Deutsche Glücksbringer:Pulli tragen, Gitarre zupfen!

Tintenfisch Paul setzt im Halbfinale auf Spanien. Auch die Sterne stehen ungünstig. Was also tun, damit Deutschland ins Finale der Fußball-WM einzieht? Eine Übersicht wirkungsvoller Glücksbringer - in Bildern.

Deutsche Glücksbringer

Alles Gute

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(Foto: afp)

Tintenfisch Paul setzt im Halbfinale gegen Deutschland. Auch die Sterne stehen ungünstig. Was also tun? Effektive Glücksbringer für das Halbfinale. In Bildern. "Um glücklich zu sein, darf man sich nicht zu sehr mit den Mitmenschen beschäftigen", schrieb der alte Pessimist Albert Camus. Im Fußball bringt so eine egozentrisch-zynische Grundeinstellung nichts, denn Fußball ist ein Mannschaftssport, bei dem die Beteiligten schnell unglücklich werden, wenn sie sich nicht mit den Mitmenschen beschäftigen. Glück kommt eben selten allein, wie man im gleichnamigen Bestseller von Deutschlands erfolgreichstem Glücks- und Scherzkeks Eckart von Hirschhausen nachlesen kann. In solchen Glücksratgebern wird oft empfohlen, "kleine Schritte" zu planen und nicht zu viel zu erwarten, dann werde man leichter glücklich - was aber, wenn ein WM-Halbfinale ansteht? Die Hoffnung auf das Finale lässt sich bei den Fans kaum mit vernünftigen Argumenten runterdimmen, und mit kleinen Schritten ist es auch nicht getan, es sei denn, ...

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(Foto: afp)

... man heißt Philipp Lahm und macht sehr viele kleine und schnelle Schritte in Richtung Tor. Die Fans können sich deshalb nur mit Orakeln, Omen und persönlichen Glücksbringern helfen. Daumendrücken alleine reicht in Extremsituationen wie einem Spiel gegen Spanien kaum aus, deshalb legen sich die Menschen eigene Glücks-Theorien zurecht und pflegen abergläubische Rituale. Die einen ziehen das T-Shirt nicht mehr aus, das sie schon beim Sieg der DFB-Elf gegen England getragen haben, die anderen halten streng die gleiche Sitzordnung wie beim Viertelfinale gegen Argentinien ein, wieder andere konsultieren Sterne, Schlangen oder Tintenfische - hier eine kleine Auswahl. (Titus Arnu)

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Hoffnungs-Pulli

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(Foto: dpa)

Jogi Löw macht selten, was viele von ihm erwarten. Nimmt junge Wilde mit zur WM statt alter Hasen. Flüstert auf sie ein, anstatt sie wie sein Vorgänger anzubrüllen. Als Farbe der Hoffnung kann bei ihm also kaum Grün gelten, sondern: Blau. Diese Farbe hat sein Kaschmirpulli, der schon in drei Partien eine tragende Rolle spielte. Jedes Mal vier Tore gab es, als er ihn trug. Gegen Australien, England, Argentinien. "Es sind Stimmen in meinem Umfeld laut geworden, dass ich den Pullover wieder anziehen soll", gab Löw nun bekannt. "Ich darf ihn nicht einmal waschen", sagte er ferner, was für Schockwellen in Brasilien gesorgt hat, wo man sich noch von der Bundespopelei erholt. Ruhig Blut, möchte man rufen. Denkt an Udo Lattek Ende der 80er. Der hatte als Trainer in Köln auch einen blauen Glückspulli. Solange er ihn trug, blieb der FC ungeschlagen. 15 Partien am Stück. (Claudia Fromme)

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Zauber-Schlange

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(Foto: online.sdesonstige)

Tintenfische, Stachelschweine und Elefanten haben in deutschen Zoos Nebenjobs als WM-Orakel angenommen, aber magische Kräfte spricht ihnen trotzdem niemand ernsthaft zu. Ein Sangoma (Wunderheiler) in Südafrika dagegen behauptet, er könne über eine Pythonschlange mit den Ahnen aushandeln, wer ein Spiel gewinne. "Der Sangoma soll von WM-Fans Geld bekommen haben, damit er ihrem Team das Weiterkommen in der WM ermöglicht", erklärte die Tierschutzbehörde SPCA. Die Schlange mit dem Namen "2010" wurde für das WM-Spiel Deutschland-Argentinien nach Kapstadt gebracht und dort von der SPCA beschlagnahmt. Wunderheiler Sangoma Siyabonga Mthethwa soll dem Tier zu wenig Futter gegeben haben. Hoffentlich hat der Python nun genug im Bauch und spirituellen Kontakt zum Wunder-Experten Helmut Rahn. (Titus Arnu)

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Uranus-Schnelligkeit

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(Foto: ag.afp)

Frau Kruse hätte der deutschen Elf, wie vor dem Spiel gegen Argentinien, gerne eine positive E-Mail gesendet. Betreff: "Sterne sagen Sieg voraus." Inhalt: Jogis Team stehe unter "uranischer Leitung". Karin Kruse ist Astrologin aus München und weiß, dass der Uranus ausschlaggebend ist für den Erfolg. Dieser sei "der Planet für Veränderungen und Schnelligkeit" und somit ein Sinnbild für das erfolgreiche Spiel der Deutschen. Vor dem Spanien-Spiel beschleicht Frau Kruse aber ein schlechtes Gefühl. Schuld ist die Venus. Denn, wie das mit der Venus so ist, werde es zwar ein wunderschönes Spiel, aber kein erfolgreiches geben. Außer es ginge ins Elfmeterschießen, dann mische nämlich auf einmal der Mars mit. Frau Kruse zögert noch, aufgrund dieses diffusen Eindrucks dem Team eine E-Mail zu schreiben. Sie gibt lieber positive Nachrichten raus. (Marco Maurer)

