Bundesliga: Elf des Spieltags:Ein Cordon Bleu in München

Thomas Tuchels Schnitzeljagd mit dem schönsten Treffer und dem schönsten Hacken-Treffer. Ein Torjäger schießt am leeren Gehäuse vorbei und Manuel Neuer wird zum Doktor. Die Elf des Spieltags.

1 / 11
(Foto: dapd)

Thomas Tuchels Schnitzeljagd mit dem schönsten Treffer und dem schönsten Hacken-Treffer. Ein Torjäger schießt am leeren Gehäuse vorbei und Manuel Neuer wird zum Doktor. Die Elf des Spieltags. Adam Szalai Was für ein Tor! Ein Müller-Tor! Ein weltmeisterliches Müller-Tor! Die Mainzer spielten zwar auch in der zweiten Halbzeit noch ihren aggressiven, munteren Stil, doch viel wies nicht darauf hin, dass die Himmelsstürmer aus Rheinhessen noch einen Treffer erzielen würden. Bis Schürrle quer über den Platz sprintete, den Ball mit der Pike nach innen gab, wo Adam Szalai den Ball mit dem Rücken zum Tor annahm, sich drehte und die Kugel ins Netz drosch. Die gleiche Bewegung wie einst Gerd Müller beim 2:1 im WM-Finale 1974. Ein Müller-Tor in München von einem Ungarn im Mainzer Dress - den Spielern von Trainer Thomas Tuchel scheinen derzeit keine Grenzen gesetzt. Texte: Thomas Hummel und Johannes Aumüller

Bundesliga: Elf des Spieltags

Thomas Tuchel

2 / 11
(Foto: dapd)

Wann wird diesem Thomas Tuchel, 37-jähriger Fußballlehrer aus Krumbach in Bayerisch-Schwaben, eigentlich schwindlig und mulmig? Er spricht stets davon, die Tabelle interessiere ihn nicht, alleine die nächste Aufgabe, allein das Einstellen der Mannschaft auf den nächsten Gegner. Als würde sich ein Bundesliga-Trainer auf einer Art Schnitzeljagd befinden. Diesmal fand der FSV Mainz nach Anleitung seines Trainers ein echtes Wiener Kalbsschnitzel in München. Fast schon ein Cordon Bleu. Und zwar mit mutigem Pressing, mit Flachpassspiel, mit endlosen Laufwegen und riesigem Selbstbewusstsein aller Spieler. Wohin das Mainzer Mirakel nach sechs Siegen zum Saisonauftakt führt, ist ungewiss. Aber dieser Augenblick gehört dem FSV und vor allem seinem Trainer.

Bundesliga: Elf des Spieltags

Daniel Van Buyten

3 / 11
(Foto: dapd)

Der FC Bayern hat viel investiert in den vergangenen Jahren in seinen Angriff. Miroslav Klose: etwa zehn bis zwölf Millionen Euro. Arjen Robben: 24 Millionen, Franck Ribéry: 25 Millionen. Mario Gomez: etwa 30 Millionen. Dazu die Schnäppchen Ivica Olic (ablösefrei) und Thomas Müller (eigene Jugend). Doch egal, wer da gerade vorne spielt: keiner trifft. Und so ist es am Ende der Spiele des FC Bayern derzeit immer dasselbe. Louis van Gaal sucht Blickkontakt mit Daniel Van Buyten: Komm, geh nach vorne, das wird nichts mehr mit den Stürmern! Und Van Buyten, der Verteidiger, geht nach vorne und ist der mit Abstand torgefährlichste Bayern-Stürmer. Diesmal kratzte der Mainzer Torwart Wetklo einen Schuss von Van Buyten noch von der Linie. Und irgendwann wird sich Louis van Gaal überlegen müssen: Soll ich den Van Buyten nicht gleich nach vorne schicken. Und Mario Gomez vielleicht verteidigen lassen?

Bundesliga: Elf des Spieltags

Manuel Neuer

4 / 11
(Foto: dpa)

Aus Gelsenkirchen gibt es derzeit nicht viel Beglückendes zu melden. 2:2 gegen Mönchengladbach, mit diesem Tipp haben höchstens ein paar Dortmund-Anhänger viel Geld verdient. Allein im Tor hat Trainer Felix Magath mit seiner neuen Mannschaft wirklich kein Problem. Manuel Neuer hält den allerhöchsten Ansprüchen stand, und nun ist auch bekannt, dass er eine medizinische Ausbildung hinter sich hat: Zu dem Umstand, dass ihm der Mönchengladbacher Marco Reus nach fünf Minuten auf den Finger getreten war, sagte Neuer: "Er hat mich in der Szene getroffen, mir ist die Kapsel raus gesprungen, aber ich habe sie selbst wieder reingedrückt." Neuer spielte selbstverständlich durch.

Bundesliga: Elf des Spieltags

Wesley

5 / 11
(Foto: Bongarts/Getty Images)

Die Bremer und ihre Brasilianer, das ist eine recht zweischneidige Sache. Da sind einerseits die Erinnerungen an ihren Zauber-Diego. Und da sind andererseits die Erinnerungen an Carlos Alberto, der ein einziges teures Missverständnis blieb. Nun haben sie mit Wesley wieder einen Brasilianer und es deutet sich zumindest eine interessante Verbindung an. Der Mittelfeldspieler Wesley ist zu allen möglichen Schandtaten bereit, zum Beispiel als Rechtsverteidiger zu spielen wie gegen den HSV. Und so einiges mehr. "Er hat leider sehr kleine Hände, sonst könnten wir ihn auch noch als Torwart einsetzen", sagte sein Trainer Thomas Schaaf. Dabei weist Wesley auf die Brasilianer-typischen Probleme hin: "Ich muss mich auf die Kälte einstellen. Ich friere jetzt schon, obwohl es noch gar nicht so kalt ist." Als Torwart könnte er immerhin eine lange, dicke Hose anziehen.

