Bundesliga: Vorschau:Rasenschach um die Schale

Neue, alte Attacken des FC Bayern vor dem Spitzenspiel beim FC Schalke 04, Mats Hummels mit "Klitschko-Gedächtnis-Maske", erheblicher Aderlass beim VfB Stuttgart. Die Vorschau

1 / 9
(Foto: N/A)

SC Freiburg - VfL Bochum (Samstag, 15.30 Uhr)Siege sind ein seltenes Glücksgefühl für den SC Freiburg und den VfL Bochum. Beide gewannen nur eines ihrer vergangenen zehn Spiele, beide gingen in dieser Saison erst sechsmal als Gewinner vom Platz und stecken deshalb mittendrin im Abstiegskampf. Die Zuversicht und den Humor haben sie in Bochum trotzdem nicht verloren: "Wer kann schon behaupten, mit 162 die beste Zeit noch von sich zu haben?", fragt ein neues Plakat, das für die Heimspiele des 1848 gegründeten Vereins wirbt.Es ist nicht das erste Plakat, mit dem der VfL sein Graue-Maus-Image auf die Schippe nimmt. Schon vor ein paar Wochen war in großen weißen Lettern zu lesen: "Wer ständig oben steht, ist nur zu feige für den Abstiegskampf!" Die Kampagne wirft natürlich Fragen auf: Hat die Bochumer Mannschaft zuletzt viermal verloren, nur weil sie Angst hatte, in der Tabelle plötzlich zu weit nach oben zu klettern und vor den eigenen Fans als feige zu dazustehen? (Bild: Bochumer Spieler nach der Niederlage gegen Frankfurt) Oder lässt der SC Freiburg den VfL am Samstag so alt aussehen, dass man ihm seine 162 Jahre nach Spielende auf den ersten Blick ansieht?Texte: David Bernreuther, Jürgen Schmieder, Thomas Hummel Foto: Getty

2 / 9
(Foto: N/A)

Borussia Dortmund - Werder Bremen (Samstag, 15.30 Uhr)Fußballspieler sehen manchmal furchterregend aus. Zum Beispiel wenn sie nach Knochenbrüchen im Gesicht schnellstmöglich wieder auf den Platz zurückkehren wollen. Dann tragen sie oft schwarze Platikmasken, die das halbe Gesicht verdecken und aus denen die Augen hell hervorstechen. Wie bei Zorro. Dortmunds Verteidiger Mats Hummels hat sich fünf Wochen nach seinem Unterkieferbruch (Bild) ein bislang unbekanntes Accessoire anfertigen lassen, um den gegnerischen Stürmern Angst einzuflößen. Trainer Jürgen Klopp nennt es einen "Vitali-Klitschko-Gedächtnis-Mundschutz". Was tut man nicht alles im Kampf um die internationalen Plätze.Auch Torsten Frings hätte so gerne mitgespielt. Weil Werder Bremen nach zuletzt drei Liga-Siegen in Folge wieder auf den dritten Platz und die Qualifikation zur Champions League schielt. Weil es gegen einen direkten Konkurrenten geht. Und weil er von 2002 bis 2004 selbst für Dortmund gespielt hat. Aber Frings muss zuschauen, er ist nach einer Roten Karte für ein Spiel gesperrt. Zu Unrecht wie er findet, weil er seinen Gegenspieler, den Nürnberger Thomas Broich, unabsichtlich mit der Hand im Gesicht getroffen habe. Broich ging zwar zu Boden, verletzte sich aber nicht ernsthaft und benötigt deshalb weder eine Zorro-Maske noch einen "Vitali-Klitschko-Gedächtnis-Mundschutz".Foto: dpa

3 / 9
(Foto: N/A)

1. FC Nürnberg - FSV Mainz 05 (Samstag, 15.30 Uhr)Irgendwann in der vergangenen Woche hat Raphael Schäfer (Bild) begonnen zu rechnen. Vielleicht war es auf der Heimreise nach der Niederlage in Bremen, vielleicht abends im Bett vor dem Einschlafen, vielleicht in der Kabine vor dem Training. Der Nürnberger Torwart sah sich die Tabelle an und das Restprogramm aller Abstiegskandidaten. Ob Schäfer im Kopf rechnete, seine zehn Finger zu Hilfe nahm oder vielleicht sogar einen Taschenrechner - darüber ist nichts bekannt.Nur das Ergebnis machte er öffentlich: Drei Siege aus den verbleibenden sechs Spielen würden dem FCN zum Klassenerhalt genügen. "Das reicht definitiv. Dann ist auch egal, was die Konkurrenz macht." Von den Zahlenspielen seines Kapitäns hält Trainer Dieter Hecking genauso viel wie von einer Heimniederlage am Samstag. "Wir brauchen nicht anfangen zu rechnen, wir sollten uns nur auf Mainz konzentrieren - das wird schwer genug", sagt Hecking.Foto: Getty

4 / 9
(Foto: N/A)

Eintracht Frankfurt - Bayer Leverkusen (Samstag, 15:30 Uhr)Mathematik ist zwar ein Fach, in dem vor allem Ottmar Hitzfeld zu glänzen weiß - doch auch in Frankfurt und Leverkusen hat die Rechnerei zum Ende der Saison begonnen. Nach den Siegen gegen den FC Bayern und VfL Bochum nämlich ist Frankfurt bis auf drei Punkte an den Hamburger SV und Platz sechs herangerückt, der wohl zur Qualifikation für die Europa League genügen dürfte. In Leverkusen dagegen rechnet man zweigleisig: Zum einen ist Tabellenführer Schalke 04 nur fünf Punkte entfernt, zum anderen jedoch sind es nur vier Punkte Vorsprung auf Borussia Dortmund.Eintracht-Trainer Michael Skibbe will seine Aufstellung wegen einiger Ausfälle "mit heißer Nadel stricken". Dagegen steht Leverkusen Nationalspieler Stefan Kießling (Bild) nach einer Muskelverletzung ebenso zur Verfügung wie der zuletzt gelbgesperrte Arturo Vidal. Michael Skibbe hat dieses Spiel deshalb zur Gretchenfrage verklärt: "Das wird eine Qualitätsfrage, wie sehr wir uns nach der Hinrunde verbessert haben." Foto: ddp

5 / 9
(Foto: N/A)

VfB Stuttgart - Borussia Mönchengladbach (Samstag, 15:30 Uhr)Was wird nur auf dem VfB Stuttgart? Jens Lehmann (im Bild mit Ehefrau Conny) wird seine Karriere beenden, Cacau den Verein verlassen, Ricardo Osorio ebenfalls. Aliaksandr Hleb ist viel zu teuer, als dass ihn der Verein ein weiteres Jahr von Barcelona ausleihen könnte und auch Linksverteidiger Christian Molinaro kostet nach seinen starken Auftritten eine Stange Geld, wenn ihn Juventus Turin überhaupt ziehen lässt. Nun wird auch Ex-Nationalspier Roberto Hilbert den Klub wohl verlassen und an Sami Khedira sollen einige große Vereine interessiert sein. Manager Horst Heldt hat ganz schön viel Arbeit.Dabei dürfte es durchaus entscheidend sein, ob der so schlimm gestartete VfB noch die Europa League schafft. Drei Punkte sind es noch zu Platz sechs. Ein Sieg gegen Mönchengladbach könnte Heldts Verhandlungsbasis schon verbessern, das Restprogramm (Hertha, Leverkusen, Bochum, Mainz, Hoffenheim) ist nicht das allerschwerste. Und so schwirren schon Namen durch das Schwabenland: Adrian Ramos von Hertha BSC oder Albert Bunjaku vom 1. FC Nürnberg etwa. Doch nach dem Abgang von Mario Gomez im vergangenen Jahr schwirrten so viele Namen durch Stuttgart, dass den Beobachtern bisweilen schwindlig wurde.Foto: ddp

6 / 9
(Foto: N/A)

FC Schalke 04 - FC Bayern München (Samstag, 15.30 Uhr)Draußen standen Zehntausende euphorisierte Menschen im Stau, die meisten dürften ein Lächeln im Gesicht getragen haben. Ivica Olic' 2:1 gegen Manchester machte mehr als 60.000 Menschen glücklich - nur drinnen gab es nach dem Spiel einen, der suchte Streit: Karl-Heinz Rummenigge. "Ich bin stocksauer auf die Geschäftsführung der DFL", schimpfte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern da. Es ging um den schlechten Rasen in Gelsenkirchen. Die Lizenzordnung schreibe einen ebenen Platz in gutem Zustand vor. "Dieser Platz ist weder eben noch in gutem Zustand."Nun ja, die heiße Phase in der Bundesliga hat eben begonnen, der FC Bayern sucht Angriffspunkte beim schärfsten Gegner. Vor dem Pokalspiel hatte sich Manager Christian Nerlinger leicht lächerlich gemacht mit seinen Vorwürfen Richtung Schalke, diese würde zu viele Fouls spielen. Nun also der Rasen.Dabei könnten die Münchner auf ihre Mannschaft vertrauen. Die fährt mit allen Profis zum vielleicht meisterschaftsentscheidenden Spiel, also mit Arjen Robben. Und auch der gegen Manchester gelbgesperrte Bastian Schweinsteiger ist wieder dabei. Und so verlegen sich die Sprachführer der Mannschaft auf sportliche Attacken: "Wir haben bisher noch jedes Spiel nach dem Motto 'Tod oder Gladiolen' gewonnen", sagte Trainer Louis van Gaal. Und sein Kapitän Mark van Bommel glaubt: "Schalke kann das nicht. Die stellen sich nur hinten rein. Wir spielen auf Sieg. Schalke kann das Spiel gar nicht machen."Ob Felix Magath das alles beeindruckt?Foto: dpa

7 / 9
(Foto: N/A)

1. FC Köln - Hertha BSC Berlin (Samstag, 18:30 Uhr)Bei vielen Bundesliga-Vereinen ist es üblich, die Trainingsleibchen zu kennzeichnen. Auf dem Shirt von Felix Magath etwa prangen die Initialen "FM", auf Thomas Schaafs Hemd steht "Coach" - weil in Bremen seit Jahren klar ist, wer damit gemeint ist. In Köln und Berlin gibt es so etwas nicht, Zvonimir Soldo und Friedhelm Funkel laufen in unbeflockten Jacken umher - und böse Zungen könnten behaupten, dass dies Absicht ist, weil das Equipment ohnehin bald dem Nachfolger übergeben werden müsse.Köln hat sich mit dem 4:1-Sieg in Hannover wieder ein wenig Luft verschafft, doch leistete sich Soldo den nahezu blasphemischen Akt, Lukas Podolski nicht einzusetzen - und überlegt nun, es gegen Berlin erneut nicht zu tun: "Er hat die ganze Woche trainiert. Aber wir haben noch Einheiten. Deswegen sage ich zu einer Aufstellung nichts."In Berlin dagegen haderte man unter der Woche immer noch dem nicht gegebenen Tor von Theofanis Gekas hinterher, bei dem Schiedsrichter Lutz Wagner (2.v.l.) hinterher zugegeben hatte, falsch gelegen zu sein. "Der Schiedsrichter hat uns das Tor geklaut. Es war ein glasklarer Treffer", klagte Sportdirektor Michael Preetz (2.v.r.) . Indes versucht Trainer Funkel (r.), den durchaus positiven Mini-Trend (vier Punkte aus zwei Spielen) fortzusetzen - er will ja kommende Saison wieder einen Trainingsanzug mit seinen Initialen tragen.Foto: Reuters

8 / 9
(Foto: N/A)

VfL Wolfsburg - 1899 Hoffenheim (Sonntag, 15:30 Uhr)Es ist die Krux des zweiten Jahres, die beiden Vereinen derzeit Probleme bereitet: Während Wolfsburg die erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte zu verarbeiten hat, absolviert Hoffenheim das Jahr zwei in der höchsten Spielklasse. Die Symptome ähneln sich: unzufriedene Stars, die sich zu Höherem berufen fühlen und mit Abgang drohen. Gestiegene Erwartungen bei den Fans und durchschnittliche Spieler, die nach einem Formhoch in der vergangenen Saison nun wieder auf normalem Niveau agieren.Und so spielt eben am Sonntag der Tabellenneunte gegen den Elften. Während sich Wolfsburgs Übungsleiter Lorenz-Günther Köstner (Bild) ohnehin nur als Krisenmanager und Übergangstrainer begreift, der bald wieder die Amateure betreuen soll, scheint Ralf Rangnick es mittlerweile leid zu sein, die sportliche Talfahrt moderieren zu müssen. Seinem Stürmer Vedad Ibisevic, der vor einer Woche statt querzulegen freistehend am Torwart scheiterte habe er "die Konsequenzen aufgezeigt, wenn so etwas im Ansatz noch einmal passiert". Welche das sein sollen, sagte Rangnick nicht. Vielleicht drohte er mit Rücktritt?Foto: dpa

9 / 9
(Foto: N/A)

Hamburger SV - Hannover 96 (Sonntag, 17:30 Uhr)Die fünfmal vier Meter große Tafel vor der Ostkurve der Hamburger Arena lässt keine Fragen offen: "Eine Stadt. Ein Finale. Ein Ziel", steht dort. Die Fans sehnen das Endspiel in der Europa-League im Hamburger Stadion herbei, mit Beteiligung des Heimvereins selbstredend. Das 2:1 gegen Standard Lüttich (Bild: Ruud van Nistelrooy nach dem 2:1) lässt die Hoffnung leben. In der Bundesliga indes droht der Klub nach einem Pünktchen aus den letzten drei Spielen selbst die Qualifikation für die nächste Europa-League-Saison zu verspielen.. Trainer Bruno Labbadia macht vor allem das Verletzungspech für die Misere verantwortlich: "Ich will nicht immer wieder mit der alten Leier anfangen. Aber das ist eines unser größten Probleme in der Saison."Harmlos erscheinen Labbadias Probleme im Vergleich zu jenen in Hannover. "Der Abstieg wäre das allerschlimmste Szenario, sportlich und wirtschaftlich", sagt Präsident Martin Kind. Mit 23 Punkten rangieren die Niedersachsen auf dem vorletzten Tabellenplatz und haben ein überaus schwieriges Restprogramm: Es geht jetzt gegen Hamburg, Schalke, Bayern und Leverkusen.Foto: dpa

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: