Dritte Liga:25er-Liga statt Geisterspiele

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Während der DFB im Drittliga-Streit Forderungen stellt, wollen die ostdeutschen Klubs ihrerseits einen Abbruch und eine Aufstockung.

Im Dauerstreit um die geplante Fortsetzung der 3. Liga hat der Deutsche Fußball-Bund die Vereine, die einen Abbruch der Saison fordern, öffentlich in die Pflicht genommen - und dafür umgehend scharfe Kritik kassiert: "In diesem Ton geht man nicht miteinander um. Der DFB hat die Aufgabe zu einen, nicht zu spalten", sagte der Verbandschef aus Sachsen (SFV), Hermann Winkler. Der 1.FC Magdeburg sah durch kritische Äußerungen von DFB-Vizepräsident Rainer Koch, der von einem "unwürdigen Schauspiel" in der dritten Liga gesprochen hatte, sogar eine "Grenze des demokratischen und gesellschaftlichen Miteinanders" überschritten.

Der DFB hatte mitgeteilt, womöglich entstehende Schadenersatzforderungen wegen eines freiwilligen Saisonabbruchs auf die Vereine umlegen zu wollen. Zudem wurden die Klubs aufgefordert, praktikable Lösungen für zentrale Fragen zu präsentieren. So erwarte der DFB bis zum 25. Mai ein "klares, machbares Konzept", wie eine nächste Saison mit 24 Drittligisten stattfinden solle - sofern man dem Vorschlag der Pro-Abbruch-Fraktion folgen würde, den Abstieg in Liga vier komplett auszusetzen, aber trotzdem Aufsteiger zuzulassen.

Die acht Vereine, die gegen ein Weiterspielen sind, sollten sich über die Konsequenzen im Klaren sein. Es gelte "strikt, rein lösungsorientiert zu denken und nicht problemorientiert", sagte DFB-Vizepräsident Peter Frymuth. Koch warf die Frage auf, ob die betreffenden Vereine auch den Start einer neuen Saison blockieren würden, falls die Hygieneanforderungen im Spätsommer unverändert und Spiele mit Zuschauereinnahmen weiterhin unmöglich sein sollten: "Die Abbruchbefürworter weigern sich permanent zu sagen, was ihre Alternative ist", rügte Koch: "Wollen diese Klubs dann bis 2021 mit der 3. Liga aussetzen? Gehen die Klubs davon aus, dass sie dann noch wirtschaftlich existieren?"

Der Tabellenletzte Carl Zeiss Jena reagierte mit einem offenen Brief - und plädierte erneut für einen Abbruch ohne Absteiger und eine Aufstockung der Liga auf 24 Teilnehmer: "Ziel muss es sein, das Feld mittelfristig auf 22 Mannschaften festzulegen. In der kommenden Saison steigen sechs Mannschaften ab. Ab der Saison 2021/22 wird die Zahl der Absteiger auf fünf reduziert", schlägt Jena vor. Die verminderten Einnahmen aus der Zentralvermarktung könnten somit durch acht Spieltage mehr kompensiert werden, davon würden auch die TV-Partner profitieren. Bis zum Start einer neuen Saison im September, hieß es aus Jena, hätten die Klubs ausreichend Zeit, alle durch die Pandemie bedingten Anforderungen zu erfüllen.

Rainer Koch nahm den Brief aus Jena wohlwollend zur Kenntnis: "Freut mich sehr, dass eine konkrete Diskussion (...) jetzt in Gang zu kommen scheint, genau das habe ich in den letzten Tagen eingefordert", sagte Koch. Sein Bestreben sei nicht. Drohungen aussprechen, sondern konkrete Debatten auszulösen.

Der FSV Zwickau, ebenfalls abstiegsgefährdet und Befürworter eines Abbruchs, unterstützt das Modell einer Liga-Aufstockung. Dies habe man dem DFB "in unserem Positionspapier vom 17. April mit sieben anderen Klubs bereits ausführlich beschrieben", betonte Vorstandssprecher Tobias Leege. Bei einem Abbruch sollten die beiden Erstplatzierten, MSV Duisburg und Mannheim, in die zweite Liga aufsteigen, aber kein Drittligist absteigen. Zwickau fordert gar eine neue Saison "mit 25 Teams", damit aus allen fünf Regionalligen ein Team aufsteigen könne. Mittelfristig sei eine 22er-Liga "durchaus denkbar".

Vom Halleschen FC war zu hören, man wolle "kein Öl ins Feuer gießen" und "kein Ping-Pong-Spiel" mit dem DFB beginnen. Dem Tabellenzweiten Waldhof Mannheim, der ebenfalls die Saison abbrechen will, wurde der Einstieg ins Mannschaftstraining vom DFB vorerst untersagt, weil er noch nicht die geforderten Corona-Testreihen durchgeführt hat.

© SZ vom 15.05.2020 / dpa, sid, SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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