich. Auch diesmal gab es eine wichtige Änderung: Palionis stand für den gelbgesperrten Routinier Sebastian Nachreiner in der Startelf - zum ersten Mal seit Anfang August des vergangenen Jahres, als er sich am zweiten Spieltag einen Kreuzbandriss zugezogen hatte. "Ich bin fast durchgedreht", sagte der Litauer. Die ein Stückweit fehlende Cleverness habe man mit Siegeswillen wettgemacht.

Der zweite Platz ist nicht mehr erreichbar, zwei Punkte steht die Mannschaft nun vor Magdeburg, angesichts des schlechteren Torverhältnisses könnte es aber passieren, dass ein Unentschieden in Münster nicht reicht, um den dritten Platz zu halten. Einen sicheren Erfolg, der in all dem Jubel um den späten Sieg fast unterging, hat der Jahn schon jetzt zu feiern. "Wir haben die Schande von Aiglsbach ausgemerzt", sagt Heiko Herrlich. Im Landespokal war man nämlich gegen einen Bezirksligisten ausgeschieden. Doch auch der vierte Platz in der dritten Liga qualifiziert zur Teilnahme am DFB-Pokal. Der beruhigte Herrlich fand dann auch wieder einen Weg zur rhetorischen Bescheidenheit. Das nächste Ziel sei ja nicht der Aufstieg, sondern, "noch ein Heimspiel in dieser Saison zu haben". Das Relegations-Hinspiel, das der Drittligist zuhause bestreitet, findet am 26. Mai statt.

© SZ vom 15.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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