Der Flügelflitzer:Wetten auf 13-Jährige

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Vor zehn Jahren hat ein Brite Geld darauf gesetzt, dass Lewis Hamilton Formel-1-Weltmeister wird. Was beweist: Trotz der Finanzkrise bietet der Sport innovative Anlagemöglichkeiten.

Thomas Hummel

Der Otto-Normal-Sparer hat in den vergangenen Wochen erfahren müssen, was in der Welt des Geldes so alles möglich ist. Da ist von faulen Krediten die Rede oder von "Leerverkäufen", und selbst angebliche Experten der Wirtschaft haben Probleme zu erklären, was das bedeutet. Es geht jedenfalls um Millionen. Ach was, um Milliarden.

Da war er erst elf: Lewis Hamilton fuhr schon 1996 Rennen, zwei Jahre später wettete schon der erste Spieler auf ihn als späteren Formel-1-Weltmeister. (Foto: Foto: imago)

Angesichts einer Mischung aus Undurchschaubarkeit und Bedrohung sehnt sich der Otto-Normal-Sparer mehr denn je nach den leichten Nachrichten. Womit man beim Sport wäre. Der Podolski, der Arme, durfte endlich ein Tor schießen - hurra! Der Hamilton wird in der letzten Kurve Weltmeister - was für ein Drama! Und St. Pauli ist schon Vierter - darauf ein Pils!

Doch halt! Wer wird denn so naiv sein, zu glauben, es gehe im Sport nicht ums Geld? Unter dem Mäntelchen der leichten Unterhaltung jonglieren auch hier die Akteure mit Millionen und immer mehr Millionen. Und die ersten Opfer sind bereits zu beklagen: Weil der stinkreiche FC Chelsea London sparen muss, entließ der Klub seinen Deutschland-Scout Rainer Bonhof. Und in Spanien wurde bekannt, dass die Nationalspieler Sergio Ramos (Real Madrid) und Carles Puyol (FC Barcelona) bei der pleitegegangenen US-Bank Lehman Brothers Geld angelegt und je mehr als eine Million Euro verloren haben.

Doch es geht auch anders. So zeigte just das Formel-1-Wochenende, welche innovativen Anlagemöglichkeiten der Sport bieten:

In Peterborough nördlich von London hatte ein Brite vor zehn Jahren darauf gesetzt, dass der damals 13-jährige Lewis Hamilton vor seinem 25. Geburtstag Weltmeister in der Formel 1 wird. Nun ist Hamilton tatsächlich mit 23 jüngster F1-Weltmeister aller Zeiten, was dem Spieler bei einem damaligen Einsatz von 126,40 Euro jetzt einen Gewinn von 63.200 Euro einbringt. Doch damit nicht genug: Der Brite hatte auch darauf gesetzt, dass Hamilton vor seinem 23. Geburtstag bereits ein Rennen gewinnen würde (was dieser locker schaffte) und setzte weiteres Geld auf eine Kombination aus den beiden Wetten.

Das ergab jetzt Einnahmen von insgesamt 208.000 Euro bei einem Einsatz von 442,40 Euro. Das nennt man eine ordentliche Rendite. Der Gewinner verriet, dass er den 13-jährigen Lewis gesehen hatte, als sein Sohn mit ihm bei Kartrennen gestartet war. Angesichts von Hamiltons Können verlor der Mann offenbar den Glauben an den eigenen Nachwuchs und setzte lieber Geld auf den Kontrahenten. "Für mich war es ein Leichtes zu sehen, dass er ein ganz offensichtliches Fahrkönnen und eine phantastische Renneinstellung verbindet", sagte der Mann. Nun wolle er sich von dem Gewinn eine Nobel-Uhr und (was sonst?) einen Mercedes kaufen sowie mit der Familie nach Kuba in den Urlaub fliegen.

Nun hat also auch der Otto-Normal-Lotto-Toto-Spieler erfahren, was in den Wettbüros so alles möglich ist. Für einen wie Rainer Bonhof ist das die einmalige Möglichkeit, sich am FC Chelsea zu rächen: Er vermittelt das von ihm gesichtete 13-jährige Supertalent künftig nicht mehr nach London, sondern setzt dort einen Haufen Geld darauf, dass das Supertalent im WM-Endspiel 2018 das 1:0 für Deutschland mit dem Kopf erzielt. Vor der Pause selbstverständlich.

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