Die Stars der WM:Ein Biest und eine Diva mit Schmolllippen

Der neue Maradona und ein 126-Kilo-Koloss, ein König und ein Bettelmann: ein Überblick über die Stars der WM in Kurzporträts.

Martina Farmbauer

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Usain Bolt (Jamaika), 100 Meter Gully Creeper und Nuh Linga - so heißen die Tänze, die Usain Bolt bei den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr in Peking aufführte. Der Jamaikaner hatte dort oft Grund zum Tanzen. Dreimal sprintete er zu Gold, über 100 Meter, 200 Meter und mit der 4x100-Meter Staffel, dreimal tat er dies in Weltrekordzeit. Seitdem ist Usain Bolt, 22, der Star der Leichtathletik, und das nicht nur, weil er so schnell rennt, sondern auch, weil er bei seinen Rennen eben eine Show abliefert. Bolt selbst sagte in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung: "Mein Ziel ist, mich zu einer Legende des Sports wie Maradona und Pelé zu machen." Dazu müsse er jedes Jahr der Beste sein, immer an der Spitze stehen. Es ist also durchaus anzunehmen, dass Usain Bolt, der seinen Rivalen Tyson Gay auf den Werbeplakaten der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin schon besiegt hat, auch hier den ein oder anderen Tanz zeigen wird. Termin: Sonntag, 16. August, 21.35 Uhr Foto: dpa

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Tyson Gay (USA), 100 Meter Er nehme jeden Gegner ernst, hat Usain Bolt kürzlich in Herzogenaurach gesagt, wohin der Ausrüster die jamaikanischen Leichtahleten geladen hatte. Aber diesen Tyson Gay nehme er noch ein bisschen ernster. Gay, 27, hatte Bolt zuvor seinerseits Komplimente gemacht. Er bezeichnete ihn unter anderem als begnadetes Talent und, ja, als "Biest" oder "Monster". So würden Leute Typen im Sport nennen, die einfach irre viel besser sind als alle anderen. Tyson Gay aus den USA ist selbst Titelverteidiger über die 100 Meter, 200 Meter und mit der 4x100-Meter-Staffel, und er ist in diesem Jahr die schnellsten Zeiten über 100 Meter und 200 Meter gelaufen. Dennoch bleibt ihm hinter dem Showman Bolt die Rolle des Herausforderers, wobei sich Gay in dieser offensichtlich wohl fühlt. Bei der WM vor zwei Jahren in Osaka war er ebenfalls Herausforderer - wenn auch von Asafa Powell, der zwar wie Bolt Jamaikaner, aber weitaus sensibler ist als der dreifache Peking-Sieger. Die Schlagzeile für den Tag nach dem 100-Meter-Finale hat Gay sich jedenfalls schon überlegt: "Tyson Gay schockt die Welt." Termin: Sonntag, 16. August, 21. 35 Uhr Foto: Reuters

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Jelena Isinbajewa (Russland), Stabhochsprung Es gibt Leistungssportler, die die Besten in ihrer Disziplin sind, und es gibt Leistungssportler, die darüber hinaus Charisma, Glamour oder etwas anderes Besonderes besitzen und deshalb Stars sind. Zu letzteren gehört Jelena Isinbajewa, 27. Die ehemalige Turnerin ist extrem erfolgreich in ihrer Disziplin, dem Stabhochsprung. Sie hat als erste Frau fünf Meter bewältigt, 26 Weltrekorde aufgestellt, drei WM-Titel gewonnen, zweimal Gold bei Olympischen Spielen geholt. Und Jelena Isinbajewa sieht gut aus, hat ein Lächeln, das Sponsoren lieben und macht auch noch bei Galas eine gute Figur. Das zahlt sich aus: Die Russin, die in Monaco wohnt, hat Anfang des Jahres einen Vertrag mit einem chinesischen Sportartikelhersteller abgeschlossen, der ihr in fünf Jahren angeblich fünf Millionen Euro bringt. So viel, wie ihrem Manager zufolge sonst niemand in der Leichtathletik bisher bekommen hat. Termin: Montag, 17. August, 18. 45 Uhr Foto: ddp

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Kenenisa Bekele (Äthiopien), Langstreckenlauf Kenenisa Bekele, 27, ist der König der langen Strecken im Stadion. Bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen gewann er über 10.000 Meter, 2008 in Peking über 5000 und 10.000 Meter. Bei der WM 2003 in Paris hatte Bekele sein großes Vorbild Haile Gebrselassie, Äthiopier wie er, abgelöst, als er diesem über 10 000 Meter im Endspurt einfach davonlief. Auch der Armut in seinem Land ist Kenenisa Bekele, den die Berliner Zeitung als "König und Bettelmann" bezeichnet hat, enteilt. Er hat einen Manager, und er ist selbst Geschäftsmann. In Äthiopien baut er Hotels. Der Sport hat Bekele viel gegeben, er hat ihm jedoch auch viel genommen. Bei einem gemeinsamen Trainingslauf starb 2005 seine damalige Verlobte Alem Techale, Jugend-Weltmeisterin über 1500 Meter und gerade einmal 18 Jahre alt. Kenenisa Bekele fiel in eine lange Depression, aber er lief sich im wörtlichen Sinn frei und fand sein Glück, als er 2007 die Schauspielerin Danawit Gebregziabher heiratete. Termine: Montag, 17. August, 20. 50 Uhr; Sonntag, 23. August, 16. 25 Uhr Foto: Reuters

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Allyson Felix (USA), 100 Meter Nachdem Allyson Felix bei der WM 2007 in Osaka dreimal Gold - über 200 Meter, 4x100 Meter und 4x400 Meter - gewonnen hatte, schien sie für die Olympischen Spiele im vergangenen Jahr in Peking einen vierfachen Triumph vorzubereiten. Doch es kam anders: Felix holte zwar Gold über 4x400 Meter, aber wie schon bei den Spielen 2004 in Athen wurde sie über 200 Meter Zweite, wiederum hinter Veronica Campbell-Brown aus Jamaika. Es wäre aber vielleicht auch zu schön gewesen. Denn Felix, 23, ist nicht nur schnell, sondern auch Vorläuferin einer neuen Generation in der US-amerikanischen Leichtathletik, die nach Doping-Skandalen um ihre Glaubwürdigkeit kämpft. Sie ist zierlich und gebildet, hat eine Ausbildung zur Grundschullehrerin gemacht und sagt, sie wolle auch wirklich als solche arbeiten. Sogar an einem freiwilligen Anti-Doping-Programm nimmt sie teil. "Projekt Glauben", heißt es. Im Hintergrund arbeiten jedoch immer noch die alten Figuren. So ist Allyson Felix die Musterschülerin von Bob Kersee, dem Erfinder von Flo-Jo. Termin: Montag, 17. August, 21.35 Uhr Foto: Reuters

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Gerd Kanter (Estland), Diskus Nachdem Gerd Kanter, 30, bei den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr in Peking Gold gewonnen hatte, stürmte der 126-Kilo-Koloss die Zielgerade des Olympiastadions im Stile von Sprinter Usain Bolt herunter - und erregte dadurch Aufsehen. Sonst ist der Este eher unauffällig, was auch an seiner Sportart, dem Diskuswerfen liegen mag, das weltweit nicht unbedingt zu den medienträchtigen Disziplinen zählt. In Deutschland ist das ein wenig anders, denn Deutschland ist das Land von Jürgen Schult, Lars Riedel - und Robert Harting. "Robert ist der nächste Topwerfer", sagt Kanter über den Berliner, der bei der WM 2007 in Osaka Silber gewann und bei den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr in Peking Vierter wurde. Aber Gerd Kanter ist als Titelverteidiger und Olympiasieger von Peking Favorit in Berlin. Termin: Mittwoch, 19. August, 20. 10 Uhr Foto: AP

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Andreas Thorkildsen (Norwegen), Speerwurf Sie waren in den Teenager-Idole, hatten Hits wie "Take on me". Nun haben die drei Norweger der Band Ahaden offiziellen Song der Leichtathletik-WM in Berlin geliefert. Magne Furuholmen, Keyborder der Band, enthüllte kürzlich, welcher Wettbewerb ihn am meisten interessiert und warum: "Logisch, der Speerwurf. Wir Norweger haben eine besondere Beziehung zu Leuten, die Dinge möglichst weit werfen." Diese besondere Beziehung mag auch daher kommen, dass einer derjenigen, der den Speer sehr weit wirft, Andreas Thorkildsen ist - ein Norweger. Thorkildsen gewann Gold bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen und 2008 in Peking, bei den Weltmeisterschaften 2005 in Helsinki und 2007 in Osaka jeweils Silber. Nun soll in Berlin sein erstes WM-Gold folgen. Termin: Sonntag, 23. August, 16.20 Uhr Foto: Reuters

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Blanka Vlasic (Kroatien), Hochsprung 34 Mal nacheinander hatte Blanka Vlasic gewonnen. Nach dem letzten Sprung wackelte sie jeweils mit den Hüften und lächelte mit ihren Schmolllippen. Wenn Vlasic, 25, sprang, wollten alle gerne Hochsprung sehen. Die Kroatin ist ein Star, eine Diva, doch sie könnte auch zu einer tragischen Figur werden. Denn als es darum ging, den Olymp zu erobern, bekam sie weiche Knie. Ausgerechnet bei den Spielen im vergangenen Jahr in Peking, wo ihr der Sieg höchste Ehren eingebracht hätte, riss ihre Serie, Vlasic wurde Zweite hinter der Belgierin Tina Hellebaut, einer ehemaligen Siebenkämpferin. Weltmeisterin ist Blanka Vlasic 2007 in Osaka schon einmal geworden, und natürlich will sie ihren Titel verteidigen, aber für Veranstalter und Zuschauer steht bereits fest, dass ihr Duell mit der deutschen Hoffnung Ariane Friedrich wie das zwischen Usain Bolt und Tyson Gay einer der Höhepunkte in Berlin werden könnte. Und dass Friedrich alles daran setzen wird, Vlasic' Triumph zu verhindern. Termin: Donnerstag, 20. August, 19.10 Uhr Foto: AFP

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