Bundesliga:Fohlenparade

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Volltreffer aus der Schweiz: Mönchengladbachs neuer Mittelfeldspieler Denis Zakaria, verpflichtet von Young Boys Bern. (Foto: Martin Meissner/AP)

Borussia Mönchengladbach beschäftigt in dieser Saison eine außergewöhnliche Masse an Talenten. Das befeuert Debatten im Klub. Doch der Gladbacher Manager Max Eberl hält seine mutige Transferphilosophie für alternativlos.

Von Ulrich Hartmann

In die niederrheinische Vorfreude beim offiziellen Saisonauftakt am Sonntag platzte Torwart Tobias Sippel mit einer betrüblichen Mitteilung: "Ich habe kaum geschlafen letzte Nacht", sagte Borussia Mönchengladbachs Ersatzkeeper mit verräterischem Grinsen, so dass jedem schnell klar wurde, dass der ironiebegabte Torwart unter dem am Vorabend verlorenen Elfmeterschießen gegen Hoffenheim nicht zu sehr gelitten hatte. Nachdem die Gladbacher als Gastgeber des Telekom Cups mit Nachwuchstorwart Moritz Nicolas schon ihr Halbfinale gegen Werder Bremen im Elfmeterschießen (3:5) verloren hatten, standen sie nach dem zweiten Shoot-out mit Sippel gegen Hoffenheim (5:6) als Turnierletzter da - obwohl sie in ihren beiden 45-minütigen Partien zweimal 0:0 gespielt hatten. Ohne Gegentor ging sonst nur der FC Bayern aus dem Turnier, aber der durfte sich als Sieger mit magentafarbenem Glitter berieseln lassen.

Die Gladbacher hatten bereits die vorangegangene Auflage dieses Einladungsturniers im Januar in Düsseldorf (0:1 gegen Mainz, 0:2 gegen Düsseldorf) als Letzter beendet, aber während Trainer Dieter Hecking damals frisch im Amt und mit der Leistung seiner Mannschaft unzufrieden war, wollte er diesmal kein kritisches Wort verlieren: "Ich sehe zwei positive Dinge", sagte er, "wir haben 90 Minuten kein Gegentor zugelassen, und viele junge Spieler haben sich bewährt." Die Debatte um die Masse an Talenten wird in Gladbach seit der mauen Vorsaison befeuert, aber Manager Max Eberl stellt immer wieder klar, dass die Transferphilosophie der Borussia keine Alternativen gestatte. Nachdem Innenverteidiger Matthias Ginter für 17 Millionen Euro aus Dortmund, Mittelfeldmann Denis Zakaria für zehn Millionen von Young Boys Bern und Flügelstürmer Vincenzo Grifo für sechs Millionen vom SC Freiburg verpflichtet wurde, achten die Gladbacher nun auf jeden Cent.

Am Samstag war daher die Fohlenparade eine besonders interessante Veranstaltung. Zum Einsatz kamen der 17 Jahre alte Franzose Mickael Cuisance von AS Nancy (Mittelfeld), der Paraguayer Julio Villalba, 18, aus Asuncion (Angriff), der geliehene Engländer Reece Oxford, 18, aus West Ham (Innenverteidigung) sowie Florian Mayer, 19, und Marco Komenda, 20, aus der eigenen zweiten Mannschaft. Cuisance und Mayer verschossen später zwei Elfmeter.

An diesem Montag lassen die Borussen das bedeutungslose Malheur auch geografisch hinter sich. Sie reisen zum wiederholten Male zum Trainingslager an den Tegernsee und lassen es sich dort in einem Luxushotel in Rottach-Egern gut gehen. Sind die Gladbacher erst wieder weg, logiert hier anschließend der FC Liverpool mit Trainer Jürgen Klopp, der Anfang August beim Audi-Cup des FC Bayern mitspielt.

© SZ vom 17.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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