Deutschlands Golfspieler:Nahe dran

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"Ich habe auf jeden Fall gut genug gespielt, um hier zu gewinnen": Hurly Long, nicht ganz zufrieden mit seinem vierten Platz. (Foto: Jordan Prather/USA Today Sports)

Drei Deutsche schaffen es beim PGA-Tour-Turnier in Kentucky in die Top 20 - zum Sieg reicht es allerdings nicht, weshalb sich die nächste Generation noch mit dem Talent-Status abfinden muss.

Von Felix Haselsteiner, München

Eigentlich hatte Matti Schmid sich den perfekten Ort ausgesucht, um die Geschichte zu Ende zu erzählen. Seit bald sieben Jahren hat kein deutscher Golfspieler ein Turnier in den USA gewinnen können, damals hatte Alex Cejka noch einen letzten Sieg vor seinem Wechsel auf die Senioren-Tour geschafft - seitdem gewannen Cejka, Bernhard Langer und Stephan Jäger zwar Turniere bei den Senioren und in der zweiten US-Golf-Liga, nicht aber auf der prestigeträchtigen PGA Tour. Eine neue Generation wurde gesucht und, so das Fazit nach der Barbasol Championship in Nicholasville, Kentucky: Sie scheint langsam auf der ganz großen Bühne anzukommen. Auch wenn es zum Sieg noch nicht reicht.

Schmid, 24, gilt seit längerem als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge der Granden wie Langer und Martin Kaymer und wurde im vergangenen Jahr als bester junger europäischer Spieler gekürt. In Kentucky führte er nach der dritten Runde, er fühlte sich sichtlich wohl auf dem Platz in seiner einstigen Wahlheimat: Eine Autostunde von Nicholasville ist Schmids ehemalige Universität entfernt, wo er fünf Jahre lang studierte und zum Profi reifte. Auf den finalen 18 Bahnen allerdings leistete sich der gebürtige Herzogenauracher zu viele Fehler, mit mehreren Schlagverlusten auf den letzten Bahnen wurde er am Ende nur geteilter Achter, konnte am Sieg des US-Amerikaners Trey Mullinax nichts mehr ändern - und überließ auch noch Hurly Long die Rolle als bester Deutscher.

Als Führender auf die Schlussrunde, am Ende Achter: Matti Schmid. (Foto: Rob Carr/AFP)

Long, 26, ist ebenfalls in den USA ausgebildet worden und spielt normalerweise auf der höchsten europäischen Tour. Die Reise in die USA kam nun deshalb zustande, weil die DP World Tour und die PGA Tour für mehrere Events eine Art Austauschprogramm entwickelt haben, bei dem jeweils 50 Profis auf dem anderen Kontinent spielen dürfen. Für Spieler wie Long ist das eine große Gelegenheit: Ein Sieg in den USA würde ausreichen, um sich dort dauerhaft eine Startberechtigung zu sichern. Den ganz direkten Weg schaffte Long zwar nicht, aber immerhin erarbeitete er sich mit einer grandiosen Runde in 63 Schlägen am Samstag einen vierten Platz, der es ihm ermöglicht, in der kommenden Woche noch einmal in den USA zu spielen.

"Ich habe auf jeden Fall gut genug gespielt, um hier zu gewinnen", stellte Long nach vier Tagen fest. Mit seiner Schlussrunde, einer 71, war er nicht zufrieden, er sei "nicht in Schwung gekommen", so das Fazit. Dennoch deutete Long an, dass er mit den Besten mithalten kann, auch in den USA, wo sich beinahe noch ein dritter Deutscher ein Top-10-Resultat erspielt hätte: Yannick Paul lag bis zum letzten Loch des Turniers auf Kurs, dann verlor er auf dem 18. Loch zwei Bälle und damit drei Schläge und belegte schließlich Platz 20.

Die auffällige Häufung von talentierten Deutschen, die sich näher an die Weltspitze heran spielen, komplettierte er dennoch. Schmid, Long und Paul, dessen Zwillingsbruder Jeremy auf der zweithöchsten US-Tour spielt, haben die Erfahrung ihrer College-Zeit in den USA, die ihnen helfen dürfte, bald öfter bei den großen Turnieren mitzuspielen. Einstweilen müssen sie sich aber noch mit dem Status als Talente abfinden. Denn während gute Ergebnisse in den USA Selbstvertrauen und Preisgeld geben, schaut die Golfwelt in dieser Woche nach St. Andrews in Schottland, wo die British Open, das vierte Major-Turnier des Jahres, stattfinden - ohne deutsche Beteiligung.

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