DFB: Schiedsrichter-Affäre:Nächste Pleite für Zwanziger

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Theo Zwanziger noch mehr unter Druck. Ein Richter untersagt dem DFB-Chef, die Affäre um den einstigen Schiedsrichter-Obmann Amerell mit den aktuellen Missbrauchsfällen zu vergleichen.

Punktsieg für Manfred Amerell: Das Augsburger Landgericht bestätigte am Montag die Einstweilige Verfügung des ehemaligen Schiedsrichter-Obmanns gegen Theo Zwanziger. Der DFB-Präsident hatte die Aufklärungsarbeit in der Affäre um Amerell mit den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche verglichen. "Es handelt sich um Sachverhalte, die nichts miteinander zu tun haben", sagte der Vorsitzende Richter Rainer Brand. Amerell wird von mehreren Schiedsrichtern sexueller Missbrauch vorgeworfen. Er bestreitet dies.

Zwanzigers Äußerung verletze Amerells Persönlichkeitsrecht, weil sie sexuellen Missbrauch von Kindern mit einer Beziehung zweier Erwachsener gleichstelle. "Wir halten das Urteil für falsch und werden definitiv Berufung einlegen", sagte DFB-Anwalt Christian Schertz. Der Berliner Jurist berief sich auf das Recht der freien Meinungsäußerung. "Jeglicher Vergleich mit solchen Gräueltaten ist unzulässig", erklärte hingegen Amerells Anwalt Jürgen Langer.

"In anderen Lebensbereichen stellen wir fest, dass nach 40 Jahren die Leute sich melden, weil sie vorher keinen Mut dazu gehabt haben", hatte Zwanziger am 12. März bei einer Pressekonferenz gesagt.

"Natürlich wusste jedermann, wer mit dieser Bemerkung neben dem aufklärenden Kempter zusätzlich gemeint ist", erklärte Brand - obgleich der 63-jährige Amerell wörtlich nicht erwähnt worden war.

Bei der ersten Verhandlung Mitte März hatte das Gericht bei seiner Entscheidung noch eine mutmaßliche Aussage Zwanzigers zugrunde gelegt, die in diesem Wortlaut nicht gefallen war. Dennoch bleibe es Zwanzigers Bemerkung eine unwahre Tatsachenbehauptung, sagte Richter Brand. "Ich lasse mit von Herrn Dr. Zwanziger nicht in die Nähe von Straftätern bringen. Ich verwahre mich dagegen, dass ich hier so verglichen werde", bekräftigte Amerell.

Michael Kempter, der ihn als erster Referee der sexuellen Belästigung bezichtigt und den Fall Anfang des Jahres erst ins Rollen gebracht hatte, sei ein "Lügner", der alles inszeniert habe. "Die Frage der Wahrheit wird sich noch stellen und die Wahrheit wird rauskommen", sagte Amerell. Anfang März hatten drei weitere junge Unparteiische Kempters Behauptungen bestätigt und Eidesstattliche Versicherungen unterschrieben. Beim Blick in die Unterlagen 2erkennt man in zehn Minuten, wer lügt", sagte Amerell.

Zu der mündlichen Verhandlung (Aktenzeichen 082 O 836/10) war bei großem Medienaufkommen nur Amerell persönlich erschienen. Zwanziger ließ sich vom Berliner Medienanwalt Christian Schertz und DFB-Justiziar Jörg Englisch vertreten. "Wenn das Gericht mich vorgeladen hätte, wäre ich erschienen. Das hat es aber nicht getan. Also, was soll ich da?", hatte Zwanziger beim Außerordentlichen DFB-Bundestages in Frankfurt vergangene Woche betont.

"Ich laste dem DFB an, dass ich im Gegensatz zu den vier betroffenen Schiedsrichtern nie in vergleichbarer Weise angehört worden bin", sagte Amerell. Laut DFB-Justiziar Englisch aber habe sich sich durch seinen Rücktritt ein Verfahren schon vor einer möglichen Vernehmung erledigt. "Es gab keinen Fall mehr, weil er von allen Ämtern zurückgetreten ist", sagte Schertz.

Als Reaktion auf den Fall Amerell verabschiedete der DFB am Freitag eine eilige Reform im Schiedsrichterbereich. Künftig sollen die Referees professioneller betreut, die entscheidenden Stellen mit neutralem Personal besetzt sowie eine transparente und offene Kommunikation innerhalb des Fußballs ausgeübt werden.

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