Bundesliga: Vorschau:Wer ist der VfL?

Tabellenführer Wolfsburg rätselt über die Zukunft, auf Bayern wetten, lohnt sich nicht, Schalke drängt sich mit Macht in den Titelkampf. Der 32. Spieltag

1 / 9
(Foto: N/A)

Karlsruher SC - Hannover 96 (Dienstag, 20 Uhr)Kürzlich war im Online-Portal der WAZ zu lesen: Das KSC-Raubein Maik Franz verkürze die Zeit, die Anrufer in der Warteschleife seines Handys stecken, mit folgendem Geträller: "Der Sieger steht schon fest. KSC ole, KSC ole". Bestimmt hat Franz die Musik in der Hinrunde der vergangenen Saison auf sein Mobiltelefon geladen, oder in der Saison davor, als der KSC in die Bundesliga aufstieg. Da stimmte der Satz tatsächlich. Doch in dieser Spielzeit steht der KSC als Absteiger fest - wenn die Bundesliga nicht noch eine weitere Wendung heimsucht, wie so oft.Es müsste ein Paukenschlag sein, ein Erdbeben, ein Donnerhall, denn sollten die Karlsruher gegen Hannover nicht gewinnen, ist der Abstieg gewiss. Hannover kann die Badener wieder in die zweite Liga schicken. 96-Trainer Dieter Hecking will mit einem Sieg aus Karlsruhe zurückkehren und das Thema Zweite Liga endlich zu den Akten legen. Allerdings hat er einige Verletzungssorgen. Mike Hanke, Jiri Stajner und Jan Rosenthal fallen aus. Dem KSC fehlt der einst so starke Giovanni Federico. Der, wie so viele KSC-Spieler, einen elementaren Baustein des Fußballspiels verlernt hat: das Tor treffen.sewi/Foto: ddp

2 / 9
(Foto: N/A)

1. FC Köln - Hertha BSC Berlin (Dienstag, 20 Uhr)In Köln gelten eigentlich immer die Extreme: Mal ist Karneval, dann Katzenjammer, mal gewinnt der FC bei den Bayern, dann verliert er bei den grausam gestutzten Hoffenheimern. Wenn man nun auf die Tabelle blickt, sticht vor allem eines heraus: unaufgeregtes Mittelmaß. Wie heißt es im Fanlied "Unser Hätz schlät för dä FC Kölle" so treffend: "Bloß dä Jeißbock dräump vun dr Meisterschaff". Der amtierende Geißbock Hennes VIII. hat ja noch keine erlebt, 2007 kam er erst zur Welt, 29 Jahre nach der letzten Meisterschaft.Es ist die Hertha, Kölns nächster Gegner, die vom Titel träumt. Über 70.000 Zuschauer feierten am Samstag den Sieg im Olympiastadion (Bild). So viele waren gegen Bochum noch nie im Stadion. Selbst die Hertha ist jetzt sexy in Berlin, ihre Fans liegen sich in den Armen, der Titel oder zumindest die Champions-League-Qualifikation ist zum Greifen nah.Doch vor den Kölnern sollten sie zumindest Respekt haben. Ein Mitglied des Hertha-Forums warnt: "Die Geißböcke waren und sind gerade in Köln unser Angstgegner. 16 Niederlagen, zwei Remis, drei magere Siege in der Bundesliga. Es wird Zeit, die Statistik aufzupolieren." Das Mitglied nennt aber auch ein gutes Omen: "Wo ist Hertha zum letzten mal Meister geworden? Genau." Hertha gewann 3:2 gegen 1860 München. Das war 1931, im Müngersdorfer Stadion zu Köln.sewi/Foto: Getty

3 / 9
(Foto: N/A)

VfL Wolfsburg - Borussia Dortmund (Dienstag, 20 Uhr)Der Dolmetscher von Grafite übersetzte beunruhigende Dinge: "Ich fühle mich hier wohl und habe noch zwei Jahre Vertrag", sagte der Dolmetscher, "aber es hänge alles vom Klub ab". Grafites (Bild, rechts) brasilianischen Worten hätte der Übersetzer eine eigene Frage hinterherwerfen können: Wer ist der Klub? Wer ist der VfL Wolfsburg?Der Geschäftsführer, der Manager und der Trainer haben allesamt ihren Abschied verkündet - Alleinherrscher Felix Magath ist bald weg. Wer also plant die kommende Saison? Derzeit offenbar niemand, weil Magaths Demission ein sportliches Vakuum hinterlässt. Eine Situation, die einem Tabellenführer nach 31 Spieltagen in der Bundesliga noch nie widerfahren ist.Dabei hemmt vermutlich genau dieser erste Tabellenlatz die Verhandlungen mit den Geschäftsführer-, Manager-, Trainerkandidaten. Champions League? Uefa-Cup? Die Kandidaten warten wohl erst ab. Nach dem 1:4 in Stuttgart mehr denn je. Noch zwei Tore haben die Niedersachsen Vorsprung, und nun kommt ausgerechnet die Mannschaft des Moments, Borussia Dortmund, mit einer Sieben-Siege-in-Folge-Brust. Und was sagt der Klub zu alledem, Herr Grafite? "Der Klub ist mit dem Weggang von Magath beschäftigt."hum/Foto: Reuters

4 / 9
(Foto: N/A)

Bayern München - Bayer Leverkusen (Dienstag, 20 Uhr)Will man die Stimmung in einer professionellen Fußball-Liga messen, dann genügt es mitunter, sich die Quoten der englischen Buchmacher anzusehen. Lange Zeit - und damit ist die Zeit unter Jürgen Klinsmann gemeint - lag der FC Bayern auf Platz drei, vier oder gar fünf, wenn es um die beste Quote für einen Meistertipp ging. Zwei Spieltage unter Jupp Heynckes - und schon sind die Münchner zumindest in dieser Kategorie wieder Erster. Gerade einmal 2,15 Euro bekommt man, wettet man auf den FC Bayern als Meister. Tabellenführer VfL Wolfsburg rangiert mit einer Meisterquote von 3,75 weit dahinter. Auf Platz drei folgt Hertha BSC Berlin (4,75) vor dem VfB Stuttgart (8,00).Auf die Meisterschaft von Bayer Leverkusen kann man inzwischen nicht mehr wetten - was vor allem daran liegt, dass die Mannschaft in der Rückrunde nur einen Punkt mehr geholt hat als die TSG Hoffenheim. Gehässige Zungen könnten nun natürlich behaupten, dass man auf eine Meisterschaft von Bayer Leverkusen niemals wetten sollte, weil sie ohnehin nie eintreten würde. Aber das stimmt natürlich nicht.jüsc/Foto: Getty

5 / 9
(Foto: N/A)

FC Schalke 04 - VfB Stuttgart (Mittwoch, 20 Uhr)Mario Gomez, Mario Gomez, immer wieder Mario Gomez. Überall Mario Gomez. Der Stürmer beherrschte nach seinen vier Toren gegen Wolfsburg alle Sport-Schlagzeilen des Wochenendes. Kann er den VfB Stuttgart zum Meister schießen? Kann ihn der Klub halten? Wie viele Millionen ist er wert?Die Fragen könnten schnell in den Hintergrund geraten, falls Mario Gomez in Schalke nicht trifft und die Schwaben womöglich den Anschluss nach vorne verlieren. "Wer jetzt noch einmal Unentschieden spielt, ist Weg vom Fenster", sagt Horst Heldt. Für Niederlagen gilt selbstredend das gleiche.Apropos Horst Heldt. Schaut sich der Stuttgarter Manager schon einmal seinen neuen Arbeitsplatz an? Der Schalker Aufsichtsratschef Clemens Tönnies erhöhte den Druck auf alle Beteiligten, indem er verlautbarte, dass Heldt "zu uns will", wenn nicht jetzt, dann im kommenden Jahr. Heldt sagt dazu, dass ihn das nicht interessiere, eine deutliche Absage blieb aber bislang aus. Durch seine Vorstöße schafft Tönnies zumindest eines: Trotz abgeschlagener Mannschaft nimmt der FC Schalke eine Schlüsselposition im diesjährigen Titelkampf ein.hum/Foto: ddp

6 / 9
(Foto: N/A)

Energie Cottbus - Borussia Möchengladbach (Mittwoch, 20 Uhr)Hans Meyer (im Bild mit Johannes van den Bergh) ist schon ein lustiger Geselle, dem man einfach nicht böse sein kann. Ob man nun als Journalist abgewatscht wird oder als Spieler, es klingt bei ihm immer lustig und harmlos. Das muss sich am Wochenende auch der Gladbacher Stürmer Colautti gedacht haben. Sein Trainer hatte ihn nämlich bereits ausgemustert und für nicht tauglich befunden - da erzielt der Argentinier mit israelischem Pass doch glatt den 1:0-Siegtreffer gegen Schalke. Und was sagt sein Trainer, der ihn doch eigentlich lange Zeit verschmähte: "Niemand mehr als ihm habe ich das gegönnt. Er ist ein ganz sauberer Profi."Zum ersten Mal seit 163 Tagen steht Gladbach nach diesem Sieg auf einem Nicht-Abstiegsplatz, allerdings punktgleich mit Bielefeld und Cottbus - was die Begegnung zwischen Cottbus und Gladbach umso interessanter macht. "Beide Mannschaften müssen gewinnen", sagt Energie-Trainer Bojan Prasnikar trocken. Da hört man doch lieber die Vorschau von Hans Meyer: "Das ist eine Situation, in der ich bei dieser Weltwirtschaftskrise kein eigenes Geld setzen würde", sagte er und fügte hinzu: "Wer auf Mönchengladbach setzt, macht es auf jeden Fall richtig."jüsc/Foto: AP

7 / 9
(Foto: N/A)

Eintracht Frankfurt - Werder Bremen (Mittwoch, 20 Uhr)Bremens Trainer Thomas Schaaf musste am Sonntag etwas klarstellen. "Wir nehmen unsere Dinge ernst. Die Mannschaft hat die ganze Woche konsequent durchgezogen und sich mit einem Sieg für ein gutes Spiel belohnt", sagte er in seiner knorrigen Art. Seiner Mannschaft wurde unter der Woche vorgeworfen, ihr sei die Bundesliga so wichtig wie ein zusammengeknülltes Stück Papier - hin und wieder konnte man gar das Wort "Wettbewerbsverzerrung" hören. Warum sonst würden Spieler wie Diego und Pizarro für die Auftritte im DFB-Pokal und Uefa-Cup geschont? Nun hat Werder Bremen beim Spiel gegen den Hamburger SV bewiesen, dass die Mannschaft sehr wohl Lust haben kann auf die Bundesliga.Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass der SV Werder unbedingt innerhalb von 19 Tagen die komplette Saison des Nord-Rivalen zunichte machen wollte. Man darf deshalb gespannt sein, wie die Bremer die kommenden beiden Saisonspiele absolvieren, wo doch danach die Finals in den anderen Wettbewerben anstehen. Eintracht Frankfurt jedenfalls wäre nicht undankbar, wenn die Bremer die Dinge nicht ganz so ernst nehmen würden - schließlich benötigen die Frankfurter dringend einen Sieg, um den Klassenerhalt möglicherweise schon an diesem Spieltag zu sichern.jüsc/Foto: AP

8 / 9
(Foto: N/A)

Hamburger SV -VfL Bochum (Mittwoch, 20 Uhr)Der Hamburger SV kann einem leid tun: Nach drei Niederlagen in vier Spielen gegen den Nordrivalen Werder Bremen stehen die Hamburger vor einem Scherbenhaufen. DFB-Pokal weg, Uefa-Pokal weg, Meisterschaft im Grunde auch weg. Und dann werden sie von Bremern auch noch gedemütigt: Der HSV-Spielerbus wurde vor dem Sonntagsspiel von Papierkügelchen getroffen, in Memoriam an das verflixte Bällchen, das das HSV-Ende im Halbfinale des Uefa-Cups gegen Bremen drei Tage zuvor eingeleitet hatte.Stürmer Mladen Petric sah das Unheil schon vor Wochen kommen: "Wir können aus einer guten Saison eine hervorragende machen oder am Ende mit leeren Händen dastehen", sagte Petric. Die Hände sind ziemlich leer nach diesen Wochen (im Bild: Piotr Trochowski).Gegner Bochum hat alle Sorgen eines im Abstiegssumpf steckenden Vereins, und das macht es nicht unbedingt leichter für die armen Hamburger. Das Team des bei den Fans eher unbeliebten Marcel Koller liegt mit einem Pünktchen Vorsprung vor Gladbach, Bielefeld und Cottbus auf Platz 15. Immerhin haben die Bochumer einen konditionellen Vorteil gegenüber dem HSV, der am Mittwoch sein 51. Pflichtspiel bestreitet. Mit dem Uefa-Cup fremdelten sie schon immer, und die Mannschaft, die sie aus dem DFB-Pokal geworfen hat, hieß: Hamburger SV.sewi/Foto: AP

9 / 9
(Foto: N/A)

Arminia Bielefeld - TSG Hoffenheim (Mittwoch, 20 Uhr)Die ersten Glückwunsch-SMS waren bereits eingegangen am Freitagabend beim Stand von 2:1 gegen Leverkusen. Doch dann schoss Patrick Helmes das 2:2 für Leverkusen - in der 79. Spielminute. Fans anderer Vereine hätten ihr Mobiltelefon womöglich im Affekt aus dem Fenster geworfen, in Bielefeld jedoch hat man sich über die Saison eine gewisse Gemütsruhe angeeignet. Kein Wunder, bei 15 Unentschieden - das ist Liga-Spitzenwert.Die "Immerhin-ein-Punkt-Politik" beruhigt die Nerven, in der Tabelle aber geht es damit nicht voran. Arminia belegt derzeit den Relegationsplatz. Und das Restprogramm wirkt nicht gerade ermutigend: Dortmund und Hannover warten an den beiden letzten Spieltagen der Saison. Am Mittwoch geht es zunächst gegen Hoffenheim, das nach gefühlten 100 Jahren Erfolglosigkeit wieder das Gefühl des Siegens für sich entdeckt hat.Statistiken reißen den Bielefeld-Fan jetzt hin und her. Zum einen hat die Arminia in dieser Saison erst zweimal zu Hause gewonnen. Doch es gibt auch weniger gruseliges: Die Sport Bild veröffentlichte etwa das Ergebnis einer Umfrage unter Fußballfans, die ihre Lieblingsklubs bewerten sollten. Das Ergebnis: Bielefeld hat ein tolles Angebot an Fanartikeln. Allein die Parkplatzsituation ist verbesserungswürdig. Und auch die Toiletten könnten sauberer sein.In der Gesamtwertung belegt Bielefeld damit den 14. Platz - vor Hertha, Hannover, Bochum und dem KSC. Das ist zwar kein Spitzen-, aber eben auch kein Abstiegsplatz. Und so beruhigend wie ein Unentschieden ist es allemal.mikö/Foto: dpa

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: