Doping:Experten erwarten die "gedoptesten Spiele aller Zeiten"

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Wird ernsthaft gegen Betrug bei Olympia gekämpft? (Foto: dpa)

Doping-Forscher glauben, dass bei Olympia in Rio manipuliert wird wie nie. Tennis-Profis beklagen schlechte Bedingungen bei den French Open.

Olympia: Bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro erwarten Doping-Experten den Eintritt in eine neue Dimension des Sportbetrugs. "Wir werden in Rio die gedoptesten Spiele erleben, die es je gegeben hat", sagte der Mainzer Wissenschaftler Perikles Simon am Dienstag bei einem Symposium in Frankfurt/Main. "Es gab Anfang der 90er Jahre eine Zeit, während der man den Dopern ebenbürtig war. Mit Fleiß hat man alles vernachlässigt, was man mit Nachdruck hätte verfolgen müssen", kritisierte Simon und stellte die Effektivität des globalen Anti-Doping-Systems infrage: "Wir müssen das komplette Kontrollsystem professioneller machen."

Auch der Düsseldorfer Forensiker Hellmut Mahler hält ein Weiter-so wie bisher für problematisch. "Wir haben unkontrolliertes Doping mit unkontrollierten Mitteln", sagte er. Und der Erfindungsreichtum der Sportbetrüger sei immens. "Es gibt zig Millionen Sportler, deren Schwarmintelligenz gigantisch ist. Die ist nicht zu unterschätzen."

Für den Rechtswissenschaftler Dieter Rössner sind dagegen die Sommerspiele in Rio auch ein Prüfstein, ob die aktuellen Anti-Doping-Maßnahmen ernsthaft angewandt werden. "Der Sport kann zeigen, was er kann", sagte der Jurist, der als Sachverständiger am deutschen Anti-Doping-Gesetz mitgewirkt hat. "Er hat die Gelegenheit, das System strikt anzuwenden und zu zeigen, dass man von außen nicht vermuten müsste, dass nicht manipuliert wird."

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Gehört dazu der Olympia-Ausschluss des durch Doping-Enthüllungen in Misskredit gebrachten Russland? "Mehr geht doch nicht", sagte der Nürnberger Pharmakologe Fritz Sörgel und befürwortet einen Bann. Ob das Internationale Olympische Komitee das Recht hat, ein ganzes Land auszuschließen - unabhängig von der individuellen Schuld von Athleten - ist für den Juristen Rössner "ein Problem, das nicht zu lösen" sei, meinte aber: "Ein Staat, der Doping-Strukturen installiert und gehalten hat, sollte nicht teilnehmen."

Grundsätzliche Zweifel an den aktuellen Doping-Tests und -Analysen hat der Sportwissenschaftler Simon. "Es geht hier um Volksverdummung. Das ist kein biomedizinisches Testverfahren, dieser sogenannte Doping-Test", sagte er. "Wir wissen vieles einfach nicht." Deshalb hat er große Zweifel, dass die von den Analytikern reklamierte 99,9-prozentige Sicherheit der Untersuchungsmethoden stimme.

French Open: Dicke Luft im Regenchaos: Die Weltranglistenzweite Agnieszka Radwandska (Polen) hat die Turnierverantwortlichen bei den French Open nach ihrem Achtelfinal-Aus harsch kritisiert. "Ich bin sauer, wir mussten im Regen spielen. Das kann nicht sein, das ist schließlich ein Grand Slam", sagte Radwanska nach dem 6:2, 3:6, 3:6 gegen Zwetana Pironkowa (Bulgarien) und meinte: "Man denkt nicht daran, was wir wollen. Da spielen andere Dinge ein Rolle."

WTA-Weltmeisterin Radwanska hatte in dem bereits am Sonntag wegen Regens unterbrochenen Match mit 6:2, 3:0 geführt, verlor dann bei der Fortsetzung am Dienstag aber gleich zehn Spiele in Folge. "Ich kann einfach bei solchen Bedingungen nicht spielen. Wie kann man erlauben, dass wir bei Regen da raus müssen", schimpfte die Melbourne-Halbfinalistin.

Auch die ebenfalls ausgeschiedene Simona Halep (Rumänien/Nr. 6) konnte die Entscheidung der Verantwortlichen nicht nachvollziehen. "Es war eigentlich unmöglich zu spielen. Das war zu viel. Ich musste aufpassen, dass ich mich nicht verletze", sagte die ehemalige Paris-Finalistin Halep nach dem 6:7 (0:7), 3:6 gegen Samantha Stosur aus Australien (Nr. 21).

Am Montag hatte es beim bedeutendsten Sandplatzturnier den ersten "Washout" seit 2010 gegeben. Auch am Dienstag hatte sich der Beginn zunächst um eine Stunde verschoben, ehe es weitere zwei Unterbrechungen gab.

Ein Dach wird im Stade Roland Garros erst im Jahr 2020 zum Einsatz kommen können. Bei den Major-Tournaments in Melbourne (Australian Open) und Wimbledon gibt es bereits Dächer. In New York (Us Open) soll die 120 Millionen Dollar teure Abdeckung beim Turnier im August eingeweiht werden.

© SZ.de/dpa/sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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