Eisbären stürmen zum DEL-Meistertitel:"Riesenwerbung für das Eishockey"

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Im vierten Spiel hatten sie eigentlich schon alles verloren. Doch zwei Tage später sind die Eisbären Berlin nun doch Deutscher Eishockey-Meister. Im entscheidenden fünften Spiel der Endspielserie setzt sich der neue DEL-Rekordchampion zuhause gegen die Adler Mannheim durch.

Mitte des zweiten Drittels meldete der Liveticker: "Es passiert nicht viel, das aber auf hohem Niveau." Selbst das vermochte dieses Finale zwischen den Adler Mannheim und den Eisbären Berlin zu leisten. Es war auch in den Schwächephasen besser als die meisten Partien dieser Saison. Und auch deshalb wird dieses Finale der Deutschen Eishockey-Liga als eines der besten in die Geschichte eingehen.

Eisbären Berlin bejubeln ihre sechste DEL-Meisterschaft: "Sehr, sehr eng" (Foto: dpa)

1:0 stand es zu diesem Zeitpunkt für die Gäste aus Mannheim. Die Adler waren in diesem fünften und entscheidenden Finalspiel auf Meisterschaftskurs. Doch dieses Finale hätte nicht diese historischen Ausmaße verdient, wenn das schon alles gewesen wäre. Wenig später erhöhte sich das sehr gute Niveau noch einmal merklich: Berlin kam zum Ausgleich, erzielte die Führung - und erhöhte zum 3:1 Endstand.

Die Eisbären Berlin sind damit zum sechsten Mal Deutscher Eishockey-Meister und mit sechs Titeln alleiniger DEL-Rekordchampion. Der Titelverteidiger gewann das fünfte und entscheidende Spiel der Finalserie gegen Adler Mannheim 3:1 (0:1, 1:0, 2:0). Im 1000. Spiel des Berliners Sven Felski traf zunächst Ronny Arendt (14.) für die Adler, Barry Tallackson (34.), Darin Olver (45.) und Julian Talbot (51.) drehten das Spiel vor 14.200 Zuschauern.

"Die Serie war so eng, wir haben wirklich gegen eine sehr, sehr gute Mannschaft gespielt. Ich bin total stolz auf die Truppe, dass wir diese Serie gewonnen haben", sagte Felski. "Der hat graue Haare auf dem Rücken und setzt sich jetzt noch die Krone auf", scherzte Teamkollege Jens Baxmann. "Das ist unfassbar, wie wir uns hier durchgebissen haben, das war Riesenwerbung für das Eishockey in Deutschland. Mannheim hätte auch gewinnen können", fügte Baxmann hinzu.

Den Gästen aus Mannheim, die ihre siebte Meisterschaft verpassten, reichte der Führungstreffer nicht. Das Team von Coach Harold Kreis muss nach dem bis dato letzten Erfolg 2007 damit weiter auf den erneuten Sprung auf den Eishockey-Thron warten. Im Duell der beiden besten Sturmreihen der Liga stahl zudem das Berliner Trio Tallackson, Olver und Florian Busch ausgerechnet im wichtigsten Spiel der Saison den Mannheimer Top-Angreifern die Show.

Waren Ken Magowan, Adam Mitchell und allen voran Playoff-Topscorer Christoph Ullmann in den ersten vier Partien von den Eisbären noch schwer zu bremsen, so versagten den Dreien diesmal die Nerven.

Den Gastgebern war die Euphorie aus dem famosen Erfolg zwei Tage zuvor von Beginn an anzumerken, mit stürmischen Angriffen startete Berlin in die Partie. Außerdem besannen sich die Eisbären offenbar auf ihr Erfolgsrezept aus Match vier, nämlich aus allen Lagen auf das Tor zu schießen - in Mannheim hatten die Statistiker nicht weniger als 55 Schüsse auf das Tor von Fredrick Brathwaite gezählt.

Die Taktik der Mannheimer änderte sich im Vergleich zu den vorigen Finalmatches ebenso nicht: Sicher in der Abwehr stehen und dann blitzschnell Gegenstöße einleiten. Beim Führungstreffer profitierten die Adler von einem Fehler des zuletzt bärenstarken Rob Zepp. Einen Schuss von Frank Mauer lenkte der Nationalkeeper direkt vor die Kelle von Arendt, der den Puck ins Netz bugsierte.

Berliner Spieler bejubeln das 3:1: Rekordchampion aus der Hauptstadt (Foto: dpa)

"Ich hatte den Rebound und hatte ein leeres Tor", sagte Arendt: "Das waren wir uns nach Sonntag schuldig." Eisbären-Verteidiger Frank Hördler forderte in der ersten Drittelpause noch: "Wir müssen weiter so machen, dann ergeben sich Chancen. Wir müssen ein bisschen mehr auf das Tor bringen." Das gestaltete sich im zweiten Abschnitt aber schwieriger, weil die Gäste aggressiver verteidigten und Berlin sich schwertat, aus der eigenen Hälfte hinauszukommen.

Eine der wenigen zwingenden Chancen vergab Tallackson, der direkt von Brathwaite freigespielt wurde, Mannheims Routinier aber nicht überwand (29.). Wenige Minuten später machte es der Torjäger besser, als er einen schnellen Angriff nach Vorlage von Busch mit einem Schuss in den Winkel abschloss.

Nur wenige Augenblicke danach gab es in der vollbesetzten Arena erneut Jubel, als John Sim einen Schlagschuss scheinbar einnetzte - der Puck knallte aber an die Latte (34.). Immerhin war die Aktion Initialzündung für einen Schlussspurt, in dem zunächst Olver nach starker Vorarbeit von Busch und Tallackson vorbeischoss (37.) und auf der anderen Seite Matthias Plachta den Puck nicht im leeren Tor unterbrachte (39.).

Als Olver einen überragenden Sololauf mit einem Schuss durch die Beine von Brathwaite zum zweiten Tor abschloss, Mauer allein vor Zepp scheiterte (51.) und Talbot einen Penalty nach Foul von Shawn Belle sicher verwandelte, konnte die Party auf den Rängen beginnen.

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