DFB-Pokal:Der Landrat singt

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Fünftligist 1. FC Düren schlägt Alemannia Aachen, freut sich auf das Pokalspiel gegen die Bayern - und erwägt, einen Tausch des Heimrechts anzubieten.

Als der 1. FC Düren als Gegner des FC Bayern München im DFB-Pokal feststand, griff Fußball-Nationalspieler Leroy Sané zum Handy. "Er hat mit unserem Stürmer Mark Brasnic in der Jugend in Leverkusen zusammengespielt. Die beiden haben Kontakt gehalten, und Sané hat ihm geschrieben, dass er sich freut, sein erstes Pflichtspiel für die Bayern am 11. September gegen Düren zu bestreiten", sagte Dürens Präsident Wolfgang Spelthahn. "Außerdem hatte jemand aus unserer Delegation die Nummern von Trainer Hansi Flick und Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Er hat sie angeschrieben, sie haben gratuliert."

Düren rennt: Die Spieler des Oberligisten feiern (Foto: Manfred Heyne/imago)

Der Fünftligist Düren hatte durch einen 1:0-Sieg im Endspiel gegen den Regionalligisten Alemannia Aachen den Mittelrhein-Pokal gewonnen und sich somit nach der vorherigen Auslosung der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals für das Spiel gegen den FC Bayern qualifiziert. Der erst am Freitag verpflichtete Adis Omerbasic sorgte in Bonn in der 20. Minute für den entscheidenden Treffer gegen den ehemaligen Europapokal-Teilnehmer.

Spelthahn ist seit 35 Jahren Mitglied beim FC Bayern. Den Sieg feierten die Dürener so ausgelassen wie möglich. "Meine Stimme ist belegt. Wir haben viel gesungen", sagte Spelthahn am Sonntagmorgen: "Wir sind noch mal zum Klubheim gefahren, da gab es ein spontanes Feuerwerk, viele Autofahrer haben uns mit Lichthupe begrüßt. Man hat gemerkt, dass sich die ganze Stadt freut." Die Corona-Richtlinien habe man "so gut es geht eisern eingehalten", sagte Spelthahn, der auch Landrat des Kreises Düren ist: "Aber auch mir ist ein Fehler unterlaufen, als ich nach dem Schlusspfiff unseren Schatzmeister umarmt habe. Man merkt also: Die Freude kann einen mitreißen, selbst wenn man beruflich viel mit der Pandemie zu tun hat."

Bei aller Freude will der Fünftligist, der erst vor drei Jahren gegründet wurde und aus einer Fusion des FC Düren-Niederau und der SG GFC Düren 99 hervorging, sein Heimrecht in der ersten DFB-Pokalrunde möglicherweise an den FC Bayern abtreten. "Zu Hause können wir sowieso nicht spielen, unser Stadion wird umgebaut", sagte Spelthahn der Bild am Sonntag. Die Vereinsspitze will sich nach einer Sitzung am Sonntagabend eventuell am Dienstag mit den Bayern in Verbindung setzen. "Aktuell hatten die Bayern zum Glück anderes zu tun", sagte Spelthahn mit Blick auf das Champions-League-Finale. "Eventuell wollen wir anbieten, das Heimrecht für dieses Spiel zu tauschen und die Bayern dann nach Fertigstellung der Anlage zu einem Freundschaftsspiel zu empfangen. Wenn der Aufwand zu groß ist, müssen wir für den Verein die beste Lösung suchen. Und für unsere Spieler könnte es ein Riesen-Erlebnis sein, in der Allianz Arena zu spielen. Aber da gehören zwei Seiten dazu."

Schon jetzt ist klar, dass die Begegnungen der ersten Runde am zweiten September-Wochenende wegen der Coronavirus-Pandemie ohne großes Publikum stattfinden werden. Eine große Bühne ist Düren trotzdem sicher: Sport1 zeigt die Partie gegen die Bayern am 11. September live.

Die Entscheidung im bayerischen Toto-Pokal steht hingegen noch aus. Hier ist Anfang September das Halbfinale zwischen Regionalligist Viktoria Aschaffenburg und dem Zweitliga-Aufsteiger Würzburger Kickers zu spielen. Siegen die bereits qualifizierten Würzburger, steht Drittligist TSV 1860 München in der DFB-Pokal-Hauptrunde; andernfalls müssten die Löwen noch ein Endspiel gegen Aschaffenburg absolvieren.

© SZ vom 24.08.2020 / dpa, sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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