Deutscher Olympischer Sportbund:Wiederwahl mit Beigeschmack

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"Ich sage nur 86 Prozent" - der wiedergewählte DOSB-Präsident Alfons Hörmann bei der Mitgliederversammlung in Düsseldorf. (Foto: Guido Kirchner/dpa)

DOSB-Präsident Alfons Hörmann wird in seinem Amt bestätigt, bekommt allerdings Gegenwind.

Von Johannes Aumüller, Düsseldorf

Als diese ungewöhnliche Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) zu Ende war, gab sich der wiedergewählte Präsident Alfons Hörmann ziemlich selbstbewusst. Von einem "beeindruckenden Ergebnis" sprach er beispielsweise, von einer "hocherfolgreichen Wahl" und einem "großartigen Vertrauensbeweis". Und wenn es in dieses Hörmann'sche Gefühl hinein Fragen gab, ob er die Umstände seiner Wiederwahl nicht auch als Denkzettel oder als Anlass für eine Korrektur seine Führungsstils bewerte, dann sagte er solche Sachen wie: "Die Mitglieder haben entschieden." Ein anderes Mal sagte er auch: "Ich sage nur: 86 Prozent."

Erstmals in der Historie des obersten deutschen Sportverbandes war der Amtsinhaber zu einer Kampfabstimmung herausgefordert worden. Martin Engelhardt, der Präsident der Deutschen Triathlon-Union (DTU) trat kurzfristig gegen Hörmann an - verlor aber deutlich. 450 Stimmen wurden abgegeben, sechs waren ungültig. Hörmann bekam 383 Stimmen, also 86,2 Prozent, sein Gegenkandidat 61.

Diese Gegenkandidatur von DTU-Chef Engelhardt, im Hauptberuf Orthopäde in Osnabrück, war durchaus bemerkenswert. Denn normalerweise meidet der Sport die Kontroverse auf offener Bühne, erst Recht in Personalfragen - und zudem unterstrich Engelhardt von Beginn an den symbolischen Charakter seines Charakters.

Es gibt Kritik an Hörmanns Führungsstil - hinter vorgehaltener Hand

"Ich weiß, dass diese Kandidatur die Wiederwahl des Präsidenten nicht verhindern wird", sagte er bereits in seiner Bewerbungsrede. Aber er tat es aus zweierlei Gründen trotzdem. Zum einen, weil er Hörmann für den falschen Präsidenten hält - und nun einmal auf offener Bühne zum Ausdruck brachte, was hinter vorgehaltener Hand viele Verbandsvertreter seit Langem an Hörmann monieren. Von einem "destruktiven" und "rüden" Stil sprach Engelhardt.

Zum anderen und vor allem sollte die Hauptbotschaft seiner Kandidatur sein, dass in einer Demokratie Gegenkandidaten selbstverständlich sein müssten. Kandidaturen dürften nicht von Angst geprägt sein, dass die Person oder der hinter dieser Person stehende Verband anschließend dafür bestraft würden - aber genau diese Angst gebe es im Sport.

So war es dann auch auffallend, dass sich kein Verbandspräsident fand, der Engelhardt vorschlug, obwohl in den zurückliegenden Monaten viele Funktionäre in kleinen Zirkeln immer wieder über mögliche Gegenkandidaten für Hörmann nachgedacht hatten. Stattdessen tat es dann der Fechter Benedikt Wagner, ein persönliches Mitglied des DOSB.

Hörmann kündigte nach seiner Wahl an, er werde einen Stil pflegen, "der von Offenheit und Transparenz geprägt ist". Dabei wird er das mit einem stark veränderten Team tun. Gleich drei wichtige Vize-Posten sind im Präsidium neu besetzt worden. Die frühere Hockey-Spielerin Heidi Schmitz, 66, ist künftig für den Leistungssport zuständig anstelle von Ole Bischof und für die Finanzen der Berliner Unternehmer Kaweh Niroomand, 65, statt Stephan Abel. Das Ressort Breitensport wiederum obliegt nun dem sachsen-anhaltinischen Landessportbund-Chef Andreas Silbersack, 51, bei dessen Wahl sich aber auch erhebliche Bedenken zeigten. Ungewöhnlicherweise gab es einen Antrag auf eine geheime Wahl und Silbersack erhielt sogar noch mehr Gegenstimmen (97) als Hörmann, obwohl er gar keinen Gegenkandidaten hatte.

Horst Seehofer trat erstmals als Sportminister auf

Dabei wird nun neben Hörmanns künftigem Umgang mit den Vertretern des Sports das Verhältnis zum Bundesinnenministerium als größtem Geldgeber zentral sein. Am Samstag in Düsseldorf trat erstmals Horst Seehofer als Sportminister auf. Der CSU-Politiker präsentierte sich in seiner bisherigen Amtszeit als sehr wohlgesonnen gegenüber dem organisierten Sport und gab sich auch am Samstag ganz zugetan, aber manche Bemerkung war doch auffallend.

Das betraf zum einen das latent diskutierte Thema einer neuerlichen deutschen Olympia-Bewerbung. Der Konvent-Ort Düsseldorf ist Teil der Rhein-Ruhr-Region, die eine Kandidatur um die Olympischen Sommerspiele 2032 forciert, und entsprechend warben auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet und der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel in ihren Grußworten um Unterstützung für dieses Projekt. Seehofer sagte zwar, Olympia würde Deutschland gut zu Gesicht stehen, "allerdings mit einem umsichtigen, einem maßvollen Konzept". Und sonderlich euphorisch klang er bei dem Thema nicht. Stattdessen verwies er auf das Großveranstaltungs-Konzept, das sein Ministerium nun erarbeiten wolle.

Die andere Bemerkung betraf das Geld. Einen Rekordtetat von 235 Millionen Euro erhält der Sport künftig aus dem BMI-Haushalt, nachdem er die sogenannte Spitzensportreform angegangen ist. "Aber mein lieber Präsident Hörmann", sagte Seehofer in Richtung seines CSU-Parteifreundes. "Wir erwarten natürlich, wenn man so viel Geld zur Verfügung gestellt bekommt, dass man es auch ausgibt und es auch gut ausgibt. Und man nicht jeden Tag lesen muss, dass es nicht einfach ist."

© SZ vom 02.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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