DFB-Pokal:Immerhin kein Schützenfest

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Der 1. FC Nürnberg verliert im Pokal mit 0:3 gegen RB Leipzig - und liefert dabei zum Saisonstart ein enttäuschendes Bild ab.

Von Felix Haselsteiner, Nürnberg

Der DFB-Pokal zieht ja viel von seinem rauen Charme aus der Wucht des Aufeinanderprallens zweier Welten. Wenn sich Mannschaften messen, die sich eigentlich kaum vergleichen lassen. Wenn auf der einen Seite gut bezahlte Profis am Werk sind, und auf der anderen Seite tapfere Amateure, die sonst aber auch Studenten, Automechaniker oder Friseure sind - und die trotzdem an so etwas wie ein Pokalwunder glauben wollen.

Offiziell, und das wird einem allein schon beim Blick ins Rund des ehrwürdigen Max-Morlock-Stadions klar, ist auch der 1. FC Nürnberg weiterhin ein Profiverein, genauso wie RB Leipzig. Unter den 22 Fußballern, die sich am Samstag um 15.30 zur ersten Runde des DFB-Pokals einfanden, waren weder Automechaniker noch Friseure. Und doch ließ sich anhand der Nürnberger 0:3-Niederlage gegen Leipzig die These aufstellen, dass zwischen einem Drittliga-Relegations-Sieger und einem Champions-League-Halbfinalist ein größerer Unterschied bestehen kann als zwischen Ober- und Bundesliga.

Das Spiel jedenfalls lief auf einem Niveau ab, das eindrücklich die Verhältnisse aufzeigte: 80 Prozent Ballbesitz hatte Leipzig in der ersten Hälfte, das Team von Trainer Julian Nagelsmann spielte mehr als viermal so viele Pässe wie der FCN (415 zu 102) und war derart überlegen, dass der Spielstand von 0:1 fast noch das ausgeglichenste an der Partie war. Es dauerte bis zur 38. Minute, bis den Nürnbergern ein Abschluss gelang, der mit viel Wohlwollen statistisch als Torschuss festgehalten wurde.

Der Plan von Nürnbergs Trainer Robert Klauß scheiterte krachend

In Rückstand waren die Nürnberger bereits in der dritten Minute geraten, als Torwart Christian Mathenia - der den Vorzug vor dem vom FC Bayern ausgeliehenen Christian Früchtl erhalten hatte - mit einem Abspielfehler die Leipziger zu einem Tor einlud. Amadou Haidara erzielte die Führung, die eigentlich der Startpunkt hätte sein können zu einem Schützenfest. Doch weil die guten, aber keinesfalls überragenden Leipziger ein ums andere Mal arg verspielt im Strafraum den Ball quer passten, ließen sie eine höhere Führung liegen. Ein Kopfball von Stürmer Hee-Chan Hwang, Zugang aus Salzburg und somit Leipzigs Antwort auf den Abgang von Timo Werner, wurde zudem auf der Linie geklärt: Nürnbergs beste Aktion in den ersten 45 Minuten.

"Die Stärken des Gegners eliminieren, ohne die eigene Identität zu verlieren", das war der angekündigte Plan des neuen Nürnberger Chef- und ehemaligen Leipziger Co-Trainer Robert Klauß gewesen, der allerdings krachend scheiterte. Nürnberg spielte zwar ab und an mutiger als noch in der vergangenen Saison aus der Abwehr heraus. Die Idee erinnerte auch an organisierten Fußball, die Ausführung allerdings nicht. "Wir hatten keinen Zugriff, was aber weniger an der Taktik lag, sondern daran, dass wir nicht den Mut hatten", sagte Klauß - der allerdings auch positive Erkenntnisse mitnehmen wollte: "Wir sind in der zweiten Halbzeit besser rausgekommen, darauf können wir aufbauen."

Viel Gutes dürfte er nicht gesehen haben, die Kombination aus Fehlpässen noch in der eigenen Hälfte und Passivität in den Zweikämpfen sorgte für einen entspannten Nachmittag für Nagelsmann. Ein vielsagendes "Highlight" der Nürnberger Unordnung war eine Leipziger Ecke in der 70. Minute, die der Außenverteidiger Angelino als Flachpass (!) an den Elfmeterpunkt spielte, wo Marcel Halstenberg allerdings vergab.

Das Spiel war zu diesem Zeitpunkt dennoch längst entschieden, weil der eingewechselte Yussuf Poulsen in der 67. Minute zum 2:0 getroffen hatte, Hwang erhöhte kurz vor Schlusspfiff noch auf 3:0 (89.). Und den Nürnbergern war an diesem Nachmittag, bei diesem offensichtlichen Klassenunterschied von der ersten bis zur letzten Minute, fast alles zuzutrauen, was man zum Beispiel auch einem Ober- gegen einen Bundesligisten zugetraut hätte - aber kein Pokalwunder.

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