Copa América:Party gestrichen

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Fragwürdig in die Parade gefahren: Chiles Nationalspieler Gonzalo Jara (rechts) stoppt einen Flitzer. (Foto: Getty Images)

Chile verliert 0:1 gegen Uruguay, die Niederlage bleibt aber ohne Folgen, das Viertelfinale ist erreicht. Konsequenzen könnte indes ein Tritt haben.

Von Javier Cáceres, Rio de Janeiro

Chiles Nationalspieler haben in den vergangenen Jahren einiges dafür getan, den Ruf zu nähren, dass sie Feste nicht nur feiern, wenn sie fallen. Durch die vergangenen Jahre ziehen sich nicht nur zwei Titel bei der Copa América, sondern auch alkoholschwangere Sausen in kleinerer und größerer Runde. Unvergessen der Casino-Besuch des einstigen Bayern-Profis Arturo Vidal bei der Südamerikameisterschaft von Chile 2015, der im Straßengraben endete: Nach einem Abend am Black-Jack-Tisch und reichlich Wodka Tonic fuhr er seinen funkelnagelneuen Ferrari zu Schrott. Am Montagabend waren die Chilenen in Rio im Estádio Maracanã zu Gast und verloren das letzte Gruppenspiel gegen Uruguay mit 0:1. Eigentlich nicht schlimm, wie auch Vidal beteuerte, der wegen einer Blessur geschont wurde: "Es tut nicht weh." Denn: Uruguay und Chile waren vorab für das Viertelfinale qualifiziert; die Scouts Chiles erklären überdies, dass der nächste Gegner Kolumbien dem Titelverteidiger (Freitag) besser liegt als die Peruaner, die ohne den Ex-Schalker Jefferson Farfán (Knieverletzung) gegen Uruguay antreten (Samstag). Geknickt waren die Chilenen nach Schlusspfiff dennoch, sie müssen sich nun weiter in Askese üben. Der freie Tag, den Trainer Reinaldo Rueda für den Fall des Gruppensiegs versprochen hatte, ist perdu. Und das in Rio.

Das Tor Uruguays erzielte Edinson Cavani. Dass der Mittelstürmer in der 83. Minute frei zum Kopfball kam, lag auch daran, dass sich sein Bewacher Gonzalo Jara auf Distanz hielt. Jara und Cavani unterhalten eine angespannte Beziehung, seit sich der damalige Mainz-Profi Jara 2015 beim Duell mit Uruguay den Beinamen El Proctólogo verdiente: Jara hatte hinter dem Rücken des Referees an Cavani eine dieser kolorektalen Untersuchungen vorgenommen, zu denen Männern ab einem gewissen Alter geraten wird. Cavani war damals noch weiter davon entfernt als heute, da er 32 ist, er reagierte entsprechend aufbrausend und flog vom Platz. Uruguay verlor. "Daumen hoch", titelte damals das Blatt La Cuarta. Nun ging der "Daumen runter", schrieb am Dienstag La Tercera.

Noch stärker im Fokus als beim Gegentor stand Jara freilich, als ein Flitzer den Platz stürmte (74.) und den Ordnern entwischte. Als er an Jara vorbeikam, trat der Chilene den Fan um. Die Uruguayer protestierten, weil es zum Geschäft gehört - Stürmer Luis Suárez reklamierte gar, weil Chiles Torwart Arias einen Ball im Strafraum mit der Hand parierte - und weil das Reglement für Aggressionen gegen Zuschauer härtere Sanktionen vorsieht als für unangemeldete medizinische Visiten. Südamerikas Verband prüft eine Sperre Jaras.

© SZ vom 26.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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