Darts-WM:Weihnachten wird stressig

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Ab in die dritte Runde: Gabriel Clemens ballt die Hand zur Faust. (Foto: Luke Walker/Getty Images)

Gabriel Clemens startet mit starker Leistung in die Darts-WM - und belohnt sich selbst mit anstrengenden Reiseplänen. Der beste deutsche Spieler wird erstmal viel Zeit im Flugzeug verbringen.

Von Carsten Scheele

Für Gabriel Clemens kam die frohe Botschaft am Mittwochabend gegen 22 Uhr. Sein letzter Pfeil zischte ins Feld der Doppel-3, damit war klar, dass der beste deutsche Dartsprofi die Tage rund um Weihnachten teilweise im Flieger verbringen wird. Am Donnerstag zurück ins Saarland, am zweiten Weihnachtsfeiertag wieder nach London - klingt nach Stress.

So ist das unter den besten Dartsspielern der Welt: Wer die Feiertage entspannt zu Hause verbringen möchte, sollte bei der WM in London spätestens in der zweiten Runde ausscheiden. Wollte Gabriel Clemens, genannt "German Giant", aber nicht. Das souveräne 3:0 gegen den Iren William O'Connor hält ihn weiter im Turnier, sein Drittrundenmatch ist für den 27. Dezember terminiert.

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Immerhin bleibt ihm diesmal der Heiligabend im Hotel erspart. So war es in den vergangenen beiden Jahren, als den Profis wegen der Pandemie zwar die Heimreise, nicht aber die Rückreise nach London gestattet wurde. Gefeiert wurde also im Hotelzimmer in der Corona-Bubble. "Nach zwei Jahren will man doch mal wieder die Familie sehen an Weihnachten", sagte Clemens. Deshalb nimmt er die Strapazen auf sich.

In der dritten Runde könnte Clemens auf den früheren Europameister treffen

Clemens fliegt mit der Gewissheit, dass er gut angekommen ist im WM-Turnier. In der ersten Runde hatte er ein Freilos. O'Connor war dann ein Auftaktgegner, wie man ihn sich nur wünschen kann - nicht zu stark, nicht zu schwach. Clemens hatte einige gute Momente, den ersten Satz holte er sich "gegen die Darts", wie es in der Pfeilesportart heißt, weil O'Connor als Erstwerfender zweimal das Feld der Doppel-18 verpasste. Bei Clemens saß der finale Pfeil im ersten Versuch, er breakte, ballte die Hand zur Faust.

Auch danach war es ein enges Spiel, das aber nie in O'Connors Richtung kippte. Zeitweise spielte Clemens wirklich herausragend: Im dritten Satz zeigte er ein High-Finish von 132 Punkten - zweimal Bullseye, einmal Doppel-16. Alle drei Pfeile saßen präzise. "Oh, wie ist das schön", grölten ein paar deutsche Fans im "Ally Pally". Aber Clemens hatte auch kleinere Probleme: Von seinen sechs Matchdarts vergab er fünf, ehe Pfeil Nummer sechs endlich in das Feld der Doppel-3 rauschte.

Er sei "absolut glücklich und froh", sagte Clemens und sein Selbstbewusstsein scheint absolut intakt. Als er bei DAZN gefragt wurde, wer nun sein Lieblingsgegner für die nächste Runde wäre, der starke Engländer James Wade oder der walisische Außenseiter Jim Williams, sagte Clemens: "Dann nehme ich James Wade." Den früheren Europameister also, an Position acht gesetzt.

Ob noch weitere deutsche Profis das stressige Hin und Her über Weihnachten auf sich nehmen, zeigte sich am Donnerstag und Freitag. Florian Hempel konnte den Drittrundeneinzug schaffen, er traf allerdings auf Mitfavorit Luke Humphries. Martin Schindler spielt am Freitag gegen Martin Lukeman. Das Ziel ist, wieder einen deutschen Profi ins Achtelfinale zu bringen. Das hat als bislang Einziger Clemens geschafft: vor zwei Jahren, nach seinem Überraschungssieg gegen Weltmeister Peter Wright.

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