Deutscher Fußball-Bund:Affäre erreicht das Hauptamt

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Der nächste Rücktritt? Stefan Hans, Vize-Generalsekretär im Deutschen Fußball-Bund, steht vor dem Rauswurf. Ihm dürfte das Vertragspapier mit dem umstrittenen Funktionär Jack Warner zum Verhängnis werden.

Von J. Aumüller und T. Kistner, Paris/Frankfurt

Im Nobel-Hotel Molitor im Pariser Stadtteil Boulogne war der Tross des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Freitag zusammengekommen; es tagten die vier derzeit wichtigsten Funktionäre: die Interimspräsidenten Reinhard Rauball und Rainer Koch, Generalsekretär Helmut Sandrock, Schatzmeister Reinhard Grindel. Eine Debatte über die Nachfolge des abgetretenen Präsidenten Wolfgang Niersbach stand auf dem Programm, darunter eine brisante Frage zu den hauptamtlichen Führungskräften des Verbandes: zu Sandrock und dessen Stellvertreter Stefan Hans, der zugleich die Direktion Recht und Finanzen anführt. Ihm droht das Aus beim DFB.

Sandrock und Hans spielen in der Affäre um den sogenannten Warner-Vertrag, mit dem das deutsche Bewerbungskomitee dem umstrittenen Fifa-Funktionär Jack Warner aus Trinidad & Tobago kurz vor der Vergabe der WM 2006 umfangreiche Leistungen zusichern wollte, eine entscheidende Rolle. Hans habe das Papier schon im Sommer entdeckt, heißt es. Über den weiteren Fortgang gibt es zwei Versionen. Die eine besagt, dass er den Vertragsentwurf einfach zurückgelegt habe, ohne Niersbach zu informieren. Die andere, von Hans per Brief an alle Präsidiumsmitglieder bekräftigt, besagt, er habe Niersbach und Sandrock telefonisch davon in Kenntnis gesetzt. Sonst aber niemanden. Und das ist das Problem.

Die Rechts- und Verfahrensordnung des Verbands regelt, dass der für Rechtsangelegenheiten zuständige Direktor "in Fällen sportpolitischer Bedeutung (. . .) unverzüglich den für Rechts- und Satzungsfragen zuständigen Vizepräsidenten und den Generalsekretär" zu informieren habe. Dass das Warner-Papier sportpolitische Bedeutung hat, ist eindeutig. Dass er den zuständigen Vizepräsidenten, den bayerischen Juristen Rainer Koch, nicht informierte, erklärte Hans in seinem Schreiben selbst.

Das Verhältnis zwischen Haupt- und Ehrenamt dürfte zentrales Thema sein in den Strukturdebatten der nächsten Tage. "Es reicht nicht, wenn ein Kopf durch einen anderen ersetzt wird, und danach läuft wieder alles ganz normal", sagte Rauball; der Chef der Profiligen plädiert für eine umfassende Reform. Dagegen haben Koch und der im Präsidentenrennen als Favorit des Amateurlagers geltende Grindel schnelle Lösungen avisiert. Am nächsten Freitag berät das Präsidium erneut.

© SZ vom 14.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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