Dortmund:Tausche Borussia gegen Borussia

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Dürfte künftig noch häufiger Zweikämpfe mit Weltstars führen: Mo Dahoud (l.), hier im Champions-League-Duell mit Barcelonas Neymar. (Foto: Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images)

Gladbachs Mo Dahoud steht wohl vor einem Wechsel zum BVB - eine Idee, die vor allem Trainer Tuchel freuen dürfte.

Von Christof Kneer, München

Mo Dahoud wird im Sommer mit hoher Wahrscheinlichkeit im Namen des deutschen Fußballs unterwegs sein. Nicht auszuschließen ist, dass ihn Joachim Löw für den Confed Cup in Russland einbestellt, als wahrscheinlicher gilt aber, dass er den DFB bei der U 21-EM vertreten wird. In jedem Fall sollte Dahouds Verein davon ausgehen, dass der Spieler keine komplette Sommerpause genossen haben wird, wenn er sich wieder auf dem Trainingsplatz einfindet. Die Frage ist im Moment nur, welcher Trainingsplatz das sein wird. Wirklich noch der in Mönchengladbach?

Dahoud, 21, hat im Grunde kein Halbjahr hinter sich, das ihn berechtigen würde, im Sommer auf der ganz großen Bühne aufzutreten, aber es gibt Spieler, bei denen die aktuelle Form fast schon ... na, egal ist sie vielleicht nicht, aber ... obwohl: Eigentlich ist sie doch egal. Dahoud ist in der Theorie so leuchtend begabt, dass man ihm in der Praxis auch ein paar grauere Auftritte verzeiht - zumal in der Vorrunde, in der die Spieler von Borussia Mönchengladbach noch auf das Kommando des Trainers André Schubert hörten, der seine Spieler kreuz und quer durch immer neue Systeme schob und Dahoud oft auf der Bank einquartierte. Trotzdem kam auch in der Vorrunde keiner auf die Idee, dass hier vielleicht ein Talent überschätzt worden sei. Im Grunde hielten es alle mit Ex-Trainer Lucien Favre, der schon vor drei Jahren mit sich überschlagender Stimme "Dahooouuuuddd!" gerufen hatte, wenn man ihn nach künftigen Weltstars fragte. Diesen Dahoud kannte damals noch keiner.

Inzwischen kennen viele diesen zentralen Mittelfeldspieler, und von diesen vielen wollen sehr viele ihn haben. Im Juni 2018 endet Dahouds Vertrag in Gladbach, nach Marktlogik müsste er entweder bald den Vertrag verlängern oder schon in diesem Sommer die Stadt verlassen. Zu erwarten ist offenbar Variante zwei, zumal der Deutsch-Syrer stolzer Besitzer einer Ausstiegsklausel sein soll, die ihm angeblich einen Wechsel für zehn Millionen Euro ermöglicht - was eine recht schmale Summe wäre in einer Zeit, in der kaum ein Verteidiger für weniger als 15 Millionen weggeht. Nach SZ-Informationen dürfte sich Dahoud im Sommer Borussia Dortmund anschließen, der Wechsel ist noch nicht beschlossen, gilt aber als vorbereitet.

Man beteilige sich "grundsätzlich nicht an Spekulationen", hat BVB-Sportdirektor Michael Zorc dazu der Bild gesagt. Der Satz gilt als Standardantwort von Sportdirektoren, die eigentlich laut "Jaaaa, stimmt!" brüllen müssten, was vor dem Vollzug eines Wechsels aber irgendwie nicht geht.

Dahoud zum BVB? Das klingt schon deshalb nach einer lässigen Idee, weil der technisch spektakulär versierte Dahoud zusammen mit Julian Weigl die 21-jährigste Doppelsechs des europäischen Spitzenfußballs bilden könnte. Die Personalie ließe sich aber auch als innenpolitisches Signal deuten: Dahoud war bereits vorigen Sommer ein Wunschspieler des Trainer Thomas Tuchel, ebenso wie Leverkusens Verteidiger Ömer Toprak. Es sorgte beim Trainer für Ernüchterung, dass er die Spieler nicht bekam, und bei der Klubspitze sorgte es für Ernüchterung, dass Tuchel die Ernüchterung offenbar anzumerken war.

Nun wird Tuchel mit Verspätung seinen Toprak bekommen, dessen Wechsel zur neuen Saison bereits verkündet ist. Sollte noch Dahoud folgen, könnte sich das wie eine seriöse Abmachung lesen: Okay, Trainer, hier hast du deine Spieler - und im Gegenzug wollen wir bitte keine Klagen mehr hören, wenn wir mal wieder einen Spieler verkaufen müssen.

© SZ vom 22.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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