Champions League:Huch, ein Gegentor

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Teil der starken Offensive des FC Bayern: Lea Schüller (Mitte) erzwang in der Champions League gegen Ajax Amsterdam nach einer zähen ersten Halbzeit beim 3:1-Sieg der Münchnerinnen das 1:0. (Foto: Toon Dompeling /Pro Shots/imago)

Nach dem 3:1 der Spielerinnen des FC Bayern gegen Ajax Amsterdam übt Trainer Jens Scheuer Kritik - dabei zeigt seine Mannschaft auch in der schwächeren Phase, was sie diese Saison stark macht.

Von Anna Dreher, Amsterdam/München

In der Stimme von Jens Scheuer schwang wenig Begeisterung mit. Eher Ernüchterung. Und so passte nicht so richtig zusammen, wie der Trainer des FC Bayern München sagte, was er sagte: "Ein Sieg und drei Tore sind in einem Auswärtsspiel in der Champions League natürlich super positiv." 3:1 hatte sein Team bei Ajax Amsterdam das Hinspiel des Sechzehntelfinals gewonnen. Scheuer könnte also durchaus zufrieden sein. Aber gleich im nächsten Satz seines Fazits des kurz vorher beendeten Fußballspiels wurde der Grund für seine Tonlage klar. "Wir haben etwas schleppend ins Spiel gefunden, was für uns eigentlich ungewöhnlich ist", sagte er. "Das müssen wir aufarbeiten."

Die Bundesliga führen die Fußballerinnen des FC Bayern ungeschlagen mit 31:1 Toren an. Sie stellen die beste Defensive und knapp hinter dem zweitplatzierten VfL Wolfsburg (32:8) die beste Offensive. Das einzige Gegentor erzielte der Doublesieger und seit Jahren ärgste Konkurrent beim deutlichen 4:1 der Bayern Mitte November. Als einzige haben die Münchnerinnen bislang keinen Punkt abgegeben. Und zählt man in dieser Saison den DFB-Pokal und die Champions League dazu, sind sie in zwölf von zwölf Partien ungeschlagen. Das manifestiert die ohnehin hohen Ansprüche. In dieser Saison sollen schließlich wieder Titel gewonnen werden. Da passte die torlose erste Halbzeit gegen Ajax für Scheuer nun mal nicht ins Bild. "Unser Anspruch", sagte er am Donnerstagabend, "muss es sein, dass wir über 90 Minuten ein gutes Spiel abliefern."

Gegen Ajax fehlte es an Präzision in den entscheidenden Momenten

Dabei zeigte der Auftritt in Amsterdam auch in der schwächeren ersten Hälfte die Stärke des Teams. Von Beginn an war Bayern spielbestimmend, unnachgiebig und versuchte, über verschiedene Wege in Tornähe zu kommen. Ajax wurde in die eigene Hälfte gedrängt und stellte schließlich nach Bayerns erster großen Chance nach 20 Minuten gezwungenermaßen auf eine tiefstehende Defensive um. "Wir wollen unseren Fußball spielen", hat Scheuer so oder so ähnlich schon oft gesagt. Bisher gelingt das. Was am Donnerstag fehlte, war Präzision in den entscheidenden Momenten, manchmal auch Ruhe. Attribute, die jedoch nach der Pause weniger Mangelware waren.

Und dass es einer gewissen Anlaufphase der Offensive bedurfte, lag ja womöglich auch daran: Für Klara Bühl, 20, war es die erste Partie im internationalen Klubwettbewerb; für Lea Schüller, 23, die das Eigentor von Kay-Lee de Sanders (57. Minute) zum 1:0 erzwang, die zweite. Beide steigerten sich schnell und strahlten mit Sydney Lohmann viel Gefahr aus. Die 20-Jährige war schon im Finalturnier der vergangenen Champions-League-Saison gegen den späteren Sieger Olympique Lyon erstaunlich abgeklärt aufgetreten und tat dies in ihrem siebten Einsatz in der Königsklasse wieder entsprechend. Ihr Solo vor ihrem 2:0 (69.) war eindrücklich.

Hinzu kam die Ruhe der Routiniers wie Carina Wenninger und Marina Hegering in der Defensive. Carolin Simon gestaltete die zweite Hälfte mit ihren Flanken entscheidend mit. Und womöglich wäre Jens Scheuer insgesamt zufriedener gewesen, hätte er Simone Laudehr, 34, früher eingewechselt. Nach dem Gegentreffer von Jonna van de Velde (79.) schoss sie das 3:1 (86.) und brachte spürbar neue Energie auf den Platz. Bevor es am Mittwoch in München gegen Ajax geht (18 Uhr, Sport 1), steht am Sonntag noch das Bundesligaspiel bei Eintracht Frankfurt an. Dann, sagte Scheuer, wolle er eine bessere Umsetzung über 90 Minuten sehen. Die Serie soll ja nicht abreißen.

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