Bundesliga: Elf des Spieltags

Demba Papiss Cissé

6 / 11
(Foto: Bongarts/Getty Images)

Da lag der Demba Papiss Cissé im Strafraum und wusste nicht so recht wohin mit sich, mit seinen Gedanken. Das Tor war leer gewesen. Leer! Leerer geht nicht! Bei den Wolfsburgern hatte einer das Abseits verschlafen, weshalb zwei Freiburger alleine vor VfL-Torwart Benaglio auftauchten. Der Querpass landete bei Papiss Cissé, dem einzigen Badener, der derzeit das Tor trifft. Er hatte in Wolfsburg bereits das 1:1 und damit sein sechstes Tor im sechsten Spiel erzielt, und nun also das siebte. Denn das Tor stand leer! Doch Demba Papiss Cissé schoss am leeren Tor vorbei. Und weil Freiburg das Spiel anschließend noch verlor, wird er immer noch nicht so recht wissen, wohin mit sich und seinen Gedanken.

Bundesliga: Elf des Spieltags

Kevin Großkreutz

7 / 11
(Foto: dpa)

Es ist wirklich zu blöd, dass Bundestrainer Joachim Löw an Lukas Podolski so einen Narren gefressen hat - vor allem für Kevin Großkreutz (Bild links). Denn so, wie der 22-jährige Dortmunder in diesen Tagen spielt, wäre eine Nominierung für die Startelf der Nationalmannschaft die logische Konsequenz. Gegen St. Pauli überragte er auf der linken offensiven Mittelfeldseite und erzielte zwei Treffer, einen davon sogar per Kopf, obwohl Kopfballtore des immerhin 1,87 Meter großen Großkreutz noch seltener sind als Kopfballtore von Lukas Podolski. Aber bei Trainer Klopp scheint eben jeder dazuzulernen.

Bundesliga: Elf des Spieltags

Lukas Podolski

8 / 11
(Foto: dapd)

Doch bevor sich der 1. FC Köln und Lukas Podolski nun beschweren, dass der 25-Jährige nach diesem Spieltag zu schlecht wegkommt: Auch Podolski hat sich seine Nominierung für die Elf des Spieltags verdient. Zum einen, weil er gegen Hoffenheim ein Tor schoss (nicht mit dem Kopf, sondern natürlich mit dem linken Fuß), zum zweiten, weil er in diesem Spiel der beste Kölner war, und zum dritten, weil er sich tatsächlich als so etwas wie ein "Leitwolf" erwies, seine Mitspieler antrieb und viel rackerte. Eine Nachricht, die unter anderem auch Joachim Löw erfreuen dürfte. Denn sollte sich dieser Trend verfestigen, könnte er Podolski bald auf die derzeit unbesetzte Leitwolf-Rolle im Mittelfeld schieben und der Platz im linken vorne wäre für Großkreutz frei.

Bundesliga: Elf des Spieltags

Fin Bartels

9 / 11
(Foto: REUTERS)

Für einen kurzen Moment sah es so aus, als seien diese so unheimlich dominierend und so unheimlich sicher auftretenden Dortmunder doch schlagbar. Schnell kombinierten die Paulianer, von halbrechts kam der Ball zu dem an der Strafraumgrenze lauernden Fin Bartels, der gar nicht lange zögerte und mit der Hacke Rouven Hennings bediente. Der schoss, und schon stand es nach 26 Minuten zwischen Pauli und Dortmund 1:1. Dass es 64 Minuten später überhaupt nicht mehr so aussah, als seien diese so unheimlich dominierend und so unheimlich sicher auftretenden Dortmunder schlagbar - okay, aber immerhin war den Gastgebern dank Fin Bartels ein sehr sehenswerter Treffer gelungen. An jedem normalen Spieltag hätte Bartels die Wahl zum schönsten Tor mit Hacken-Beteiligung gewonnen, doch an diesem Spieltag gab es ja noch ...

Bundesliga: Elf des Spieltags

Ruud van Nistelrooy

10 / 11
(Foto: AP)

Fast 500 Tore hat Ruud van Nistelrooy in seinem Fußballerleben erzielt, 17 davon für seinen derzeitigen Verein, den Hamburger SV. Es lässt sich ja drüber streiten, ob dieser Treffer zum zwischenzeitlichen 1:2 gegen Bremen das schönste seiner 500 Fußballerleben-Tore war, das schönste seiner 17 Hamburger Tore war's auf jeden Fall. Von rechts passte der eingewechselte Jonathan Pitroipa scharf nach innen, vor dem Tor kommt "Van the Man" mit dem Absatz an den Ball, der noch den am Boden liegenden Bremer Per Mertesacker anschießt und dann genüsslich beobachten kann, wie der Ball langsam über die Linie kullert. An jedem normalen Spieltag hätte Ruud van Nistelrooy die Wahl zum schönsten Hacken-Tor des Spieltags gewonnen, doch an diesem Spieltag gab es ja noch ...

Bundesliga: Elf des Spieltags

Sami Allagui

11 / 11
(Foto: REUTERS)

Ja, tatsächlich. Nicht nur in der Wertung des schönsten Tores des Wochenendes liegt ein Mainzer vorne (eindeutig: Adam Szalai), sondern auch in der Wertung des schönsten Hacken-Tores. Sami Allagui lenkte den Ball nach dem Holtby-Pass ins Münchner Netz. Den Mainzern scheint im Moment einfach alles zu gelingen. Und so dürfen sich einige von ihnen bereits für die Elf des siebten Spieltags bereitmachen.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: