Bundesliga:Genugtuung für Rangnick, ein kleiner Sekt für Dardai

Der Sieg gegen den BVB tut Leipzigs Manager ziemlich gut. Herthas Dardai kann ebenfalls durchatmen. Und Mats Hummels hat einfach Glück. Die Genießer des Spieltags.

Joel Pohjanpalo

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(Foto: AFP)

Polarlichter funkeln in Finnland in solcher Regelmäßigkeit am Nachthimmel, dass sie eine touristische Attraktion sind. In Deutschland schimmern die leuchtenden Bänder höchstens ein paar Mal im Jahr. Noch seltener schießt ein Stürmer von Bayer Leverkusen einen Hattrick, zuletzt gelang das Ulf Kirsten 1997 gegen Bayern München. Beim 3:1-Sieg gegen den Hamburger SV war dieses seltene Ereignis aber wieder zu beobachten - und natürlich sorgte ein Finne für die leuchtende Show. Joel Pohjanpalo kam als Joker in die Partie, drehte das Spiel und genießt nach zwei Spieltagen seine unglaubliche Effizienz von vier Treffern bei vier Versuchen. Wenn der 21-jährige Finne weiter so konsequent netzt, kommen bald vielleicht sogar finnische Touristen nach Leverkusen. (tbr)

Mats Hummels

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(Foto: AFP)

Wenn es um die fußballerischen Talente von Mats Hummels geht, wird oft seine beckenbauereske Spieleröffnung gelobt, dabei ist die Hauptaufgabe des 27-Jährigen das Verteidigen. Genau damit hatte er gegen Schalke einige Probleme, gerade in der Disziplin Grätschen. Zweimal setzte er signifikant an: gegen den überraschend flinken Naldo in der 17. Minute, es gab Gelb; und gegen den erwartet flinken Yevhen Konoplyanka in der 38. Minute. Da zog Schiedsrichter Manuel Gräfe weder die gelbe Karte, noch gab er einen Elfmeter, was so mancher für berechtigt gehalten hätte. Hummels atmete durch und genoss das Gefühl, noch einmal davongekommen zu sein. Auch die Spielgestaltung überließ er gegen Schalke einem anderen: Das 1:0 bereitete sein Partner Javi Martinez elegant vor. Beckenbauer hätte es nicht besser gekonnt. (tbr)

Nils Petersen

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(Foto: dpa)

Nils Petersen schoss demonstrativ ins untere linke Eck, blickte dem Ball nach, wie er einschlug, und machte sich auf den Weg Richtung Eckfahne, wo der 27-Jährige wild mit der Faust in die Luft prügelte. Endlich konnte er es wieder genießen, vom Punkt anzutreten. Wenige Wochen vorher hatte Petersen es im Olympia-Finale unten rechts versucht - und war gescheitert. Es war der entscheidende Fehlversuch im Elfmeterschießen gegen Brasilien. Das 3:1 in der 88. Minute gegen Borussia Mönchengladbach schien eine Befreiung von dieser Last zu sein. Petersen war erst in der 82. Minute eingewechselt worden, entschied mit seiner Torvorlage zum 2:1 und dem eigenen Treffer die Partie. Der Freiburger Stürmer genoss seinen Elfmeter - vielleicht noch ein bisschen mehr, weil er nicht mehr so bald im Stadion Maracanã vom Punkt antreten muss. (tbr)

Pal Dardai

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(Foto: Matthias Balk/dpa)

Vor seiner Trainerkarriere hat Pal Dardai 286 Bundesligaspiele für Hertha BSC gemacht. Er weiß, wie schnell der Verein in Berlin schlecht geredet wird. Und war nicht wieder alles schlecht, nachdem die Hertha zum Ende der vergangenen Saison erst den Startplatz für die Champions League verzockte, dann in der Europa-League-Qualifikation an Bröndby Kopenhagen scheiterte und fast vom Drittliga-Aufsteiger Jahn Regensburg aus dem DFB-Pokal gekegelt wurde? Bei den Buchmachern war Dardai deshalb zu einem der Top-Favoriten für die erste Trainerentlassung der Saison avanciert. "Ich werde jetzt keinen großen Sekt öffnen", hat der Ungar nach dem Sieg beim FC Ingolstadt in der ihm eigenen Knurrigkeit gesagt - eine kleine Flasche aber vielleicht schon. Denn die ersten beiden Spiele einer Saison hat Hertha noch nie gewonnen. Für das Berliner Umfeld hatte Dardai dennoch einen Ratschlag parat: "Wir sollten nicht alle gleich wieder über die Champions League reden." Ein paar Tage Ruhe darf er nun genießen. (cdo)

Mario Gomez

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

"Mega-happy" war Mario Gomez schon vor seinem Debüt für den VfL Wolfsburg, womit er aufgrund der gedanklichen Absetzbewegungen, die es zuletzt innerhalb der Mannschaft von Dieter Hecking gegeben hatte, ziemlich alleine dastand. Nach der Europameisterschaft wollte Gomez eigentlich zu einem Verein wechseln, der in der Champions League spielt. Doch der 31-jährige Stürmer hat in diesem Sommer auch geheiratet. Er ist offenbar entschlossen, ein glücklicher Mensch zu werden. Also stand Gomez am Samstag in den Katakomben der Arena in Wolfsburg, nestelte an seinem Poloshirt herum und lächelte milde, obwohl ihm beim torlosen Unentschieden seines Bundesliga-Comebacks gegen Köln nur wenig gelungen war. Gomez war 9,5 Kilometer gelaufen, hatte 24 Ballkontakte, aber nach einem Schuss in der Anfangsphase kam nicht mehr viel vom neuen Stürmer der Wölfe, der auch Hoffnungsträger sein muss, solange es Julian Draxler vorzieht, mit seinem Schicksal zu hadern. Also sagte Gomez: "Mit einem richtig spritzigen, zu 100 Prozent fitten Gomez hätten wir heute sicher gewonnen." Und lächelte. (cdo)

RB Leipzig

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(Foto: AFP)

Bei seinem ersten Auftritt im Aktuellen Sportstudio des ZDF hatte Ralf Rangnick 1998 an einer Magnettafel die Viererkette ohne Libero erklärt, seither wurde der Schwabe als Fußballprofessor verspottet. Einen akademischen Einleitungssatz brauchte der Sportdirektor von RB Leipzig zwar auch am Samstagabend, als er auf die Leistung seiner Mannschaft gegen Borussia Dortmund zu sprechen kam. Dann aber ließ Rangnick seiner Euphorie freien Lauf: "Um es in der Fußballer-Sprache zu sagen: Es war einfach nur geil." Der Sieg gegen den BVB, dessen Fans das Image der potenten Leipziger Emporkömmlinge mit am lautstärksten kritisiert hatten, war für Rangnick eine besondere Genugtuung. Er genoss jedoch auch, dass die Personalentscheidungen vor der Saison ziemlich richtig gewesen sein könnten: "Die Mannschaft hat bis zum Schluss auf Sieg gespielt. Und solche Wechsel wagt nicht jeder Trainer", sagte Rangnick. Denn wer hat die Mannschaft einfach nur geil zusammengestellt und den Trainer einfach nur geil aus Ingolstadt abgeworben? Eben. (cdo)

Mainz gegen Hoffenheim

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Als der Pfiff im Mainzer Stadion das Spiel beendete, dürften die Zuschauer genauso verschwitzt gewesen sein wie die Profis auf dem Platz. Denn was die Spieler auf dem Rasen veranstalteten, trieb den Puls beider Fan-Lager in ungesunde Regionen und torpedierte das Genusszentrum im Gehirn geradezu. Acht Tore, eine rote Karte, Dramatik pur. Mainz und Hoffenheim lieferten sich ein wildes 4:4 (4:1). Die Mainzer sahen bis zu einem verhängnisvollen Platzverweis in der 58. Minute wie die klaren Sieger aus. Dann starteten die Hoffenheimer eine furiose Aufholjagd, die mit dem Ausgleich belohnt wurde. Am Ende, als beide Mannschaften den obligatorischen Gang in die Kurve zu den Fans antraten, wurden die Mainzer genauso gefeiert wie die Hoffenheimer. Das war die Reaktion von Fußball-Fans, die ein köstliches Bundesliga-Spiel genießen durften. (tbr)

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