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Trikot-Verzicht

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(Foto: dpa)

Viele Fans glauben, die deutsche Elf zu unterstützen, indem sie stets in dasselbe T-Shirt oder die selben Socken schlüpfen. Manche waschen die ollen Klamotten nicht mal. Es hilft aber nicht, bestimmte Kleidungsstücke zu tragen, sondern darauf zu verzichten. Das beweist der Fall des fast zwei Jahre alten Béla aus dem Münchner Westen: Er besitzt ein kleines, weißes Trikot der Nationalmannschaft mit der Nummer 10 auf dem Rücken. Tomatensuppe und Schokokekse verhinderten anfangs, dass Béla sein Trikot an einem Spieltag der deutschen Mannschaft trug. Erstmals konnte er sich gegen Serbien entsprechend kleiden - das Ergebnis ist bekannt. Vor dem Spiel gegen England wurde das Leibchen dann in der Waschmaschine vergessen, gegen Argentinien blieb es gleich im Schrank. Béla wird sein Trikot erst am Donnerstag wieder anziehen. (Corinna Nohn)

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Massen-Verweigerung

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(Foto: ddp)

Dieses angeblich so tolle Public Viewing in Münchens Biergärten hätte sich Melanie Bradtka, 30, Junior-Lektorin, eigentlich auch gerne mal angesehen. Aber: "Ich kann nicht öffentlich Fußball schauen, es muss in einer Wohnung sein", sagt sie. Eine Lehre aus dem bisherigen Turnier: Viermal zu Hause vor dem Fernseher = vier Siege, einmal in der Arbeit mit Kollegen = Niederlage gegen Serbien. "Der Aberglaube ist so in mir drin", sagt sie. Das gilt für alle Lebenslagen, nun aber weltmeisterlich verschärft. Diesmal wird sie vom Aufstehen an versuchen, alles richtig zu machen: mit dem rechten Fuß aus dem Bett, Freunden für den Abend absagen, Glücks-Ohrringe aus Afrika durch die Ohrläppchen und ab vor den kleinen Fernseher. (Karin Prummer)

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Super-Zahl

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(Foto: ag.ap)

Ein Physikprofessor aus Dortmund hat per Kosinusfunktion berechnet, dass Löws Elf Weltmeister wird. Gut, die Funktion hat den Titel auch schon für 2006 vorausgesagt, aber den Einwand entkräftet der Wissenschaftler souverän mit dem Hinweis auf die "zeitliche Toleranz", die man monströsen mathematischen Formeln schon zugestehen müsse. Dabei geht es doch auch einfach: 3964. Das ist die Superzahl in der Numerologie der Fußball-Weltmeister. Brasilien holte 1970 und 1994 den Titel, macht zusammen: 3964. Zudem 1962 und 2002, ergibt: 3964. Argentinien gewann 1978 und 1986, Summe: 3964. Deutschland siegte 1974 und 1990 (= 3964), außerdem 1954. Was macht 1954 plus 2010? Richtig: 3964! Mathematisch problematisch wird es nur mit der Titelverteidigung 2014 in Brasilien. Aber vielleicht kommt uns ja die zeitliche Toleranz zu Hilfe. (Fabian Heckenberger)

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Finger-Fahne

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(Foto: dpa)

Seine eigenen Hände hat man ständig im Blick - beim Abwaschen oder Reifen wechseln. Die meisten Frauen finden ihre Hände hässlich und versuchen, davon mit lackierten oder künstlichen Nägeln abzulenken. Umso glücklicher sind sie derzeit, dass ihre mit viel Aufwand gepflegten Nägel endlich mal zu etwas gut sind - und nicht beim Unkrautjäten oder Putzen stören: als jederzeit sichtbarer Fußball-Glücksbringer. Auf den Fingernägeln des weiblichen Fans prangt nämlich eine schwarz-rot-goldene Miniatur-Fahne oder, auch als Aufkleber zu kaufen, ein stilisierter Kreis aus winzigen Fußbällen. Die sieht Mann dann auch, wenn er aus Versehen mal vom Bildschirm weg und auf seine Frau schaut. (Cathrin Kahlweit)

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Otti-Maskottchen

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(Foto: ag.ddp)

In einem Münchner Hinterhof hat sich eine Hausgemeinschaft seit dem Achtelfinale darauf verständigt, stets in der selben Sitzanordnung Stellung fürs Private Viewing zu beziehen. Im Grunde eine lächerliche Aktion, nur was soll man sagen? Deutschland putzte England weg, dann Argentinien - jetzt kommt die Hausgemeinschaft nicht mehr aus ihrer Nummer raus. Für das Spiel gegen Spanien bedeutet das, dass jeder seinen ihm zugewiesenen Platz einzunehmen hat. Uli rechts muss grillen, Gisela und Hanne hinten müssen kreischen, Boris vorne muss an der Gitarre zupfen, und Thomas muss sich verspäten, weil er unbedingt noch joggen musste. Ach, und Otti Fischer muss wieder spontan vorbeischauen und einige Würstchen verdrücken. Kurz darauf hatte Arne Friedrich getroffen. Solche effektiven Maskottchen sind immer willkommen. (Gerald Kleffmann)

© SZ vom 07.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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