Dritte Liga:Aiges' Suche nach dem Glück

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Nun in Zivil: Der ehemalige Münchner Löwe Stefan Aigner ist jetzt Scout bem SV Wehen Wiesbaden. (Foto: Andreas Volz /Imago)

Der Ex-Sechziger Stefan Aigner heuert wenige Monate nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn beim SV Wehen Wiesbaden als Scout an. Er blickt auf ein turbulentes Karriereende zurück.

Von David Hopper

Im Sommer 2016 verabschiedete Eintracht Frankfurt einen gestandenen Spieler. Einen, der mit dem Verein große Erfolge gefeiert hatte. Einen, der in den vergangenen Jahren zu den besten gehört hatte. Die Rede ist nicht von Kevin Trapp oder Sebastian Rode, die sich zu dem Zeitpunkt schon längst nach Paris und München verabschiedet hatten. Oder von Alex Meier, der erst einige Jahre später zu St. Pauli weiterzog. Es geht um Stefan Aigner. Den rechten Mittelfeldspieler, der in seinen vier Jahren in Hessen an über 50 Toren beteiligt war.

Unter Armin Veh war er Teil der starken Mannschaft, die völlig überraschend die Europa League erreichte. Noch bevor man sich in Frankfurt daran gewöhnt hatte, erlebte Aigner mit der Eintracht große Europapokalnächte in Porto oder Bordeaux. Als er 2016 weiterzog, war man in der hessischen Landeshauptstadt traurig. Und Aigner, er war es auch. "Es war ein Traum, da zu spielen", erzählte er Jahre später der Hessenschau.

Was danach mit Aigners Karriere passierte, ist schwer zu erklären. Von 2016 bis 2021 spielte er in vier verschiedenen Vereinen, nirgendwo blieb er länger als zwei Spielzeiten. Immer wurde Aigner in der Folgezeit zurückgeworfen - wovon, schien dabei fast schon egal. Der Ärger begann nach seinem Abschied aus Frankfurt und der Rückkehr zu 1860 München. Und das, obwohl der TSV der Verein ist, den Aigner seit seiner Kindheit liebt. 1987 in Lochham bei München geboren, durchlief er hier alle Jugendmannschaften und absolvierte zwischen 2009 und 2012 mehr als 100 Spiele für die Profimannschaft in der zweiten Liga. 2010 wurde "Aiges", wie er von den Fans liebevoll genannt wurde, zum "Löwen des Jahres" gewählt. Seine Sechziger hatte er 2012 daher nur ungern verlassen. Nach seiner Rückkehr wurde Aigner von Trainer Kosta Runjaic direkt zum Mannschaftskapitän ernannt. Doch auch er konnte die schwärzeste Stunde des Vereins nicht verhindern: 1860 stürzte in die Regionalliga - und Aigners Vertrag verlor seine Gültigkeit.

Nach dem Abstieg von 1860 sucht Aigner sein Glück in den USA - und wird erneut nicht fündig

Aigner ging in die nordamerikanische Profiliga MLS. Bei den Colorado Rapids wollte er seiner Karriere noch einmal neuen Schwung verleihen. Nach einem vielversprechenden Start fiel er jedoch bei Trainer Anthony Hudson in Ungnade. Nach nur einem Jahr kehrte Aigner im Sommer 2018 wieder nach Deutschland zurück. Seine ernüchternde Bilanz in den USA: Zehn Einsätze, zwei Tore.

Zurück in der Heimat, schloss Aigner sich dem KFC Uerdingen in der dritten Liga an. Nach Hasan Ismaik erlebt er dort in Michail Ponomarew den zweiten eigenwilligen Investor. Wieder blieb Aigner nicht lange, wieder ging es nach einem Jahr weiter. 2019 zog es ihn zu Wehen Wiesbaden in die zweite Liga. Auch dieses Engagement sollte jedoch nicht von Erfolg geprägt sein - die Hessen stiegen in seiner ersten Saison ab. Aigner blieb trotzdem, konnte jedoch in der anschließenden Saison nicht mehr viel beitragen, wegen einer hartnäckigen Schambeinentzündung reichte es 2020/2021 nur zu einem einzigen Einsatz.

Aus irgendeinem Grund, so ist der Eindruck, ging überall, wo Aigner nach 2016 auftauchte, irgendetwas schief. Das Pech schien ihn nach seiner Zeit in Frankfurt einfach zu verfolgen. Im Sommer 2021 hatte Aigner schließlich genug und beendete mit 34 Jahren seine Karriere.

Wenige Monate später wird Aigner bei dem Verein, bei dem er seine Karriere beendete, nun Scout. "Wir sind sehr froh, dass wir einen so erfahrenen Spieler wie Stefan wieder für uns gewinnen konnten", wird Paul Fernie, der sportliche Leiter des SV Wehen Wiesbaden, auf der vereinseigenen Website zitiert. Aigner bringe schließlich eine "Fülle von Wissen und Erfahrung aus seiner Karriere mit". Auch Aigner selbst scheint mit seinem Engagement zufrieden und ist "sehr dankbar, wieder ein Teil des SVW zu sein." Vielleicht findet er ja in seiner neuen Funktion das, was ihm nach seiner Glanzzeit in Frankfurt abhanden gekommen war: Glück und Ruhe.

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